UTOPIE kreativ, H. 115/116
(Mai/Juni 2000),
S. 425-436Kein Zweifel, die direkte Wirkung Nietzsches erfaßte lediglich elitäre Teile des deutschen Volkes. Allerdings gab es vielfältige Hilfen bei der Popularisierung und Profanierung. Nehmen wir pars pro toto Karl May, die erzählerische, proletarische Volksausgabe zum Denkerdichter des Bürgertums. Karl May ist die Übersetzung des Übermenschenkomplexes ins Populäre. Der Verlust an Scharfsinn wird durch abenteuerliche, phantastische Spannung wettgemacht. Old Shatterhand gibt den deutschen Übermenschentraum ohne imperialen Fanatismus. Den dachten sich die Nationalen und Nazis, der Führer ging auch da voran, hinzu, wie die Hochschätzung Mays im Dritten Reich beweist.
Der proletarische Traum-Poet war insoweit von der Rechten ausbeutbar, Nietzsche hingegen konnte einfach auf jene schreckliche Seite seines Wesens und Werkes reduziert werden, wo er tatsächlich war, was Hitler in ihm sah – der Prophet imperialer Rassenherrschaft.
Auch dies bedarf der Vorbehalte. So teilt er die Aufgabe kriegerischer Weltbeherrschung Offizieren und jüdischen Bankiers zu, die das deutsche Kaiserreich besiegen sollten. Ein furioser Irrsinn, auf den Ernst Nolte verwundert verweist, und ein Grund mehr, dem Denker jeden Gehorsam zu verweigern. Seine wichtigsten, tragenden Gedanken sind Zeugnisse jener Wahnkrankheit, die ihn endlich ganz ergriff, sie ist sein individueller Anteil an dem rassisch-völkischen Wahn, der ein ganzes Volk zur Welteroberung anstiftete.
Wie auch immer die medizinischen Befunde der Geisteskrankheit Nietzsches gedeutet werden, im Bereich von Philosophie und Psychologie läuft die Diagnose auf Schizophrenie hinaus. Der Spaltungsirrsinn begann mit Vaterverlustschmerz und höflicher Unterwürfigkeit in der Schule sowie gegenüber Mutter und Schwester. Der Aufstand wurde im Kopf riskiert, wo die Wortsoldaten bald diszipliniert, bald aufsässig und plündernd herumzogen. Was der Person nicht gelang, hatten die Gedanken zu tun: Siege zu erringen in einer Welt voller Feinde. Dieser Revolutionär war keiner, aber ein einsamer Krieger auf dem Papier, wo er seine Tötungshemmung überwand, indem er sich als Ziel die Überwindung jener Dekadenz setzte, zu der er selbst untrennbar gehörte. Ein Dekaden-ter will er nicht (mehr) sein. Ein Muttersöhnchen und Schwestern-sklave sucht sich zu rächen. Ein Deutscher will durch Entdeutschung Mensch werden, was ihm nur als Übermensch gelänge und leider zum Überdeutschen führt.
Dies ist die physische wie psychische Insuffizienz eines Charakters, der in der Wut schreibend zu sich findet, ein Schreibtisch-Choleriker als neuer Mensch.
Das war es, was auf die Bürgersöhne um die Jahrhundertwende so faszinierend wie anschließend faschisierend wirkte, wobei der schreibgewandte Mussolini der bessere Nietzsche-Schüler wurde. Hitler aber der tatkräftigere, denn die deutsche Kriegsmaschine zielte auf Überkrieg und Übermord, die italienische blieb zurück in den Traditionen des 19. Jahrhunderts.
Nehmen wir als Beispiel Himmlers Ansprache vor etwa hundert SS- und Polizeioffizieren am 6. Oktober 1943 in Posen, deren furchtbares Format ganz ins 20. Jahrhundert gehört, aber weder durch Hannah Arendts These von der Banalität des Bösen noch durch Goldhagens Schlußfolgerung gestützt werden kann, weil die monokausalen Begründungen zu kurz greifen. Um zu verstehen, um welche Motivationen es sich handelte, ist es notwendig, die Schlüsselsätze der Himmlerrede genauer zu betrachten. Es heißt da:
Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres Kapitel erwähnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie dar-über reden. (…) Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht anspricht. – »Das jüdische Volk wird ausgerottet«, sagt ein jeder Parteigenosse, »ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.« Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte, denn wir wissen, wie schwer wir uns täten, wenn wir heute noch in jeder Stadt – bei den Bombenangriffen, bei den Lasten und bei den Entbehrungen des Krieges – noch die Juden als Geheimsaboteure, Agitatoren und Hetzer hätten. Wir würden wahrscheinlich jetzt in das Stadium des Jahres 1916/17 gekommen sein, wenn die Juden noch im deutschen Volkskörper säßen.
Zutreffend stellt Robert Wistrich in seinem Buch »Der antisemitische Wahn« dazu fest:
Himmler ging sogar so weit, das mörderische Treiben der SS als Erfüllung einer Pflicht gegenüber dem deutschen Volk (»Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen«) und als eine hochmoralische und idealistische Tat darzustellen, da dabei keine persönliche Bereicherung im Spiel gewesen sei. Vor al-lem aber war die Endlösung eine »Reinlichkeitsangelegenheit«. »Wir wollen nicht am Schluß, weil wir einen Bazillus ausrotteten, an dem Bazillus krank werden und sterben. Ich werde niemals zusehen, daß hier auch nur eine kleine Fäulnisstelle entsteht oder sich festsetzt. Wo sie sich bilden sollte, werden wir sie gemeinsam ausbrennen.«
Der Ausrottungsantisemitismus dieser Rede könnte Goldhagen recht geben, wäre er das einzige Motiv der Triebtäter. Inwiefern es nicht so ist, soll später gezeigt werden. Zunächst ist die These von der Banalität des Bösen zu relativieren, die aus Hannah Arendts Erfahrungen beim Eichmann-Prozeß resultiert und dem Bild des bürokratischen Schreibtischmörders entspricht. Dabei bleibt unsicher, ob der gehorsame bürgerliche SS-Offizier Eichmann in seiner Amtstätigkeit so ganz mit dem Bilde verschmelzen darf, das er als Angeklagter abgab oder vorspielte. Damit nicht genug, die ungerührten Figuren der Polizeibataillone, deren Massaker-Alltag von Goldhagen und vor ihm von Christopher R. Browning, seiner Quelle, beschrieben wird, entsprechen nur einer Teilwirklichkeit. Die zum Massenmord befohlenen Gruppen funktionierten nicht wie gewünscht sicher und ungerührt.
Himmler sagt ausdrücklich: Dies durchgehalten zu haben und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwäche – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht.
Das ist von Himmler auch pro domo gesagt. Wie John Toland in seinem Hitler-Buch berichtet, hatte Heydrich einige Mühe gehabt, die Einsatzgruppen zusammenzustellen. Kaum einer soll sich freiwillig gemeldet haben … Eine seltsame Gruppe von Judenliquidatoren formierte sich: Vollakademiker mit doppelten Doktorgraden, Ministerialbeamte, auch ein protestantischer Geistlicher und ein Opernsänger waren darunter … Die Massenmorde wurden mit kühler Überlegenheit ausgeführt, es war eine geschäftsmäßige Operation …
Trotzdem machte die psychische Reaktion der eigentlichen Henker Heydrich zu schaffen. Unter den Mannschaften waren Nervenzusammenbrüche zu verzeichnen, viele ergaben sich dem Trunk, Offiziere litten an Magengeschwüren und anderen psychosomatischen Erkrankungen. Wieder andere ließen ihrem Sadismus die Zügel schießen, sie prügelten sinnlos auf ihre Opfer ein und verstießen damit gegen Himmlers Befehl, so »menschlich« wie möglich zu morden.
Und Toland dann:
Himmler selbst wurde Zeuge davon, wie demoralisierend die tägliche Mordarbeit auf die Henker wirkte. Als er im Sommer nach Minsk kam, befahl er dem Kommandeur der Einsatzgruppe B, SS-Obergruppenführer Bach-Zelewski, 100 Gefangene erschießen zu lassen, weil er sich das einmal selbst ansehen wollte. Als das Hinrichtungskommando die Gewehre anschlug, bemerkte Himmler unter den zu Erschießenden einen blonden, blauäugigen, echt arischen Menschen, der keinesfalls dazugehören konnte. Ob er Jude sei? fragte Himmler. Ja. Beide Eltern seien Juden? Ja. Ob er überhaupt keine nichtjüdischen Vorfahren habe? Nein. Himmler stampfte mit dem Fuß auf. Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.
Die Henker feuerten, Himmler aber, der ja eigens angereist war um zuzusehen, starrte zu Boden und scharrte nervös mit den Füßen. Es folgte die zweite Salve. Wieder schaute er weg. Dann bemerkte er, daß zwei Frauen sich am Boden krümmten. Foltern Sie doch diese Frauen nicht! brüllte er. Los, schießt sie tot, sofort! Bach-Zelewski hatte auf genau solch eine Gelegenheit gewartet. Er forderte Himmler auf, sich selbst davon zu überzeugen, daß die Erschießungskommandos kurz vor dem Nervenzusammenbruch stünden. Die sind für den Rest ihres Lebens erledigt. Was können wir erwarten, wenn wir unseren Leuten so etwas zumuten. Sie werden entweder Neurotiker oder Sadisten!
Himmler versammelte die Leute um sich und hielt eine Rede. Die Männer, so erklärte er, hätten sicherlich bemerkt, daß ihm das blutige Handwerk zuwider sei, aber er müsse seine Pflicht tun, so schwer sie auch falle. Man müsse jedoch eine neue Hinrichtungsmethode finden.
Die irre Szene, die Himmler zeigt, wie er einen blonden Juden retten will und, als der Delinquent sich weigert, sein Leben zu retten, indem er sich »arische« Vorfahren anlügt, wütend mit dem Fuße aufstampft, denn: Dann kann ich ihnen auch nicht helfen, zeigt Himmler im Banne seines antisemitischen Glaubens, ja des »Gesetzes«, dem er sich verpflichtet fühlt, worauf er in seiner Ansprache anschließend ausdrücklich zurückkommt, ist ihm doch das blutige Handwerk zuwider, aber man müsse seine Pflicht tun.
Himmlers Eingeständnis emotionaler Betroffenheit führt zur Suche nach einer neuen Hinrichtungs- und Massenmordmethode – der Tod durch Gas erscheint aus dieser Sicht vor allem als Rücksichtsmaßnahme auf die Täter, damit, nach Bach-Zelewski, die zu den Erschießungen befohlenen Männer nicht entweder zu Neurotikern oder Sadisten würden.
Anscheinend wird Goldhagens These vom eliminatorischen deutschen Antisemitismus damit bewahrheitet. Allerdings sprechen zugleich einige Gründe dagegen, denn die Juden waren zwar als »Rasse«, wie immer das begriffen und definiert wurde, zur Vernichtung bestimmt, doch die Begründungen verweisen mit politischer Zielsetzung auf das Jahr 1918, den Ersten Weltkrieg und die deutsche Niederlage, von der Himmler 1943 in seiner Posener Ansprache meinte, ohne die Liquidationen befände man sich jetzt im Stadium des Jahres 1916/17, kurz vor dem Ende, mit dem Dolchstoß in den Rücken des unbesiegten deutschen Heeres, wenn – ja wenn die Juden noch im deutschen Volkskörper säßen.
Sehen wir hier davon ab, daß 1943 tatsächlich mit 1916/17 vergleichbar war, was der Holocaust nicht hindern konnte, der den Krieg mit Deutschland und den Sieg über das Reich noch geschichtsentscheidender werden ließ, so enthüllt Himmlers politischer Rückbezug auf die deutsche Niederlage von 1918 den tatsächlichen emotionalen Untergrund, ohne den der deutsche Antisemitismus Teil des üblichen und in vielen christlichen Ländern grassierenden Rassismus geblieben wäre.
Mit der Niederlage 1918 und der bolschewistischen Revolution in Rußland jedoch wandelte sich der deutsche Judenhaß in eine psychologisch-politische Aufrüstungs-Ideologie. Jetzt galten alle Feinde als »jüdisch«, im Westen ging es gegen die »jüdische Plutokratie«, im Osten und im eigenen Land gegen die Hauptgefahr, und sie war nun »jüdisch-bolschewistisch«.
Diese politische Instrumentalisierung des Antisemitismus wird von Goldhagen unterschätzt, was logischerweise zur Ausblendung der nichtjüdischen Opfer führt und zugleich schwer begreifbar macht, weshalb es Deutsche gab, die Hitlers Krieg gehorsam führten, ohne Nazis bzw. Antisemiten zu sein, ja es gab hohe Nazis, die keine Antisemiten waren, was in Schlüsselfiguren wie Ohlendorf mündete, der in einem einzigen Jahr als Leiter der Einsatzgruppe »D« für zirka 90000 Morde verantwortlich war, persönlich aber nicht den Antisemiten zuzurechnen ist. In diesen Fällen wurzelte der Gehorsam in der quasinormalen nationalistischen Überzeugung, daß Deutschland gegen eine »Welt von Feinden« stehe und für die Schmach von Versailles in einem zweiten Krieg nicht nur Revanche zu nehmen habe, sondern im Kampf um die Weltherrschaft keinerlei Rücksichten nehmen dürfe.
Erst die Instrumentalisierung des Antisemitismus durch die deutsche Rechte unterschied ihn von dem anderer Länder, als po-litisches Kampfinstrument nutzte deutsches Kapital die günstige Bereicherung per Arisierung, später im Hitlerkrieg durch die Aneignung eroberter Besitztümer in Europa, und im Kriegsverlauf eskalierte der politisch instrumentalisierte Antisemitismus über die liquidatorische Phase in die eliminatorische Endphase, die es im früheren christlichen wie deutschnationalen Antijudaismus so nicht gegeben hat. Die Pogrome früherer Zeiten mögen zwar Vorboten sein, doch erst das Dritte Reich erhob sie zum Programm, wozu es geschichtlicher Ereignisse bedurfte wie der Niederlage von 1918, der sowjetischen »roten Gefahr« und, nicht zuletzt, der mordbereiten Mentalität einer Handvoll Ideologen, die die Welt nicht nur beherrschen wollten, sondern sich im Recht auf Weltherrschaft wähnten.
Der daraus resultierende Nationalsozialismus war als Theorie die Rückkehr ins Vergangene und als Ideologie die Extremisierung deutschnationaler Sehnsüchte und Haltungen. So war das Dritte Reich die Extremisierung des Hohenzollerntums und die Wehrmacht die Eskalation des Kaiserlichen Heeres. Der dumpfe nationale und christliche Antisemitismus diente als Vehikel für Feindpropaganda, Bereicherung und endlich zur Selbstbestätigung – in Hitlers Reden, in denen der Holocaust in dunklen Wendungen erst angedroht, dann als im Gange befindlich, also offen signalisiert wurde, klingen Töne dumpfer, auftrumpfender Befriedigung an, und das Wort vom Ende der jüdischen Rasse erhielt frenetischen Publikumsapplaus.
Das materielle Aufrüstungsprogramm, das Hitler von 1933 an realisierte, war 1925 schon insgeheim von Generalstabsoffizieren der Reichswehr bis ins Detail ausgearbeitet worden und brauchte 1933 nur aus dem Schubladengeheimfach gezogen und realisiert zu werden. Die nazistisch-rassistische Herrenideologie aber konnte die alte Tradition des Antisemitismus nutzen, um die tödliche Schubkraft vervollständigt, die die Feindschaft gegen den »jüdischen Bolschewismus« mobilisierte.
Die altdeutsche Mär vom Kaiser Barbarossa, der aus dem Kyffhäuserberg hervorkehrt, hätte lediglich zu einer Kopie des Krieges von 1914-1918 geführt. Der Zweite Krieg sollte dagegen total sein. Also wurde auch Nietzsche unter die Blutfahne gerufen. Vielleicht wäre er freiwillig gekommen wie anno 1870/71, denn der nazideut-sche Herrenmensch ist nur die Übersetzung des philosophischen Begriffs vom Übermenschen in die pragmatische Programmatik des Dritten Reiches.
Es ist unredlich, von einer Falschauslegung Nietzsches zu sprechen, denn dieser Janus wurde im Zugriff der Nationalsozialisten zu einem Mondgott, dessen eine humane Seite zur nicht einsehbaren Rückseite degradiert wurde, die von der Erde aus sichtbare Seite aber präsentierte das Wunschbild von Krieg und Sieg, wenn auch unter Widerspruch einiger SS-Akademiker, deren Gelehrtheit die Kenntnis der anderen Hälfte des Mondes umfaßte, so daß ihnen Nietzsches Judenfreundschaft aufstieß. Das aber blieb Arabeske.
Jedenfalls paßte der »rechte« Nietzsche besser ins Dritte Reich als der »linke« in die Arbeiterbewegung und die sozialistischen Traditionen. Ausnahmen wie Alfred Kantorowicz und Ernst Bloch oder im Westen Adorno/Horkheimer bestätigen nur erstens die Regel und zweitens die Notwendigkeit, Nietzsche gegenüber kühlen Kopf zu bewahren. Die weitgestreute Nachfolgeschaft von Carl Schmitt bis Ernst Jünger, deren Nachfolger längst wiederum bereitstehen, sollte Warnung genug sein.
In Kenntnis dieser Zusammenhänge geht der Vorwurf an die DDR und an Wolfgang Harich wegen deren Weigerung, Nietzsches Werk im Lande verlegen zu lassen, an der Sache vorbei. Es gab und gibt genug Gründe, dem deutschen Nietzscheanertum zu wehren. Klüger wäre es allerdings gewesen, Nietzsche mit dem Blochschen Denken entgegenzutreten. Im Konflikt um die Bewußtseins-Hegemonie darf dem Feind kein Territorium überlassen werden. Das hätten die Genossen bei Bloch lernen und bei Antonio Gramsci nachlesen können. Beider Werke und Lehren aber erschienen unverfolgt nur im Westen beim Klassenfeind.
Ernst Nolte, dessen Nietzsche-Buch durch die Distanz des Historikers wohltat, hält leider nicht durch. Zum Schluß hin häufen sich palavernde Philosophastereien. In den Schilderungen der Erfolge Nietzsches bei Teilen der Arbeiterschaft, bei Sozialisten, Marxisten, Anarchisten taucht ein leicht hämischer Ton auf, die kritische Bestandsaufnahme der Nachwirkungen im 20. Jahrhundert bis in heutige Tage fehlt völlig, obwohl eine Kapitelüberschrift wie Jünger und die Enthusiasten gewisse Erwartungen weckt.
Selbst die luzideren Geister des Konservatismus kneifen eben, vielleicht weil im Falle Noltes verschiedentlich zurückgekniffen worden ist. Immerhin vermittelt Noltes Sammlung von Nietzsche-Adepten schon von den sprachtönenden Mystifikationen her den bestmöglich abschreckenden Eindruck. Der vorgeführte scharfe Dichterdenker, der das Barbarentum uriger Vorvätergenerationen so liebte wie er sich und seine Zeit als dekadent verabscheute, hinterließ einen Vasallenstamm von Panegyrikern, bis der Germanenführer Dr. Adolphos Tollwut sich selbst als legitimen Sproß am Stammbaum entdeckte. Der Nachkomme realisierte nüchtern ein Programm, das dem Vordenker nur in schamanischen Zuständen und endlich als Wahn in die zuckende Feder geflossen war.
Die Wirkung Nietzsches am Beispiel des Dritten Reiches muß bis in die letzten Konsequenzen ausgeleuchtet werden. Nehmen wir Goldhagens Leitidee vom eliminatorischen deutschen Antisemitismus erneut auf und fragen nach einem möglichen Anteil Nietzsches daran, so steht, wie schon angemerkt, zunächst Nietzsches Ablehnung jeder Judenfeindschaft fest, sein Streit mit dem vordem geliebten Richard Wagner ist eines von vielen Zeugnissen dafür. Wie aber enträtselt sich dann die Indienstnahme des Philosophen durch Hitler?
Führen wir als exemplarisches Beispiel für Goldhagens These den Vorgang eines Judenmordes an, dessen Aufdeckung Fritz Wüllner zu verdanken ist und den wir in der 2. Auflage seines in Deutschland aus höchst verdächtigen Gründen benachteiligten Werkes Die NS-Militärjustiz und das Elend der Geschichtsschreibung (Nomos Verlag 1997) beschrieben finden. Es handelt sich um die Fallgeschichte 26, die Wüllner durch Vernehmungsprotokolle belegt, wobei ein daheim auf Urlaub befindlicher Bauingenieur Karl Sch. wegen des individuellen Mords an einem Juden vernommen, aber weder angeklagt noch bestraft wird. Sch. erklärte dazu am 3. September 1942:
Ich war Bauleiter und Haupttruppführer der OT, und als solcher der Leiter des OT-Einsatzes. Ich hatte keine Strafbefugnisse, wohl aber unterstanden mir die Leute des OT-Einsatzes sowie die zugewiesenen Kriegsgefangenen und Russen. Daß ich mich für berechtigt halte und hielt, einen Mann zu erschießen, ergibt sich daraus, daß mir zu verschiedenen Malen, wenn ich verletzte oder kranke Kriegsgefangene in das Stalag bringen ließ, jedesmal gesagt wurde: Was sollen wir mit dem Zeug, hättet Ihr sie doch umgelegt … Im Einsatz wurde mir eines Tages ein Kriegsgefangener vorgeführt, von dem seine Mitgefangenen behauptet haben, er sei ein Jude. Ich ließ ihn mir vorführen und fragte ihn wiederholt, ich glaube dreimal, ob er ein Jude sei. Er bejahte dies jedesmal ausdrücklich, obwohl ich ihn aufmerksam machte, daß das sein Tod sein könnte. Als er es das dritte Mal bejaht hatte, sagte ich zu dem Dolmetscher und dem Wachmann der OT, die ihn mir vorgeführt hatten: ›Dann schafft ihn weg.‹ Ich verstand darunter ebenso wie die betreffenden Leute, daß sie ihn erschießen sollten. Dies ist auch tatsächlich geschehen …
Die Berechtigung, den Juden erschießen zu lassen, schloß ich einmal aus den genannten Äußerungen des Stalag, andererseits aber daraus, daß alle Juden im Osten umgelegt worden sind, soweit mir bekannt ist. In allen größeren Städten sind 10000 und mehr Juden umgelegt worden …
Der von Wüllner entdeckte exemplarische Fall offenbart die so oft geleugnete Kenntnis des Holocaust, der im gedankenlosen Umgang der Volksgenossen als Selbstverständlichkeit akzeptiert und, wo es sich ergab, als Leitlinie eigenen Handelns benutzt wurde, ganz als sei es der Kantsche Kategorische Imperativ, variiert durch Herrenmenschenmoral: Handle so, daß die Maximen der Obrigkeit zugleich als Prinzipien deines eigenen Willens dienen können.
Was ins Populardeutsche übersetzt lautet: Massakriert der Staat gezielt bestimmte Menschengruppen, bist du frei zum individuellen Mord, wenn die Situation es ergibt. Dies ist exakt die »deutsche Weltanschauung« des Dritten Reiches, die als Einzelfall des »eliminatorischen Antisemitismus« das Ganze repräsentiert und Goldhagens These zugleich bewahrheitet und ihr widerspricht. So ist die von Soldaten, Offizieren, Zivilisten der Kriegszeit behauptete Unwissenheit oft bloße Schutzbehauptung, die Teilnahme an Morden wurde als Pflicht verstanden oder auch selbständig geleistet, doch der Holocaust resultierte nicht gänzlich aus antisemitischen Motiven, er war überdies Folge des absoluten Gehorsams wie bei Ohlendorf, d.h. es war die militärische Perversion des Gehorsams.
Ohlendorf im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß auf die Frage, weshalb er die Judenmordbefehle trotz seiner Bedenken dagegen ausführte: Weil es mir undenkbar erscheint, daß ein untergeordneter Führer Befehle, die die Staatsführung gibt, nicht durchführt.
Dieses befohlene und befolgte Vernichtungsprinzip, das im Nationalsozialismus über das jüdisch-bolschewistische Feindbild zum Holocaust an den Juden und zur Vernichtung anderer Feinde der »arischen« Rasse führte, ist in seinem »eliminatorischen Antisemitismus« sicherlich deutsch, in seiner allgemeinen Form aber logisches Produkt der Kriegführung im 20. Jahrhundert, das die Tendenz der Vernichtung zur Normalität werden ließ, wenn Krieg und Sieg mit traditionellen Mitteln nicht erreichbar schienen oder eigene Opfer eingespart werden konnten. Insofern wäre Goldhagens These zu relativieren, denn sie verengt den deutschen Vernich-tungskrieg monokausal. Anders gesagt: Der deutsche Holocaust, die programmierte Auslöschung dessen, was »jüdische Rasse« genannt wurde, ist zwar die realisierte Vernichtung einer zum Urfeind erklärten Menschengruppe qua staatlicher Anordnung, zugleich aber auch Teil einer militärischen Praxis mit Vorgeschichte und drohender Nachfolge.
Vor dem Rückbezug auf Nietzsches Massenmordphantasien ist es angebracht, die traditionellen Massaker der Geschichte einzubeziehen, was freilich deswegen schwerfällt, weil die deutschen Antisemiten diese Morde gern zur Begründung für eigene Untaten nutzen. Ohlendorf etwa führt sie in seinem sogenannten Testament an und der frühere hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer berichtete:
Der Auschwitz-Prozeß, ja, ich bin der Mann mit dem Auschwitz-Prozeß. Wir müssen die Prozesse machen. Wir müssen. Nein, die Angeklagten sehen ihre Schuld nicht ein, die nicht. Ein Kollege, Anwalt und Verteidiger der Angeklagten im Auschwitz-Prozeß, ein CDU-Mann, gab Häftlingen die Bibel. Als er sie zurückerhielt, fand er darin alle Stellen angestrichen, wo Gott verspricht, seine Feinde auszurotten mit Feuer und Schwert, mit Feuer und Schwert. – Der Verteidiger legte sein Mandat nieder …
Jenseits dieser peinlichen Verteidigungspraktiken der Täter bleiben die traditionellen Motive der Vernichtungsstrategien zu erforschen, und wenn selbst ein des Antisemitismus unverdächtiger Nietzsche zum nazistischen Kronzeugen werden konnte, so beweist es zum einen die infernalische Vernichtungsenergie, die Goldhagen interpretiert, es beweist zugleich zum anderen deren seelisch-triebhafte Struktur, die jeden Fremden zum Feind erklärt, notfalls Feinde erfindet, um Feinde zu haben und damit den eigenen Vernichtungstrieb zu legitimieren.
Schließlich standen sich im kalten Krieg zwei Supermächte gegenüber, die einander atomaren Völkermord androhten, der seine Glaubwürdigkeit im Rückblick aus Hiroshima und Nagasaki bezog und die durchaus denkbare Realisierung einer vordem nie erreichten Vernichtungsqualität bedeutet hätte. Sie war unberechenbar, die potentiellen Täter standen, auf Disziplin und Gehorsam gedrillt, Tag und Nacht bereit, ganz wie es Nietzsches Kampf um die Erdherrschaft entsprach.
In dieser Bereitschaft zur gegenseitigen atomaren Völkervernichtung, auch per Erstschlag, offenbart sich der moralisch-seelische Endzustand einer Umwertung der Werte, wie sie von Nietzsche gepredigt und im Zweiten Weltkrieg praktiziert worden ist. Der deutsche Antisemitismus unterschied sich also vom europäischen durch drei Faktoren:
Erstens wurde er mit Verweis auf 1918 und den Versailler Schandvertrag für einen Rachefeldzug politisch instrumentalisiert.
Zweitens wurde er als notwendige Verteidigungstaktik in die Strategie einbezogen, was ihn dem militärischen Hierarchiedenken unterwarf: Es ist befohlen, es ist zu gehorchen.
Drittens erlaubte der damit liquidatorisch gewordene Antisemitismus die Ausweitung der Mordbefehle auf alle Feinde, auf nichtjüdische Polen und Russen genauso wie auf Zigeuner, Kranke, Behinderte, politisch Verdächtige, besonders Kommunisten. Sie wurden einzeln oder in Gruppen und Massen vernichtet.
Der Kommissarbefehl sprach von »jüdisch-kommunistischen Kommissaren«. Die Eliminatoren töteten jüdische wie nichtjüdische Kommissare, beim »Auskämmen« in Kriegsgefangenenlagern genügte schon »asiatisches Aussehen« als Mordgrund. Sowjetische Kriegsgefangene wurden einzeln oder massenhaft erschossen, vergast, bei medizinischen Experimenten ermordet. Die dazu befohlenen Täter kümmerte die Eigenart ihrer Opfer nicht, sie gehorchten beim jüdischen Holocaust so wie bei den anderen Vernichtungsorgien. Ob sie mental Nazis waren oder nur der Führung folgten oder gar innere Vorbehalte hegten und widerstrebten – insofern sie in der Mehrzahl funktionierten, erwiesen sie sich als »die Deutschen«, die Goldhagen so direkt beim Namen nennt. Gewiß, Nazis waren nicht alle. Bis Kriegsende aber handelten diese Deutschen, als wären sie Nazis. Eine Minderheit von zirka einem Prozent benahm sich antifaschistisch, wofür sie noch zum Jahrtausendende gescholten und verleumdet wird, denn die Nazivaterlandsverteidiger eroberten die deutsche Definitionsgewalt zurück.
Marx erstrebte den Weltfrieden über die sozialistische Revolution mit Marschrichtung Klassenlosigkeit. Nietzsche erstrebte den Weltfrieden durch einen letzten Welt- und Vernichtungskrieg. Wie die von ihm gelobte Herrenkaste mit ihren Untergebenen umging, kümmerte ihn nicht.
Beide Möglichkeiten wurden im 20. Jahrhundert blutig durchgespielt. Erst unterlag die Herrenkaste im Deutschen Reich, dann die Klassenherrschaft der Sowjetunion. Seitdem gruppieren die Nachfolger ihre Energien um. Die Unveränderlichkeit ihrer Triebstrukturen, die Ideenlosigkeit ihrer mediokren Führer, die Modernisierung ihrer Unterhaltungstechniken laufen auf die Wiederholung des Vergangenen hinaus. Denn der unvollendete Mensch ist ein Krieger, nur in den Zeiten unmittelbar nach großen Niederlagen gibt er sich friedlich. Nietzsche: Ihr sollt den Frieden lieben als Mittel zu neuen Kriegen. Zehn Jahre nach 1945 war Deutschland wieder wehrhaft und kriegstüchtig: die ewige Wiederkehr des Gleichen.
Nietzsche als Philosoph ist nicht original. Seine Hauptideen Übermensch, ewige Wiederkehr des Gleichen, Überwindung der Dekadenz durch Rückwendung zur Barbarei vergangener Herrenrassen, Umwertung der Werte, sind ausgeborgte Krücken, die in den Händen der Völkischnationalen zu Hieb- und Stichwaffen wurden, woran auch die glänzende Verpackung der Kriegslehre im Zarathustra nichts änderte. Was der literarische Kenner als stilistische Brillanz feiert, bemerkt der Nationalist vor Begeisterung über die puren Kriegsideen kaum.
Nietzsche, der von Lichtenberg befeuert war, als er ihn las, ist eben als nichtphilosophischer Aphoristiker und in der Nachfolge Schopenhauers als kulturkritischer Essayist von Belang, als Feind des Antisemitismus und der Deutschtümelei bewährte er sich zwar in Konfliktsituationen wie dem Streit mit Richard Wagner, doch hob er beide Prinzipien nicht auf die Höhe jener verführerischen Ideen, die zum Kernbereich des deutschen Nationalimperialismus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zählen.
Nietzsche mochte noch so oft die Entdeutschung fordern. Er wurde eingedeutscht. Er mochte seinem Namen eine polnische Herkunft geben, er wurde dennoch zum deutschen Nationalhelden erhoben.
Und wenn er die Judenfeindschaft noch so bekämpfte, sein Übermensch schoß als kommandierender Herrenmensch in den Mordkommandos mit und, ebenso schlimm, seine Verachtung der Zivilisation stieß die als Sklavenseelen definierten Massenmenschen erst rettungslos hinein ins Dasein massenhafter Sklaverei, aus der kein Spartacus ausbrach, denn er war bei den Niederen nicht vorgesehen, wo er aber dennoch erstand, wurde er als Feind der Herren Übermenschen mit Hohn und Spott verfolgt.
Politisch, philosophisch und soziologisch ist diese Seite des doppelten Nietzsche nicht zu retten.
Nietzsches Schopenhauer-Schülerschaft ist insofern eine Legende, als er Schopenhauers Hauptwerk rein zufällig in einem Antiquariat fand und sich daran festlas. Er war hingerissen, doch bald mißfiel ihm das Misanthropische am Arthur, denn er wollte hoch hinaus, blieb aber wie sein Lehrer fast zeitlebens erfolglos.
So radikal er den Pessimismus abstreifte, so blieb er doch in vielen Dingen Schopenhauerianer, und seine Verachtung der deutschen Dichter unterscheidet sich nicht von der des im mainischen Frankfurt vereinsamten Pensionärs, der seinen Pudel und sonst nichts zur Gesellschaft haben wollte, klaglos, während Nietzsche in der Schweiz, mehr noch in Italien seine Einsamkeit beklagte, was an Karl Marx in London erinnert.
Wer die drei Denker als moderne Stilisten zu schätzen weiß, erkennt ein leuchtendes Dreigestirn der Literatur. Aus ihrer Galle schlugen sie Goldmetall, nur nützte das ihnen persönlich nichts. Arnold Künzli berichtet in seiner Marx-Psychographie von einem Brief, den Karls Mutter an ihren Sohn schickte und in dem sie ihm empfahl, statt das Kapital zu schreiben, lieber eins zu machen,
Der gute Rat kam zu spät. Wäre er befolgt worden, feierte die Globalisierung schon ihren hundertsten Geburtstag.
Was bleibt, ist Nietzsches Stil, seine Kritik, seine Analysen- und Reflexionskunst, die traumhafte Ironie, das emotionale Potential des Widerspruchs und der unerschöpfbaren Empörung. Dieser heimatlose Wandersachse, der in Turin verrückt wurde, obwohl er es vordem schon war, endete im kirchturmbeschatteten Leipziger Umfeld bei der Mama, einer überlebenslangen Pfarrerswitwe, von wo er endlich zum weiteren Absterbeprozeß in die Weimarer Villa Silberblick (Karl May läßt grüßen) der Schwester gebracht wurde, die sich aus der früheren behüteten kleinen Schwester zur willensstarken Domina entäußerte.
Elisabeth erst peitschte den erfolglosen Bruder auf die Höhen großer Auflagen hinauf. Als verfälschende Deuterin des armen Irren wird sie inzwischen meist gehandelt. Doch tat sie viel mehr. Sie war der modernere Teil der Familie. Heute leitete sie gewiß weltweite Unterhaltungskonzerne, ihre raffinierten Werbestrategien, ihr wacher Sinn für die Verwertung des angesammelten Wortmaterials machten sie zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Da sie früh erspürte, wie nationaler Konformismus, Antisemitismus und übersteigertes Deutschtum im Kommen waren, bot sie diesen ihren Familienschatz in der entsprechend zubereiteten Fassung an. So erhielt Führer Adolf H. von ihr, wir wissen es, des Bruders Krückstock zum Geschenk. Auf den er sich, nach dem vergeblichen Attentat vom 20. Juli 1944, siegreich stützte. Womit Elisabeth ihrer Devise treu blieb – hatte Friedrich, genannt Fritz (Fritz Nietzsche hätte weniger opernhaft getönt), sich überall Feinde gemacht, machte sie sich lieber Freunde. Freund Adolf als Hausgast und Deutschland über alles. Die Folgen der Philosophie des Bruders wuchsen der Schwester über den Kopf. Und aus dem Kopf.
Apropos Krückstock: Als der mißtrauisch gewordene Prof. Karl Schlechta die hochbetagte Elisabeth aufsuchte und ihre Fälschungen des Nietzsche-Nachlasses nachwies, s
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Gerhard Zwerenz – Jg. 1925, Schriftsteller. 1952 Philosophiestudium in Leipzig bei Ernst Bloch; 1957 Übersiedlung in die BRD; Werke u.a.: Kopf und Bauch. Die Geschichte eines Arbeiters, der unter die Intellektuellen gefallen ist (1971); Der Widerspruch. Autobiographischer Bericht (1974, 1991 bei Aufbau Taschen-buchverlag); Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland (1986). Von 1994 bis 1998 war Gerhard Zwerenz mit PDS-Mandat Mitglied des Deutschen Bundestages. In »UTOPIE kreativ« u.a.: Herrn Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl – persönlich – (Offener Brief zur deutschen Militärpolitik), Heft 75 (Januar 1997) und Heft 76 (Februar 1997); »Verräter und Agenten – Denunziation als politisches Kampfmittel« (Vortrag auf der PDS-Geschichtskonferenz »Realsozialistische Kommunistenverfolgung. Von der Lubjanka bis Hohenschönhausen«), Heft 81/82 (Juli/August 1997) und Konferenzband-Sonderdruck Dezember 1997; Sozialismus als Barbarei? Die 12 Merkwürdigkeiten des Schwarzbuches, Heft 99 (Januar 1999); September & Orwell, H. 107 (September) 1999. |