Publikation Parteien- / Bewegungsgeschichte - Südasien Ho Chi Minh: Freiheit und Unabhängigkeit

Die Einheit zwischen dem Recht auf eine eigene Nation und den Menschenrechten

Information

Reihe

Online-Publ.

Autor

Nguyen Trong Phuc,

Erschienen

September 2019

Bestellhinweis

Nur online verfügbar

Nguyen Ai Quoc (Ho Chi Minh), 1920
Nguyen Ai Quoc (Ho Chi Minh), 1920

Nguyen Ai Quoc hat dem Recht auf Unabhängigkeit kolonialisierter Völker, einschließlich der Vietnamesen, große Bedeutung beigemessen. Dabei war er sich Lenins Standpunkt bezüglich der Rolle der kolonialen Revolutionen und des Rechts auf Unabhängigkeit der kolonialisierten Völker sehr bewusst. Auf der 22. Tagung des 5. Kongresses der Kommunistischen Internationalen am 1. Juli 1924 stellte er heraus:

«Nach Lenin kann die Revolution im Westen nur erfolgreich sein, wenn sie gleichzeitig eng mit den antiimperialistischen Befreiungsbewegungen in den kolonialisierten und versklavten Ländern verbunden ist. Nationale Fragen sind dabei nur ein Teil der allgemeinen Frage im Zusammenhang mit der Revolution des Proletariats und der Diktatur des Proletariats.»

Auf seinem Weg zur nationalen Erlösung besuchte Nguyen Ai Quoc (Ho Chi Minh) eine Vielzahl an Ländern und Kontinenten, um von ihnen zu lernen und so seinen Landsleuten bei der Rückkehr zu helfen. Der Eintritt in die Parti Social Français, zu Beginn des Jahres 1917, markiert den Beginn seiner politische Karriere. Am 18. Juni 1919 sandte er im Namen der vietnamesischen Patrioten seine Forderungen mit 8 Punkten an die Konferenz der Siegermächte des Krieges, in denen er ihre Rechte auf Freiheit, Demokratie und Gleichberechtigung geltend machte. Ende Dezember 1920 nahm Nguyen Ai Quoc am 18. Parteitag der Französischen Sozialpartei in Tours teil und stimmte am 30. Dezember für die Gründung der Französischen Kommunistischen Partei. Seine Unterstützung der Dritten Internationale und der Kommunistische Partei begründete Nguyen Ai Quoc dadurch, dass die Dritte Internationale die Befreiung der Kolonien und die Rechte der kolonialisierten Volker ernst nehme. «Freiheit für meine Landsleute, Unabhängigkeit für mein Land, das ist alles was ich will und was ich verstehe.»[1] In seinen Augen drückten sich sowohl die nationalen und als auch die Menschenrechte in zwei Konzepten aus: Unabhängigkeit und Freiheit. Nguyen Ai Quoc hat dem Recht auf Unabhängigkeit kolonialisierter Völker, einschließlich der Vietnamesen, große Bedeutung beigemessen. Dabei war er sich Lenins Standpunkt bezüglich der Rolle der kolonialen Revolutionen und des Rechts auf Unabhängigkeit der kolonialisierten Völker sehr bewusst. Auf der 22. Tagung des 5. Kongresses der Kommunistischen Internationalen am 1. Juli 1924 stellte er heraus: «Nach Lenin kann die Revolution im Westen nur erfolgreich sein, wenn sie gleichzeitig eng mit den antiimperialistischen Befreiungsbewegungen in den kolonialisierten und versklavten Ländern verbunden ist. Nationale Fragen sind dabei nur ein Teil der allgemeinen Frage im Zusammenhang mit der Revolution des Proletariats und der Diktatur des Proletariats.»[2]

Auf dem 5. Parteitag der Kommunistischen Internationale (Juli 1924) merkte Nguyen Ai Quoc eine Tatsache an: Während die Bourgeoisie in den kolonialisierten Ländern alles getan hatten um die «Menschen in ihren versklavten Ländern zu unterdrücken», haben die Kommunistischen Parteien in kapitalistischen sowie in kolonialisierten Ländern nichts oder «nur sehr wenig dafür getan, um den kolonialisierten Länder zu helfen.»[3] In der Folge trat Nguyen Ai Quoc in den 1920er Jahren als Führer und Pionier im Kampf für das Recht auf Unabhängigkeit und das Recht auf ein gleichberechtigtes Leben für die Menschen in kolonisierten Ländern auf. Einschließlich Vietnam. Er betonte dabei die Verantwortung der Kommunistischen Internationale und Kommunistischen Parteien für die Befreiung der kolonialisierten Völker, die bereits auf Lenins politischer Plattform vom Juli 1920 von der Kommunistischen Internationale gebilligt wurden. Nguyen Ai Quoc nahm auch Bezug auf Bewegungen innerhalb der Kolonien: «In vielen kolonialisierten Ländern sind sie mehrmals aufgestiegen. Aber jedes Mal wenn sie es taten, wurden in sie in ein Blutbad getaucht. Wenn die Bauernschaft immer noch unter schlechten Umständen lebt, dann weil es ihnen an Organisation oder Führung fehlt. Es ist an der Kommunistischen Internationalen ihnen Führer*innen anzubieten die ihnen den Weg zur Revolution und Befreiung aufzeigen.»[4]

Nguyen Ai Quoc übernahm die historische Verantwortung für den Kampf Vietnams auf das Recht auf Unabhängigkeit und das Recht zu leben. Seine Mission gewann dabei die Unterstützung und das Vertrauen vieler patriotischer Vietnamesen, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Phan Chau Trinh und Phan Boi Chau. Den Beginn markiert das Jahr 1925, wo er in Guangzhou (China) mit der Kommunikation, Organisation und Ausbildung begann und die Vietnam Association of Revolution and Youth, der Vorgängerorganisation zur späteren kommunistischen Partei Vietnams, gründete. Im Zuge dessen gründete er am 21. Juni 1925 die Jugend-Zeitung, um die Kommunikation zu gewährleisten und die Massen der patriotischen Bewegung zu organisieren. Zwischen 1925 und 1927 startete er Ausbildungskurse und bildete eine große Anzahl von Personen aus die die Bewegung führen sollten. Der Weg der Revolution war klar: Die Verbindung der Befreiung der Nation und der Erlangung der Unabhängigkeit mit der Befreiung der Gesellschaft, dem Streben nach Freiheit und Glück für die Menschen und dem Voranbringen der Sozialistischen Idee. Es war eine tiefgreifende, umfassende und radikale Revolution. Er stellte diesbezüglich heraus: «Sobald wir uns der Revolution hingegeben haben, sollten wir es richtig tun. Wenn die Revolution erfolgreich ist heißt das, dass wir die Macht an die Massen weitergeben sollten, anstatt sie in wenige Hände zu legen. Nur so können wir Opfer vermeiden und die Menschen glücklich machen.»[5]

Im Frühjahr 1930 gründete Nguyen Ai Quoc die Kommunistische Partei Vietnams. In ihrer ersten politischen Plattform Lag das Ziel darauf, die französischen Kolonialisten und den lokalen Feudalismus zu stürzen und Vietnam zur vollständigen Unabhängigkeit zu verhelfen. Weitere Ziele waren die Ausübung von Grundrechten für Arbeiter*innen, die Abschaffung von Steuern, die Verteilung von Ackerland an Bäuerinnen und Bauern, die Einführung des achtstunden Tages, Versammlungsfreiheit, die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter und die Bereitstellung allgemeiner Bildungsangebote. Am 28. Januar 1941 kehrte Nguyen Ai Quoc dazu nach Vietnam zurück, um die Revolution und nationale Befreiung anzuführen. Auf der 8. Konferenz des Zentralen Parteikomitees (in Khoui Nam, Ha Quang im Mai 1941) unter dem Vorsitz von Ho Chi Minh, entwickelte Cao Bang die Leitlinien für die Nationale Befreiung und hob diese ausdrücklich hervor. Während der Konferenz räumte man den nationalen Rechten und Interessen höchste Priorität ein und war fest entschlossen, völlige Unabhängigkeit zu erlangen.  Das Vietminh-Programm, welches aus 10 Hauptstrategien bestand, identifizierte die Grundrechte der Vietnamesen in politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht und bestimmte Rechte und Interessen innerhalb verschiedenster Lebensbereiche. Bezogen auf die Arbeiter*innen hieß das: «Es wird achtstündige Arbeitstage geben. Ein Mindestgehalt wird festgelegt. Gleiche Arbeit wird gleich bezahlt.» Für Landarbeiter*innen: «Jeder Bauer/ Jede Bäuerin wird Zugang zu Ackerland haben. Grundsteuern werden reduziert. Im Falle eines Ernteausfalls werden Bäuerinnen und Bauern entlastet.» Studiengebühren würden ausgesetzt. «Frauen werden Männern in wirtschaftlicher, politischer, kultureller und sozialer Hinsicht gleichgestellt.» Für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen würde Sorge getragen. So auch für Kinder. Das waren die Rechte und Interessen, die die Revolution den Menschen bieten würde. Mit diesen klaren, grundlegenden und praktischen Zielen im Interesse der Nation und des Volkes, gelang es der Partei und Ho Chi Minh im August 1945 den großen Sieg zu erringen und die Nation zu vereinen.

Im Auftrag der provisorischen Regierung verlas Ho Chi Minh am 2. September 1945 in Hanoi die Unabhängigkeitserklärung und hob so die Demokratische Republik Vietnam aus der Taufe. In seiner Erklärung nahm er Bezug auf die Menschenrechte, die bereits in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten 1776 sowie 1791 in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich zu finden waren. Dazu gehörten das Recht zu leben, das Recht auf Freiheit, das Recht nach Glück zu streben und die Gleichheit der Interessen. Ho Chi Minh erhob die Menschenrechte auf nationale Ebene, als er erklärte: «Alle Völker der Welt sind gleich geschaffen. Jeder Mensch hat das Recht zu leben, glücklich und frei zu sein.»[6]

Ho Chi Minh glaubte, dass die verbündeten Länder, welche die Grundsätze gleicher Völker akzeptiert hatten, gar nicht anders konnten, als das Recht der Vietnamesen auf Unabhängigkeit anzuerkennen (In der Charta der Vereinten Nationen wurden am 26. Juni 1945 auf einer Konferenz von 51 Staaten in San Francisco (USA) Grundsätze der Gleichberechtigung der Völker verabschiedet). Er bekräftigte das Recht auf Unabhängigkeit sowohl in rechtlicher als auch praktischer Hinsicht in dem er sagte: «Eine Nation, die es mehr als 80 Jahre lang gewagt hat, sich den Franzosen zu widersetzen, eine Nation die es in den letzten Jahren gewagt hat, sich den Alliierten gegen die Faschisten anzuschließen, diese Nation muss Unabhängig sein!»

«Vietnam hat das Recht Freiheit und Unabhängigkeit zu genießen. Und tatsächlich ist es ein freies und unabhängiges Land geworden. Die gesamte vietnamesische Bevölkerung ist fest entschlossen, all ihren Geist, all ihre Kräfte, ihr Leben und ihren Besitz einzusetzen, um diese Rechte auf Freiheit und Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten.»[7]

Die Demokratische Republik Vietnam, heute die Sozialistische Republik Vietnam, die von Ho Chi Minh und der Kommunistischen Partei Vietnams gegründet und geführt wurde, war diesen edlen Zielen stets treu: Unabhängigkeit, Freiheit und Glück, welche von grundlegender Bedeutung für das Recht auf eine eigene Nation sowie die Menschenrechte sind. Die Unabhängigkeit war das Streben und unumstößliche Recht des vietnamesischen Volkes. Erst als die wahre Unabhängigkeit erreicht wurde, konnten grundlegende Menschrechte ausgeübt werden. Und erst als die Menschrechte garantiert und ausnahmslos angewandt wurden, wurde das nationale Recht auf Unabhängigkeit gefestigt und von Sinn erfüllt. Hierbei ging es darum, die Beziehung zwischen Menschen und Nation richtig zu lösen, welches eine grundlegende und nachhaltige Beziehung innerhalb der vietnamesischen Geschichte darstellt. Das Recht auf Unabhängigkeit war unumstößlich und Ho Chi Minh betonte: «Wenn das Land unabhängig ist, die Menschen aber nicht glücklich oder frei sind, ist die Unabhängigkeit bedeutungslos.»[8]

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit, kehrten die ausländischen Kräfte schnell zurück, und versuchten das Recht auf Selbständigkeit und diese junge demokratische Republik wieder zu beseitigen. Ho Chi Minh und die Partei führten das gesamte Volk durch einen harten Kampf um wahre und nachhaltige Unabhängigkeit. Dieser Kampf würde nur dann seine Ziele erreichen, wenn der Wunsch nach Unabhängigkeit, Patriotismus und nationaler Solidarität vollumfänglich gefördert und die Rechte der Menschen auf Freiheit, Demokratie und Leben sowie ihre wahren Interessen geschützt würden.

Zu diesen Aufgaben gehörte die Bekämpfung des Hungers, damit jeder leben konnte; die Bekämpfung der Unwissenheit und des Analphabetismus, weil "ein unwissendes Volk ein schwaches Volk ist"; die sofortige Anwendung von Freiheit und Demokratie; die Organisation einer allgemeinen Wahl auf der Grundlage einer Volksabstimmung zur Wahl der Nationalversammlung und «Wir brauchen eine demokratische Verfassung»; die Abschaffung der Wahlsteuer und anderer unangemessener Steuern; Religionsfreiheit und Solidarität zwischen religiösen und nicht-religiösen Menschen. Die Kolonialmächte hatten die Vietnamesen mit ihren schlechten Gewohnheiten wie Faulheit, Täuschung, Unterschlagung und anderem verdorben. «Es ist unsere dringende Aufgabe, die Menschen wieder zu bilden. Wir müssen unser Volk zu einem mutigen, patriotischen und fleißigen machen, das ein unabhängiges Vietnam verdient.»[9]

Präsident Ho Chi Minh leitete persönlich die Ausarbeitung der Verfassung, die das Recht auf Unabhängigkeit und die Menschenrechte in Vietnam bekräftigen sollte. Die Verfassung von 1946 wies darauf hin:

«Vietnam ist ein geeintes Land. Die nördlichen, zentralen und südlichen Regionen können nicht geteilt werden (Artikel 2).»

"Die vietnamesischen Bürger*innen sind in allen Belangen gleich. Politisch, wirtschaftlich, kulturell (Artikel 6).»

Alle Bürger wären vor dem Gesetz gleich. "Frauen sind Männern in jeder Hinsicht gleichgestellt (Artikel 9).» Vietnamesische Staatsbürger*innen genießen Rede-, Veröffentlichungs-, Organisations- und Vereinigungsfreiheit, Religionsfreiheit, Aufenthalts- und Reisefreiheit innerhalb und außerhalb des Landes (Artikel 10). Privateigentum wurde in Artikel 12 geregelt, «Senioren oder Menschen mit Behinderung, die nicht arbeiten können, soll geholfen werden. Kinder sollen gepflegt und gebildet werden (Artikel 14).» «Angehörige ethnischer Minderheiten sollen in allen Aspekten unterstützt werden, damit sie bald den allgemeinen Standard erreichen können (Artikel 8).» Eine kostenfreie Schulpflicht würde durchgesetzt. Menschen einer ethnischen Minderheiten dürften in ihren Sprachen lernen. Arme Schüler*innen würden die Hilfe der Regierung erhalten. «Privatschulen sollen erlaubt sein und müssen dem staatlichen Lehrplan folgen (Artikel 15).» Ausländer*innen, die für Freiheit und Demokratie gekämpft haben und Schutz suchen, sollten in Vietnam wohnen dürfen.[10] Dies waren sehr grundlegende und fortschrittliche Menschen- und Bürger*innenrechte. Die Menschenrechte, die dabei in der von Ho Chi Minh ausgearbeiteten ersten Verfassung des unabhängigen Vietnams festgelegt wurden, entsprachen in vollem Umfang der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948.

In dem von Vertreter*innen der vietnamesischen und der französischen Regierung in Hanoi unterzeichneten Vorabkommen vom 6. März 1946 heißt es:

«Die französische Regierung erkennt die Demokratische Republik Vietnam als freies Land mit eigener Regierung, eigenem Parlament, eigener Armee und eigener Finanzierung sowie als Mitglied der Indochinesischen Föderation und der Französischen Union an. Bei der Vereinigung der drei Regionen hat sich die französische Regierung verpflichtet, diese anzuerkennen, die endgültige Entscheidung aber liegt bei den Menschen.»[11] Obwohl Vietnam nicht als vollständig unabhängig anerkannt wurde, war dies rechtlich gesehen ein wichtiger Schritt nach vorn, der als Grundlage für den Kampf um vollständige Unabhängigkeit und Vereinigung dienen konnte.

In den frühen 1950er Jahren wurde die Demokratische Republik Vietnam von der Sowjetunion, China und weiteren Volksdemokratien anerkannt und erste diplomatische Beziehungen aufgebaut. Dies war ein bedeutender Erfolg für die Partei, sowohl auf politischer wie auch auf diplomatischer Ebene. Als der Widerstand im historischen Sieg von Dien Bien Phu mündete, unterzeichneten Frankreich und weitere Mächte schließlich am 21. Juli 1954 das Genfer Abkommen und erkannten damit die Unabhängigkeit und territoriale Integrität Vietnams an.

«Die Konferenz hat sich im Falle Vietnams darauf verständigt, das die Lösungen der politischen Fragen auf Unabhängigkeit, Einheit und Integrität beruhen müssen und das dem Vietnamesischen Volk der Zugang zu fundamentalen Freiheiten ermöglicht werden muss, die nach freien und geheimen Wahlen von demokratischen Organisationen garantiert werden sollen.»[12]

Um das Land zu einen, sah das Genfer Abkommen Wahlen für den 20. Juli 1956 vor. Die Amerikaner hatte die Franzosen inzwischen im Süden abgelöst und dort ein neokolonialistisches Regime implementiert. Unter der Führung von Ngo Dinh Diem wurde das Genfer Abkommen so sabotiert und man weigerte sich die Parlamentswahlen durchzuführen um Vietnam dauerhaft zu spalten. Revolutionäre, patriotische Bewegungen und das Begehren auf Vereinigung in Südvietnam wurden unterdrückt und niedergeschlagen. Angesichts ihres anhaltenden Wunsches nach Unabhängigkeit und Einigung und der Führung der Partei leisteten die Menschen im Süden ausdauernden und mutigen Widerstand. Die USA ließen den Krieg zunehmend eskalieren und sabotierten die Unabhängigkeit und Freiheit Vietnams weiter. Millionen Vietnamesen, darunter patriotische Revolutionäre die sich direkt an den Kämpfen beteiligten, die dem Krieg dienten aber ebenso Zivilisten, wurden im Krieg getötet. Zehntausende Menschen wurden von Amerikanern und der Regierung von Saigon in Gefängnissen wie Chi Hoa, Con Dao, Phu Quoc und vielen anderen inhaftiert und gefoltert. Nirgendwo wurden die Menschenrechte absichtlich und so brutal über einen so langen Zeitraum hinweg verletzt wie in diesen Gefängnissen zwischen 1954 und 1975. Diese harten Realitäten weckten auch bei der rechtschaffenen amerikanischen Bevölkerung ein Gefühl des Widerstands. Am 2. Juli 1970 waren zwei amerikanische Kongressabgeordnete, Augustus Hawkins und William Anderson mutig genug, um mit der Presse über die Grausamkeiten in «Tigerkäfigen» in Con Dao zu sprechen, die sie als «die brutalste Behandlung von Menschen, die wir noch nie zuvor gesehen haben» bezeichneten.

Obwohl Vietnam in der von der Kommunistischen Partei und Ho Chi Minh angeführten Augustrevolution 1945 die Unabhängigkeit erlangte, musste es weitere 30 Jahre gegen die mächtigsten Kolonialisten und Imperialisten kämpfen, bevor es mit dem großen Sieg im Frühling 1975 wirklich unabhängig und wiedervereint werden konnte und in der historischen Ho Chi Minh Kampagne mündete. Das Pariser Abkommen über die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam wurde am 27. Januar 1973 zwischen Vietnam und den Vereinigten Staaten unterzeichnet.

In Artikel 1 wurde festgelegt:

«Die Vereinigten Staaten und alle anderen Länder respektieren die Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit und territoriale Integrität Vietnams, wie in den Genfer Abkommen über Vietnam von 1954 anerkannt.»[13]

Ho Chi Minh hatte sein Leben lang für eine stabile Unabhängigkeit Vietnams gekämpft. Für ihn war die nationale Unabhängigkeit unumstößlich, aber sie musste zur Freiheit und zum Glück der Menschen führen. Nationale Rechte bedeuteten Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit und territoriale Integrität. Sie ebneten den Weg für Autonomie und Entwicklung, womit das Land zu «den Mächten der fünf Kontinente» aufschließen konnte. Sie erlaubten dem Land, in Frieden, Demokratie, Freiheit und Freundschaft zu leben und sich mit allen Ländern der Welt anzufreunden. Ho Chi Minh setzte sich sein ganzes Leben lang für Wohlbefinden, Schulbildung, Gesundheitsfürsorge und würdigen Unterbringungen für Menschen, für die Betreuung von Kindern und älteren Menschen sowie die Hilfe für Menschen mit Behinderungen ein. Ihm zufolge müssen die Menschenrechte in politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht stets betont und verbessert werden. In seinen Gedanken und seinem Handeln stimmten die nationalen und die Menschenrechte immer überein. Folglich spiegelten sie sich in den Standpunkten, Richtlinien und Gesetzen wider, die er annehmen wollte. Ohne eine echte, stabile Unabhängigkeit wäre es unmöglich, die Menschenrechte auszuüben. Eine zunehmend bessere Ausübung der grundlegenden, praktischen Rechte der Menschen würde eine echte Unabhängigkeit gewährleisten und deren Wert bekräftigen.

Auf diesen Ideen von Ho Chi Minh fußend, verstärken die Partei, der Staat und die Menschen den Wiederaufbau für das Ziel einer "reichen Bevölkerung und eines starken, demokratischen, gerechten und fortschrittlichen Landes". Die Verfassung von 2013 bestätigt das Recht der Nation auf Unabhängigkeit in Artikel 1: «Die Sozialistische Republik Vietnam ist ein unabhängiges, souveränes, geeintes Land mit territorialer Integrität, einschließlich der Ländereien, der Inseln, des Wassers und des Himmels.» In Anbetracht der Art der sozialistischen Rechtsstaatlichkeit von Menschen für Menschen und durch Menschen sind in der Verfassung die Menschenrechte und die Grundrechte und -pflichten der Bürger in Kapitel 2 von Artikel 14 bis Artikel 49 festgelegt.

Die Partei und der Staat messen den nationalen Interessen höchste Priorität bei und kümmern sich in allen Belangen um das Leben der Menschen und «schützen das Recht, die Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die Bürger*innenrechte, die sozialistische Ordnung, die staatlichen Interessen und die legitimen Rechte und Interessen staatlicher Einrichtungen Organisationen und Einzelpersonen. »[14] Der 12. Parteitag der Partei betonte zentrale Aufgaben, darunter «entschlossen und geduldig für die Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit und territoriale Integrität des Heimatlandes zu kämpfen; die Aufrechterhaltung eines friedlichen und stabilen Umfelds für die nationale Entwicklung; die Gewährleistung der nationalen Sicherheit und Wahrung der sozialen Ordnung und Sicherheit; der Ausbau und die Vertiefung der internationalen Beziehungen; Chancen nutzen und Herausforderungen meistern; eine effektive Integration in die internationale Gemeinschaft unter neuen Bedingungen; und die Position und das Ansehen des Landes auf der internationalen Bühne weiter zu stärken. »[15] Der Kongress betonte auch die Notwendigkeit, «das materielle und geistige Leben der Menschen zu verbessern; dringende Probleme zu lösen; eine Intensivierung des Managements für die soziale Entwicklung; die Erhöhung der sozialen Wohlfahrt; und nachhaltige Bekämpfung der Armut.»[16] Es erfordert einer stärkeren Rolle des menschlichen Faktors in allen Bereichen der Gesellschaft. Diese zentralen Aufgaben repräsentieren die Einheit der nationalen Rechte und Interessen sowie die Rechte, Interessen und Pflichten der Menschen.

Autor: Assoc. Prof., Dr. Nguyen Trong Phuc

Unter Aufsicht von: Ho Chi Minh National Academy of Politics, Editor in Chief: Assoc. Prof. Dr. Vu Hoang Cong
Publication Permit No 41/GP-TTĐT on March 11, 2019
Head office: 135 Nguyen Phong Sac Str., Cau Giay Dist., Hanoi, Tel: 04. 62827510; Email: tcllct.hcma@gmail.com; Fax: 04. 62827490

Quelle: Ho Chi Minh’s thought of independence and freedom: The unity between national and human rights. In: Political Theory Vol. 11 - December 2016 – Research journal and scientific voice of Ho Chi Minh National Academy of Politics

Übersetzung: Christian Süper


[1] Ho Chi Minh: A Biography, vol.1, National Political Publishing House, Hanoi, 1993, S. 94

[2] Ho Chi Minh: Complete Works, vol.1, National Political Publishing House, Hanoi, 2011, S. 299

[3] Ho Chi Minh: Complete Works, vol.1, National Political Publishing House, Hanoi, 2011, S. 300

[4] Ho Chi Minh: Complete Works, vol.1, National Political Publishing House, Hanoi, 2011, S. 311

[5] Op. cit., vol.2, S. 292

[6] Op. cit., vol.4, S. 1

[7] Op. cit., vol.4, S. 3

[8] Op. cit., vol.4, S. 64

[9] Op. cit., vol.4, S. 7

[10] The 1946 Constitution of Vietnam and Its Successor Constitutions, National Political Publishing House, Hanoi, 1998, S. 392

[11]  Op. cit., vol.4, S. 583

[12] Ministry of Foreign Affairs: The Geneva Agreements - 50 Years’ Retrospect, National Political Publishing House, Hanoi, 2008, S. 314

[13] Ministry of Foreign Affairs: The Diplomatic Front and the Paris Negotiations on Vietnam, National Political Publishing House, Hanoi, 2004, S. 481

[14] CPV: Documents of the 12th National Congress, Office of the Party Central Committee, Hanoi, 2016, S. 178-179

[15] CPV: Documents of the 12th National Congress, Office of the Party Central Committee, Hanoi, 2016, S. 218-219

[16] CPV: Documents of the 12th National Congress, Office of the Party Central Committee, Hanoi, 2016, S. 219