«Auch wenn das Bauhaus nur auf 14 Jahre Arbeit zurückblicken kann, reicht sein ästhetisches und politisches Echo bis heute. Es aufzunehmen, setzt eine eigene Position voraus.»
Mit diesen Worten haben wir vor einigen Monaten die Neuherausgabe der Zeitschrift HENSELMANN eröffnet – nun liegt eine neue Ausgabe der «Beiträge zur Stadtpolitik» vor,
und auch in dieser folgen wir weiter diesem Motto. Inzwischen liegt ein Teil des Jubiläumsreigens hinter uns, die Herausforderungen, eine kritische, eine an den Widersprüchen
ansetzende, eine die gesellschaftspolitische Kraft des Bauhaus aufnehmende Debatte zu führen, bleibt bestehen.
Wie nahe das Bauhaus an den offenen Nervenenden einer kontroversen Gegenwart liegt, hat unter anderem der Streit um den Auftritt der linken Punkband «Feine Sahne Fischfilet» gezeigt. Thomas Flierl schaut in dieser Ausgabe unter anderem auf diese, durchaus unerwartete Politisierung des Jubiläums.
Aber ist das Bauhaus deshalb auch im konzeptionellen, den ganzen Anspruch umfassenden Sinne noch «aktuell»? Philipp Oswalt geht dieser Frage nach und sieht auch heute das Potenzial: Bejahung von Modernität bei kritischer Distanz zur Gegenwart, Suche nach Komplexitätsreduktion und Synthese, Bemühen um gesellschaftliche Emanzipation mit Mitteln der Gestaltung.
Idee und Umsetzung der drei neuen, mit Blick auf 100 Jahre Bauhaus geplanten Museen in Weimar, Dessau und Berlin spielen auf den folgenden Seiten eine Rolle.
Der zweite Heftabschnitt stellt die «Schule» in den Mittelpunkt: Institutionen, Lehrende und Studierende: Wolfgang Ruppert nimmt sich die widersprüchlichen Sichtweisen auf Walter Gropius vor und die von ihm intendierte Hervorbringung eines neuen Typus des «KünstlerGestalters». Regina Bittner schaut auf die Ulmer Hochschule für Gestaltung und das National Institut of Design im indischen Ahmedabad als «Schulen des Aufbruchs», die unter grundverschiedenen Bedingungen nach Konzepten einer zeitgemäßen Designausbildung suchten. Die Rückschau auf das multikulturelle «Festival Schule Fundamental am Bauhaus Dessau» vermittelt, wie das alte Bauhausgebäude zu einem quicklebendigen Lernort transformiert wurde. Die nachfolgende Infografik versammelt als Synopse eine Chronologie relevanter «Hochschulen der Gestaltung» im Kontext des historischen Bauhaus.
In Zeiten, in denen die Enteignung spekulativen Wohnungseigentums breite Akzeptanz gewinnt, kommt auch die Frage nach der Verfügung über Grund und Boden wieder in den Blick – darum dreht sich Florian Hertwecks Text. Und Kathrin Gerlof klopft das Glücksversprechen «serielles Bauen» auf seine Trag fähigkeit ab. Außerdem haben wir uns für diese Ausgabe von HENSELMANN Ausstellungen und Neuerscheinungen zur Geschichte und Gegenwart des Bauhaus angesehen.
Der Erwerb der gedruckten Ausgabe erfolgt über die Website der Hermann-Henselmann-Stiftung.