Die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung spricht für eine seit 2016 anhaltende Politisierung in der deutschen Gesellschaft und eine Verschärfung der gesellschaftlichen und politischen Konflikte. Ausweislich der Wahltagsbefragungen geht der Anstieg der Wahlbeteiligung mit einem gewachsenen Interesse an der EU, an europäischer Politik und dem Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit in Europa einher. Die Beteiligung erreicht wieder ein Niveau wie bei den ersten vier Wahlen zum Europäischen Parlament.
Die Umwälzung des deutschen Parteiensystems setzt sich in verschiedener Gestalt fort. Die Zahl der aus Deutschland ins europäische Parlamente Abgeordnete entsendenden Parteien hat sich dank der fehlenden Sperrklausel nochmals erhöht und spricht für eine anhaltende Fragmentierung der politischen Interessenlagen. Von Volksparteien im Sinne der alten Bundesrepublik zu sprechen, hat sich angesichts der erneuten Verluste der SPD und auch der Union wohl endgültig überholt. Sie werden weiter zerrieben in einer neuen politischen Großwetterlage, in der die Bürgerinnen und Bürger sich in Massen neu orientieren: Große Themen wie Klimawandel, die Rolle der EU in einer sich plötzlich umstülpenden globalen Ordnung, die technologisch getriebenen Veränderungen in der Arbeits- und Lebensweise und die völlig ungelösten Probleme von Bevölkerungswachstum, Klimafolgen und gewaltsamen Auseinandersetzungen, an den europäischen Außengrenzen in Gestalt von Flüchtlingen präsent, bestimmen die Sichten auf die Welt, in der Wahlentscheidungen immer wieder neu überprüft werden.
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Inhalt
- ÜBERSICHT
- Prozente und Mandate
- Wahlbeteiligung, Gewinner, Verlierer – eine erste Bewertung
- EIN ERSTER KOMMENTAR
- DAS WAHLERGEBNIS
- Bund
- Länder
- Einzelne Parteien
- AfD
- SOZIODEMOGRAPHISCHE MERKMALE DER WAHLENTSCHEIDUNG
- EINSTELLUNGEN, STIMMUNGEN UND PARTEIAFFINITÄTEN
- Einstellungen zu »Europa« bzw. zur »Europäischen Union«
- Vorwahlbefragungen
- Nachwahlbefragungen am Wahlabend
- Themen
- Vorwahlbefragungen
- Wahltagsbefragungen
- Parteiaffinitäten
- Wahltagsbefragungen
- Wählerwanderungen