Selbstdokumentation eines DDR-Historikers 1983 bis 2000. von Helmut Bock
Texte-Reihe 8 der RLS
Aus der Einleitung
»Wenn ich in diesem Buch über Frieden und Unfrieden, wo nicht gar über Krieg seit dem Anfang der Neuzeit spreche, so geschieht dies am Ende des 20. Jahrhunderts. Als Zeitgenosse einer welthistorischen Entscheidung: des Zusammenbruchs von Staaten und Gesellschaften, wodurch in Ost-Mittel-Europa und dem von der Sowjetunion gleichfalls beherrschten Teil Asiens das Ende des staatsmonopolistischen Sozialismus besiegelt wurde. Ich erinnere mein gelebtes Denken vor, in und nach der ›Wende‹ als jemand, der den konkret geschehenen Umbruch akzeptiert, jedoch nicht bevorzugte. Dabei wird keine der Autobiographien geschrieben, die ständig in der Gefahr schweben, daß aus dem Geist ihrer Erzähler kaum das wirkliche Leben, sondern ein ausgewähltes, beschönigtes – kurz: ein ›neues Leben‹ ersteht. Vielmehr reproduziere ich eine charakteristische Auswahl meiner veröffentlichten Interviews und Texte und nenne dies eine Selbstdokumentation. Sie beginnt 1983, dem Jahr der ›Nach-Rüstung‹ und ›Nach-Nach-Rüstung‹ von modernisierten, mit nuklearen Sprengköpfen versehenen Mittelstrekkenraketen: auf beiden Frontseiten des Kalten Krieges und also mitten in Deutschland. – Sie endet mit dem Abschluß des 20. Jahrhunderts nach der Vereinigung Deutschlands, aber mit ununterbrochenen Rüstungen und neuen Fronten, sogar neuartigen Kriegen in der universalen Völker- und Staatenwelt.«
Inhalt
Einleitung
Vorabend der »Wende«.
Die Waffen nieder!
»Ich glaube nicht an mechanischen Siegeslauf«. Umstrittenes Interview (1983)
Für wen »arbeitet« ein Weltkrieg? Nuklearzeitalter und Geschichtsdenken (1984)
»Der Scheißkrieg ist zu Ende!«, Erinnerung im Interview (1985)
Kein Ort. – Nirgends? Historische Analogie (1986)
»Der Krieg der Armen gegen die Reichen hat begonnen!«. Antagonismus der Moderne (1987)
Pazifismus und Marxismus. Historisches Friedenserbe (1987)
Die fatale Alternative. Von Krieg und Frieden (1989)
Das süße Wort Frieden war nie vergessen. Letzter Historikerkongreß der DDR. Interview (1989)
Die »Wende«.
Revolution oder Restauration?
Sturz der DDR-Regierung. Nous sommes en route … Zwei Schweizer Interviews (1989)
Die Erblast Stalins. Von Ursachen und Zielen unserer Revolution (1989)
Menschenrechte – Frieden – Fortschritt. Gedenkrede zur Französischen Revolution (1989)
Politik des Notstands. Die Regierung Modrow. Zwei Schweizer Interviews (1990)
Was ist des Deutschen Vaterland? Nachdenken links des Rheins. Für Historiker und Abgeordnete (1990)
In welcher Zeit leben wir? Zum Tag der deutschen Vereinigung (1990)
Nach der »Wende«.
Wie bewältigt man Vergangenheit?
Schwieriger Dialog. Ein deutsch-deutscher Briefwechsel (1990/1991)
Die ungeliebten Linken. Revolutionär im Priesterrock (1991)
Moskauer Staatsstreich und PDS. Es führt kein Weg zurück (1991)
Partei – Staat – bürokratische Kaste. Kritik des staatsmonopolistischen Sozialismus (1992)
Zwischen den Stühlen. Zu einer Rede in der Bonner Enquête-Kommission (1993)
Historischer Epilog.
Freiheit, Gleichheit – und kein Ende
Spaltung der Menschenrechte. Wie aktuell ist Maximilien Robespierre? (1996/2000)
Die »häßliche« Revolution. Wer bedroht wen? (1998/2000)
Unsterbliche Utopie. »Wir haben erst den Anfang gesehen.« (1995)
Krieg – Revolution – Frieden. Wandlung zweier »Klassiker«. Vergewissernde Thesen (1996)
Dynamit und Friedenspreise. Alfred Nobel. Zum hundertsten Todestag (1996)
Die Waffen nieder! Vom Ursprung der einzig richtigen Losung (1999)
Die russische Revolution. Kriegskind des 20. Jahrhunderts (1997/2000)
Schöne neue Welt
Zwischenbilanz aktuell (2000)
Textnachweise mit Anmerkungen