Zur Rolle des Kindergeldes bei der Bekämpfung der Armut von Familien mit Kindern
Kinderarmut ist eine der sozialen Herausforderungen des Jahrzehnts. Etwa 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Haushalten mit einem Einkommen auf Sozialhilfeniveau. Nach den Kriterien der EU ist etwa jedes achte Kind in Deutschland von Armut bedroht. Kinderarmut ist immer Eltern- und Familienarmut. Dabei kristallisiert sich schnell heraus, dass bestimmte Haushaltskonstellationen – z.B. Alleinerziehende und/oder Haushalte mit vielen Kindern – besonders stark von Armut betroffen sind. Es hat gute Gründe, dass eine kontroverse Debatte über die sozialstaatlichen Antworten auf die Armut von Kindern und Familien entbrannt ist. Kein Zweifel kann daran bestehen, dass es dabei wesentlich um die materielle Armut von Familien geht, in denen Eltern in der Erwerbsphase ihres Lebens von ihrem Einkommen aus Erwerbsarbeit, Unterhalt- und Sozialtransfers ihren eigenen und/oder den Lebensunterhalt ihrer Kinder nicht finanzieren können. Fraglich ist, wie das Einkommen dieser Familien so erhöht werden kann, dass halbwegs zielgenau alle betroffenen Haushalte in ausreichender Weise erfasst werden. Im Folgenden wird besonders das Kindergeld als Instrument der Armutsbekämpfung einer kritischen Betrachtung unterzogen. Dazu wird in Geschichte und Systematik des Kindergelds eingeführt. Danach werden Optionen der Weiterentwicklung diskutiert. Einer besonderen Kritik wird der Vorschlag unterzogen, als Sofortmaßnahme das Kindergeld von der Anrechnung auf Grundsicherungsleistungen freizustellen. Abschließend wird für ein integriertes Konzept der Bekämpfung der Kinder- und Familienarmut plädiert, das sowohl den Arbeitsmarkt als auch die Sozialtransfers einbezieht.
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