Am 20. und 21. Februar 2003 fand in New Delhi eine internationale Konferenz zum Thema "Pluralismus, Demokratie und Konfliktlösung: Die Suche nach Stabilität in Südasien nach dem 11. September" statt. Es war das erste gemeinsame Projekt zwischen der Observer Research Foundation in New Delhi und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, gefördert mit Mitteln aus dem Anti-Terror-Programm des BMZ.
An der Konferenz nahmen hochrangige Politiker, Wissenschaftler und politische Beobachter aus Indien, Sri Lanka, Nepal, Bangladesh und Deutschland teil. Drei inhaltliche Schwerpunkte bildeten den Rahmen der gehaltenen Beiträge und des lebhaft geführten Meinungsaustausches: 1. Ursachen von Terror und Extremismus in Südasien; 2. Quellen für Demokratie und Pluralismus in Südasien; 3. Wege zu Konfliktlösung und Frieden in der Region.
Die gehaltenen Beiträge und die Diskussion vermittelten politische und theoretische Sichten und Herangehensweisen der Teilnehmer der einzelnen Länder an die Fragen von Pluralismus, Demokratie und Konfliktlösung, wie sie sich heute in der Region widerspiegeln. Die Analysen der Situation in den jeweiligen Ländern haben wesentlich dazu beigetragen, die aktuelle Dynamik von Konflikt, Extremismus und politischer Gewalt in der Region besser zu verstehen. Zugleich wurde deutlich, was Pluralismus und Demokratie in den Ländern dieser Region bedeuten, Ländern mit einer Vielzahl von Sprachen, Ethnien, Religionen, Sekten und Kasten. Als Beispiel sei Indien erwähnt mit seinen mehr als 16 Sprachen, 2000 Dialekten, über 12 Ethnien, sieben religiösen Gruppen, 60 soziokulturellen Unterregionen in über sieben geographischen Regionen. Beinahe aller Länder der Region durchleben eine Phase größerer Instabilität, ausgelöst von Kräften des Extremismus. Zugleich ist der Langzeitkonflikt zwischen Indien und Pakistan kaum einer Lösung näher gekommen. Einig war man sich darin, dass Gewalt als Mittel für ein politisches Ziel untauglich ist. Ob es sich nun um tamilische Befreiungstiger oder militante Gruppen in Kaschmir handelt, politische Gewalt kann nicht mehr als Mittel gerechtfertigt werden, um politische Interessen zu vertreten. In den multiethnischen, multireligiösen und multikulturellen Ländern dieser Region, so das Credo der Konferenzteilnehmer, kommt es vor allem darauf an, die Kräfte der Demokratie und des Pluralismus zu stärken und auf dieser Grundlage innernationale Konflikte zu überwinden und politische Stabilität zu befördern. Zu erkennen waren die Anstrengungen, sich mit den eigentlichen Ursachen politischer Gewalt zu befassen. Dazu kommt, dass Indien als der Hauptakteur in der Region im Unterschied zu früher Bereitschaft zeigt, für Frieden in der Region mit Staaten und NGOs von außerhalb zusammenzuarbeiten. Noch sind die Konflikte in der Region nicht verschwunden, aber es zeigt sich - wie auch auf der Konferenz festzustellen - der Wille, kreativere Wege zu erkunden, um die bilateralen Differenzen der Vergangenheit zu überwinden. Dieser inhaltliche Schwerpunkt - Strategien und Wege zu Konfliktlösung und Frieden in der Region - ist als kompliziertestes Problem in der Diskussion noch zu kurz gekommen. Hier gilt es, den konkreten Austausch in der Region und darüber hinaus weiter zu führen.
Die Konferenzbeiträge liegen in Form eines Readers in englischer Sprache vor und werden demnächst auf dieser Website veröffentlicht.