Die aktuellen Diskussionen über die Nahrungsmittelkrise und die Rolle der Landwirtschaft in den Ländern des Südens bergen eine große Chance für die Durchsetzung einer sozial und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaftspolitik. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass die kapitalistische, exportorientierte, industrielle und von wenigen großen Konzernen gesteuerte Agroindustrie Erfolg damit haben wird, die Landwirtschaft umfassend umzugestalten sowie ihrer Kontrolle und der der kapitalistischen Verwertungsbedingungen zu unterwerfen. Dazu gehört die Wiederbelebung der „Grünen Revolution“, die in Afrika in den 1990er Jahren gescheitert ist. Ein Hauptgrund für den damaligen Misserfolg war der Rückgang öffentlicher Gelder sowie der Entwicklungshilfe für den landwirtschaftlichen Sektor, der nicht mehr als Adressat einer armutsorientierten Wachstumsstrategie angesehen wurde. Die landwirtschaftliche Förderung konzentrierte sich auf Exportprodukte wie Kaffee und Kakao, später auf Schnittblumen und Obst und andere Produkte mit angeblichen “Standortvorteilen.“ Die Lebensmittelimporte aus den USA und der EU, verbilligt durch die Subventionen, sowie der erzwungene Zollabbau auf Importprodukte trieben viele einheimische landwirtschaftliche Betriebe in den Bankrott und schienen sie überflüssig zu machen. So gerieten viele afrikanische Länder in einen Teufelskreis: Die Förderung des Landwirtschaftssektors sowie der Anbau von Nahrungsmitteln für die eigene Bevölkerung gingen rapide zurück und sinkende Weltmarktpreise, auch durch das Auslaufen internationaler Abkommen wie das Kaffeeabkommen, reduzierten die Einkommen. Das Beispiel Kenia zeigt das Ausmaß dieser Fehlentwicklung: Bis in die 1980er Jahre versorgte sich Kenia wie viele andere Länder mit Grundnahrungsmitteln selbst, heute importiert Kenia 80 Prozent seiner Lebensmittel.
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