Die Menschen, die im 20. Jahrhundert lebten, hatten nicht nur eine Biographie, sondern zwei oder mehrere. Breiteste Schichten, die mit den Existenzbedingungen unzufrieden waren, zerbrachen die Gesellschaftsstrukturen und suchten nach einer anderen Zukunft. Oft genug zeigte es sich im Nachhinein, daß die Aufbrüche in Irrwege, in Verbrechen, in Kriege führten. Oder, ganz anders: Die Visionen ließen sich nicht oder nur ungenügend in Realität umsetzen, die Energien, die gerade noch zu Anfängen eines menschlichen Miteinanders geführt hatten, versickerten. Bei all diesen Wendungen brachen die Biographien der Beteiligten wie auch der scheinbar Unbeteiligten entzwei. Neue Werte, auch Unwerte, legten sich auf das Gedachte, Gewollte und Getane, Lebenspläne scheiterten, tiefe Ungerechtigkeiten erschütterten die Charaktere, Gesundheit und Besitz wurden zerstört. In keinem Jahrhundert starben so viele Menschen eines gewaltsamen, eines viel zu frühen Todes wie im zwanzigsten.
Inhalt
- Dichter und Literaturforscher im gemeinsamen Nachdenken über die Zeit (S. 9)
- Zeiten-Brüche (S. 11)
- Peter Gosse: Schmerzfühligkeit, Weltfühligkeit (S. 13)
- Klaus Werner: Das Janusgesicht der Revolutionen. Zu einem Dilemma und Vermächtnis »linker« Literatur und Literaturwissenschaft (S. 17)
- Andreas Herzog: Jüdische Renaissance und jüdischer Messianismus. Literarische Selbstverständnisse und Sinnentwürfe zwischen Jahrhundertwende und Erstem Weltkrieg (S. 31)
- Klaus Schuhmann: Schwerter-Zeiten in der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts (S. 51)
- Willi Beitz: Solochov und das »Zeitalter des totalen Krieges« (S. 73)
- Günter Mieth: Ernst Bloch und Friedrich Schiller (S. 87)
- Dietrich Löffler Der deutsch-deutsche Literaturaustausch in den siebziger Jahren (S. 97)
- Walfried Hartinger: Christa Wolfs Erzählung Was bleibt und der deutsch-deutsche Literaturstreit (S. 111)
- Horst Haase Zum historischen Standort der DDR-Literatur (S. 125)
- Ilse Nagelschmidt: Brüche, Spannungen und Kontinuität. Texte nach 1989 in Ostdeutschland (S. 135)
- Stephen Brockmann: Brecht und die deutsche Nation (S. 149)
- Volker Braun An Klopstocks 200. Todestag (S. 165)
- Christel Hartinger: Gedichte im Gespräch. Nachgeborene Dichtung, dialogisiert mit Texten Bertolt Brechts (S. 169)
- Ralph Grüneberger: Brecht mit Schuhmann lesen (S. 197)
- Roland Opitz: Ein junger Mann namens Hans Kast (S. 205)
- Antonia Opitz: Volker Brauns Gedicht Plinius grüßt Tacitus. Gedanken beim Häuten einer »Zwiebel aus Sinn« (S. 233)
- Christiane Schulz: »Das Schrecklichste der Welt sind blinde Eltern«. Verwandlung und Krankheit zum Tode in Anna Seghers’ nachgelassener Erzählung Jans muß sterben (S. 249)
- Klaus Pezold: »Lang wußt ich nicht, daß es noch Störche gibt.« Zum Thema Natur und Naturbedrohung im Werk von Günter Grass (S. 271)
- Anna Chiarloni: Günter Kunert, Lehren ziehen. Eine Interpretation (S. 283)
- Annemarie Mieth: Zum Umgang mit einem Stück voller Frust, Gewalt und »gestelzter Sätze«: Fegefeuer in Ingolstadt von Marieluise Fleisser (1924/1926) (S. 291)
- Norbert Honsza: Modernisierte Trivialmythen-Konzepte: Elfriede Jelinek (S. 303)
- Heinz Klunker: »Ein Theatertier bin ich nicht.« Elfriede Jelineks Anfänge als Bühnenautorin (S. 313)
- Werner Jung: Von vorletzten und letzten Dingen Anmerkungen zu Botho Strauss (S. 325)
- Peter Gugisch: Fühmanns Rumpelstilzchen (S. 333)
- Dorothea Gelbrich: »Ich bin ein Dichter und kein Zeitgenosse.« Peter Hacks’ Historien – Vorgriffe als Rückgriffe (S. 345)
- Michael Masanetz: »Tod als Heimkehr«. Christoph Heins Der fremde Freund: eine Variation über das Utopie-Thema (S. 365)
- Peter Geist: Reprisen, Übermalungen, Anverwandlungen – Konstruktion von DDR-Erfahrung in Gedichten jüngerer und junger Ostdeutscher (S. 397)
- Verzeichnis der schriftlichen und medialen Publikationen von Klaus Schuhmann (S. 419)
- Zu unseren Autoren (S. 435)
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., Leipzig 2005. 438 S.
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