Erste Ferienakademie der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Manuskripte 7 der RLS
Inhalt
Vorwort: Erste Ferienakademie der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Rosa-Luxemburg-Stiftung – Eröffnung neuer Horizonte
Michael Brie: Freiheit ist immer die Freiheit der Anderen. Rosa Luxemburgs Entdeckung eines radikal sozialen Freiheitsbegriffs
Stefanie Ehmsen: Thesen zur Dissertation: Die Neue Frauenbewegung in den USA und Deutschland – Ein Vergleich zur Institutionalisierung sozialer Bewegungen
Markus Euskirchen: Militärsteuerverweigerung. Individuelles Konzept und politisches Vorhaben
Stephan Gregory: Der Schlaf der Gerechten
Johannes Heinrichs: Viergliederung der Demokratie als evolutionäre Synthese
Dirk Jörke: Auf der Suche nach Gerechtigkeit
Céline Jouin: Der Sozialstaat in Frankreich: Das Ende der französischen Ausnahme?
Andreas Korpas: Das Gefühl der Gemeinschaft als Vorbedingung sozialer Gerechtigkeit
Stephanie Maxim und Abdurrahman Gülbeyaz: Gerechtigkeit und Begrifflichkeit. Ein Gegensatz?
Stephan Moebius: Der Begriff der „sozialen Gerechtigkeit“ in der Diskussion
Matthias Reinecke: Soziale Gerechtigkeit - aktuelles Thema für die PDS
Stephanie Ristow: Die Politik der PDS im Kreis Parchim in Bezug auf soziale Gerechtigkeit
Viola Schubert-Lehnhardt: Sozialökologische Gesundheitspolitik und Lebenskultur. Grundlagen für eine Gesundheitsförderungspolitik in Deutschland
Stefanie Stegmann/Julia Seipel: Soziale Gerechtigkeit - Reformuniversität - Selbstdarstellung
aus dem Vorwort
Erste Ferienakademie der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Rosa-Luxemburg-Stiftung – Eröffnung neuer Horizonte
Seit Januar werden 38 Stipendiatinnen und Stipendiaten vom Studienwerk der Rosa Luxemburg Stiftung mit einem Studienstipendium oder Promotionsstipendium aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert, so konnte im März 2000 konstatiert werden. Fast alle Stipendiatinnen und Stipendiaten nahmen an der Ferienakademie im Jugendtagungs- und -begegnungshaus "Alte Feuerwache" in Berlin-Kreuzberg teil. Alle kamen mit großen Erwartungen. Es war das erste Treffen. Man war neugierig aufeinander und auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Freunde und Gäste der Stiftung.
Vielfältige Diskussionen, Kurzweiligkeit und gute Laune prägten das Bild der ersten Ferienakademie des Studienwerkes der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Das Treffen Ende März stand im Zeichen des diesjährigen Leitthemas unserer Stiftung – Soziale Gerechtigkeit. In einem Workshop und mehreren Seminaren stritten Studierende und Promovierende gemeinsam mit Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten, Mitgliedern des Beirates für Forschungs- und Studienförderung und anderen Gästen über ihre Sicht auf soziale Gerechtigkeit.
Unterschiedliche Positionen aus den Feldern Philosophie, Soziologie, Rechts- und Politikwissenschaft im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern während des Workshops vertreten und gaben Anlass zu kontroversen Debatten. Während der Seminare tauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ambitioniert Gedanken aus über ihren Begriff von sozialer Gerechtigkeit, über Aspekte, die sich aus dem Verhältnis von Klassen, Ethnien und Geschlechtern ergeben, über aktuelle Felder praktischer Gesundheits- und Sozialpolitik.
Das Spektrum der geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten ist breit gefächert: Menschen aus unterschiedlichsten Zusammenhängen, deren Engagement von der kommunalen Arbeit in oder im Umfeld von Fraktionen bis hin zur Mitarbeit in MigrantInnengruppen, Antifa-Gruppen, der örtlichen Kirchengemeinde oder der studentischen Selbstverwaltung reicht.
Ebenso vielfältig waren die angesprochenen Themen.
Während eines Gespräches mit den Abgeordneten der Fraktion der PDS im Bundestag, Maritta Böttcher und Heinrich Fink, hatten die Stipendiatinnen und Stipendiaten Gelegenheit, ihre Ansprüche an Bildungs- und Wissenschaftspolitik zu formulieren.
Nach drei Tagen des wissenschaftlichen Meinungsstreites gab es für jeden neue Erkenntnisse, neue Betrachtungsweisen, aber auch viele neu entwickelte Fragestellungen. Damit war das Ziel der ersten Ferienakademie erreicht. Es sollten Gelegenheit zum wissenschaftlichen Meinungsstreit und Gedankenanstöße gegeben werden, die die Stipendiatinnen und Stipendiaten befähigen, gelerntes Fachwissen in seine sozialen Wirkungsmöglichkeiten hinein zu übersetzen. Die aufgeworfenen Fragestellungen sollen dazu verhelfen, Orientierungen selbst zu finden und den Willen zur Mitgestaltung zu entwickeln.
Für das Studienwerk ergeben sich neue Erkenntnisse. Wünsche und Anregungen für die künftige Gestaltung der ideellen Förderung als zweite Hauptsäule neben der materiellen Förderung waren von den Stipendiatinnen und Stipendiaten erbeten und teilweise eher bescheiden vorgetragen worden. Das Studienwerk wird die ideelle Förderung weitgehend an den Interessen und Wünschen der Geförderten ausrichten.
Erklärtes Ziel ist es, individuelle Befähigung zu entdecken und vielfältig zu fördern. Wir verstehen darunter demokratische Pluralität und sozialverantwortliches institutionelles Handeln. Junge leistungsorientierte und gesellschaftlich engagierte Menschen sollen motiviert werden, in ihren späteren Tätigkeitsbereichen mit hoher Verantwortung zu handeln.
Entsprechend dieser Ziele will das Studienwerk der Stiftung ein spezielles Förderprogramm mit Fachtagungen, Ferienakademien, Doktorandenseminaren und Studienreisen anbieten. Das Programm, zugeschnitten auf den Bildungsbedarf unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten, wird schrittweise im Verhältnis zu den wachsenden Fördermitteln, die die Stiftung und das Studienwerk in den kommenden Jahren erhalten, aufgebaut.
Dr. Sigrid Pfeiffer ist Referentin des Studienwerks