Publikation Staat / Demokratie - Westasien - Iran - Westasien im Fokus Teherans offener Horizont

Libanesische Perspektiven auf die iranische Revolution von 1979

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Erschienen

November 2019

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Ayatollah Khomeini in 1980 
Ayatollah Khomeini, 1980  CC BY-ND 2.0, Abdullah Manaz

Die nunmehr 40 Jahre zurückliegende iranische Revolution ist der Teleologie erlegen. Um die konfessionelle Pattsituation im heutigen Nahen Osten zu erklären, blicken Beobachter*innen auf die globale Schockwelle zurück, die der völlig überraschende Sturz des Schahs losgetreten hat.[1] Im Frühling 1979 wurde, so scheint es, das «radikale» Schiitentum entfesselt. Diese bedrohliche Bewegung hat ihren von der Flamme des revolutionären Umsturzes befeuerten Expansionismus nie verhehlt.[2] Als die Schiiten «im Iran erwachten, war es um das Kapitel konfessioneller Toleranz geschehen».[3] Infolgedessen befinden sich die islamische Welt allgemein und der Nahe Osten im Besonderen fest im Griff eines folgenschweren Konflikts zwischen Schiiten und Sunniten. Dieses Narrativ eines «konfessionellen Erdbebens», das sich seither Bahn bricht, gewann mit dem Sturz des langjährigen Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003 und den Auswirkungen des «arabischen Frühlings» noch an Dramatik. Der Iran und sein regionaler Erzfeind Saudi-Arabien stehen folglich in unerbittlicher geopolitischer Rivalität zueinander.[4]

Allerdings ist es nicht ganz unproblematisch, die Schicksalhaftigkeit dieser Entwicklung dermaßen zu betonen. Das Jahr 1979 als Ausbruchsmoment eines konfessionellen Exklusivismus und als Stunde Null der politisch aufgeladenen konfessionellen Spannungen im Islam darzustellen, ist nicht nur anachronistisch, sondern hält uns auch davon ab, den utopischen Horizont zu erkennen, der sich in diesem Jahr auftat. Behrooz Ghamari-Tabrizi hat unlängst hervorgehoben: «Vor 40 Jahren war die iranische Bevölkerung ein Sinnbild für Walter Benjamins Revolutionsbegriff; sie unternahm einen Schritt in Richtung eines offenen Horizonts voller Möglichkeiten, ein Schritt ins Ungewisse, der viele Opfer forderte.» [5]

Dieser Aufsatz beleuchtet zwei überraschende libanesische Reaktionen auf die damaligen Geschehnisse im Iran, die sich auf einer erwartungsvollen Weltbühne abspielten. Unter Ausklammerung der schiitischen Perspektive, die bereits anderswo ausgiebig behandelt wurde [6], soll hier der Fokus auf sunnitisch-islamistischen und linken Intellektuellen aus dem Libanon liegen. Aus ihren Schriften geht hervor, dass die Revolutionsphase und die frühen 1980er Jahre insgesamt eine Art Labor waren, sowohl für eine islamische Ökumene als auch für ernsthafte Bemühungen, ein links-islamistisches Bündnis zu bilden. Zentrale Figuren des Islamismus sahen Khomeinis Machtergreifung dabei nicht nur als Chance, innerislamische Gräben endgültig zu überwinden. Sie verstanden sie auch als Signal für die Dringlichkeit, die Arbeiterklasse und die städtische Unterschicht zu erreichen, anstatt nur innerhalb der eigenen Echokammern zu diskutieren. Auch im linken Spektrum überwog die Euphorie länger, als man gemeinhin annehmen würde. Irans eigene kommunistische Partei, die Tudeh-Partei, war bis zu ihrem Verbot im Sommer 1983 [7] vehemente Unterstützerin der Islamischen Republik und Khomeinis. Es verwundert daher kaum, dass Linksintellektuelle im Libanon, die selbst oft schiitischen Hintergrund hatten, vom revolutionären Wandel und neuen «antiimperialistischen» Ruf des Irans sehr angetan waren.[8]

Libanesische sunnitisch-islamistische Perspektiven und die Entdeckung der sozialen Frage

In Artikeln, die im Frühling 1979 in der sunnitisch-islamistischen libanesischen Zeitschrift al-Aman erschienen, wurde die iranische Revolution als historischer Wendepunkt bejubelt. Ibrahim al-Masri, damals Redakteur der monatlich erscheinenden Zeitschrift und später Generalsekretär von al-Jamaʿa al-Islamiyya, dem libanesischen Arm der Muslimbruderschaft, wählte etwa folgende Worte:[9]

Irans Zukunft gehört dem Islam, auch wenn es ein langer Weg bis dahin ist, der Tausende von Opfern fordern wird. Die Ereignisse im Iran lehren uns, dass Blut nie vergeblich fließt [...] Die islamische Bewegung im Iran hat ihre Zeitgemäßheit und ihre Charakterstärke («jadaratahu wa-asalatahu») bewiesen, und zwar in einer Weise, die nicht den geringsten Zweifel daran zulässt, dass der Islam die Hoffnung der Massen und ihr Traum von der Zukunft ist.[10]

Khomeini war, al-Masri zufolge, erfolgreich darin gewesen, unter Studierenden und Intellektuellen einmal mehr die Wahrnehmung des Islam als Botschaft der Befreiung und des Fortschritts («risalat tahrir wa-taqaddum») zu stärken.[11] Dieses Bild festigte sich in Kreisen der al-Jamaʿa al-Islamiyya später noch durch persönliche Erfahrungen und Reisen in den revolutionären Iran. Der sunnitische Islamgelehrte Faysal al-Mawlawi hatte Khomeini im französischen Exil besucht.[12] Seiner Ansicht nach war der Graben zwischen dem Iran und anderen arabischen Staaten, der überwiegend damit zu tun hatte, dass der Schah Israel unterstützte und eine säkulare Politik verfolgte, nun überwunden. Der Iran war wieder Teil der islamischen Gemeinschaft geworden.[13] Obwohl ausländische und arabische Medien weiter auf den vermeintlich schiitischen Charakter der Revolution beharrten, bekräftigte al-Mawlawi den Anspruch des Irans, für eine islamische Ökumene zu stehen. Er betonte das gemeinsame Ziel, einen gläubigen Muslim zum Herrscher («al-hakim al-muslim») zu wählen, der die Scharia innerhalb der muslimischen Gemeinschaft als Gesetzesgrundlage einführen würde.[14]

Die Entstehung einer breiten Koalition zwischen schiitischem Klerus und linken Strömungen, die die Umwälzungen im Iran möglich gemacht hatte, prägte die Perspektive der islamistischen Beobachter im Libanon dahingehend, im eigenen Land nach ähnlichem Potenzial Ausschau zu halten.[15] al-Masri war jedoch der Auffassung, dass ein solches Bündnis ausgesprochen gefährlich wäre, da es den arabischen Islamisten an Bewusstsein für ihr gesellschaftliches Umfeld fehle. Aus al-Masris Sicht waren die Islamisten im Libanon und anderswo weiterhin allzu sehr mit der Reinheit der Glaubenslehre («‘aqida») und dem islamischem Recht beschäftigt. Die soziale Frage («al-mas’ala al-ijtima‘iyya») ließen sie allerdings unberücksichtigt, obwohl sie für die breite Bevölkerung das dringendste Problem war. Infolge des Bürgerkriegs war der Libanon von einer gewaltigen Inflation, Warenhortungen, Armut in weiten Landesteilen sowie unsicheren Arbeitsbedingungen und unzureichenden Löhnen betroffen. Trotz dieser offenkundigen sozialen Probleme konzentrierten sich die Islamisten weiter darauf, die Seelen der Menschen von falschen Vorstellungen über den Islam zu reinigen und sich mit schwierigen theologischen Fragen zu befassen, die nur für die bildungsstarke Elite nachvollziehbar waren. Das war beileibe nicht genug, um zum linken Projekt beitragen zu können. Die Islamisten sollten ihre Komfortzone verlassen und in den Werkhallen, den engen Gassen, Elendsbehausungen und maroden Wohngebieten Präsenz zeigen.[16] Auch in anderen Artikeln mit ähnlichem Tenor beklagte man sich über die Wirkungslosigkeit des islamistischen sozialen Engagements und über mangelnde Kontakte zu Fischern, Tabakherstellern und Geflüchteten aus dem Süden. Die Islamisten scheiterten im Frühling 1979 also daran, die iranische Revolution – ungeachtet ihres islamischen Beiklangs – für sich zu nutzen. Stattdessen war es die linke, panarabische Libanesische Nationalbewegung («al-haraka al-wataniyya»), die den revolutionären Nachhall in das eigene Land übertragen konnte, und zwar, indem sie die Absetzung des Schahs als Revolution der werktätigen Massen darstellte.[17] Kurzum, den der al-Jama‘a al-Islamiyya angehörigen Autoren zufolge hatte sich die islamistische Bewegung vor allem durch Unwissenheit und Untätigkeit hervorgetan. «Wir bauen keine Krankenhäuser auf, gründen keine Kooperativen und keine Kliniken. Wir wissen noch nicht einmal, wie viele Betriebe oder Fabriken es im Libanon gibt.» Die Islamisten ließen schlichtweg den von ihnen verlangten Einsatz für «soziale Gerechtigkeit» («al-ʿadala al-ijtimaʿiyya») vermissen. Diese schmerzhafte Erkenntnis war ihnen eine wichtige Lektion aus der iranischen Revolution.

Religion und antiimperialistischer Kampf

Auch libanesische Linksintellektuelle verfolgten das innenpolitische Geschehen im Iran mit großer Aufmerksamkeit, was sich etwa an der damaligen Berichterstattung in al-Hurriya zeigt.[18] Die zu der Zeit in Beirut herausgegebene Zeitung ist das offizielle Parteiblatt der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas, doch findet sie seit den 1960er Jahren auch in breiteren sozialistischen Kreisen Anklang.[19] al-Hurriya hat zu inneriranischen Problemen ihrerzeit nicht geschwiegen. Die Zeitung berichtete ausführlich über die brutale Unterdrückung des kurdischen Aufstands sowie Angriffe auf die Presse und kritisierte das Vorhaben des machthabenden Klerus, bestimmte Laienkandidaten von der Teilnahme am Verfassungskonvent im Sommer 1979 auszuschließen.[20] Allerdings bestand die Redaktion von al-Hurriya darauf, dass man diese beunruhigenden Entwicklungen weder dem schiitischen Klerus noch dem Islam per se anlasten könne. Die Zeitung sah Khomeini und die mit ihm verbündeten Anführer vielmehr als Teil der «progressiv-revolutionären Kräfte».[21] Es bestünde kein Zweifel daran, dass der Iran einige wichtige, demokratische Projekte in Angriff genommen habe und ein Bollwerk bilde gegen all die «reaktionären Regimes, die den Imperialismus unterstützen», wie etwa Bahrain oder Saudi-Arabien.[22] In Anlehnung an die Polemik der Tudeh-Partei wurde in al-Hurriya-Beiträgen Irans erste Übergangsregierung unter der Führung Mehdi Bazargans (gest. 1995) häufig als eigentlicher Feind dargestellt.[23] Der Zeitung zufolge arbeiteten diese «liberalen» Politiker insgeheim zusammen mit rechtsgerichteten Kräften aus Klerus und Militär daran, eine reaktionäre Wende im Iran herbeizuführen.[24] Solche Ansichten kommen sehr deutlich in einem 1979 veröffentlichten Artikel von Fawwaz Traboulsi zum Ausdruck, der den Lesern*innen die Wahl zwischen zwei Ausprägungen des Islam lässt.[25] Einerseits gäbe es Khomeinis Islam, d.h. den Islam der armen Leute Teherans. Dieser sei tief in Gesellschaft und Geschichte verwurzelt, doch zugleich auch der aktuellen Bedürfnisse gewahr und stehe weltlichem Wissen und einer eigenständigen Rechtsauslegung («ijtihad») offen gegenüber. Er packe das Problem der Ausbeutung an den Wurzeln, um diese voller Entschlossenheit herauszureißen. Dieser Islam stehe für nationale Befreiung und Einheit und Brüderlichkeit zwischen den Völkern («al-taharrur al-watani wa-l-wahda al-qaumiyya wa-l-ta’akhi bayn al-shu‘ub»). Die Alternative dazu sei der Islam der Herrschenden («umara’»), der Scheiche und der Könige, der Basarhändler und der Absolventen amerikanischer Universitäten. Traboulsi formulierte also im Grunde eine streng binäre Unterscheidung:

[...] zwischen einem Islam der Tyrannen und [einem Islam] der Unterdrückten («mustada‘fin») der Erde. Letzterer ist imstande, sich mit den weltlichen Unterdrückten und ihren revolutionären Bewegungen zu verbünden. Ihr Kampfmotto lautet: «O Unterdrückte der Erde, Arbeiter und Geknechtete, vereint euch! [26] 

Schlussbemerkungen: Spätes Erwachen und ein Blick über die Grenze

Dieser polemische Aufruf war eine unmittelbare Reaktion auf die iranische Besetzung der US-Botschaft in Teheran im November 1979. Im Wissen darüber, was linke Gruppierungen später im Iran ereilen sollte, bezeichnete Fred Halliday diese kopflose Begeisterung als «Antiimperialismus der Törichten».[27] Doch rückblickend braucht es weitere Recherchen, um genauer sagen zu können, wie und wann genau sich links-islamistische Gruppen im und außerhalb des Libanon vom Iran abgewandt haben. Auch dieser endgültige Bruch und das Beschreiten getrennter Wege waren weit weniger gradlinig als es auf den ersten Blick scheinen mag. Zahlreiche Beziehungen bestanden fort, was etwa aus Reiseberichten oder aus der Teilnahme an vom Iran geförderten Konferenzen hervorgeht. Zudem können wir weiterhin keine schlüssige Erklärung dafür bieten, wie die im Iran erprobten und bewährten revolutionären Pläne und Bemühungen für einen links-islamistischen Pakt ein Eigenleben entwickeln konnten – wie sie später beispielweise von sunnitischen Gruppen übernommen und umgearbeitet wurden. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt, dass die schlussendliche Enttäuschung anderswo viel früher einsetzte und auch weitaus präziser nachgezeichnet werden kann als im Libanon. In Syrien klammerte sich der dortige Zweig der Muslimbruderschaft verzweifelt an Teheran, um Unterstützung beim Aufstand gegen Hafiz al-Assad und das Baath-Regime zu erhalten.[28] Doch im Iran der frühen 1980er Jahre entschied man, dass die Weltrevolution und die Unterstützung der syrischen «Befreiungsbewegung» letztendlich weniger dringend seien, als die zuverlässigen Verbündeten in der Region zu hofieren. Die Auswirkungen dieser Entscheidung sehen wir auch heute noch, nämlich an der Bündnisachse Teheran–Moskau, die Baschar al-Assad dabei unterstützte, die Wogen des syrischen Bürgerkriegs zu glätten.

Simon Wolfgang Fuchs ist Dozent für Islamwissenschaft und Nahoststudien an der Universität Freiburg. 2015 erhielt er seinen PhD vom Department for Near Eastern Studies an der Princeton University und war anschließend Research Fellow am Gonville and Caius College an der University of Cambridge. Er ist Autor des Buches In a Pure Muslim Land. Shiʿism between Pakistan and the Middle East (Chapel Hill: University of North Carolina Press, 2019). Die Recherchen für diesen Artikel wurden aus Mitteln des Sonderprogramms «Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen» der Gerda Henkel Stiftung finanziert. Übersetzung: Utku Mogultay & Tabea Magyar Für Gegensatz Translation Collective.


[1] Kurzman, Charles (2004): The Unthinkable Revolution in Iran. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.

[2] Ramazani, R.K. (1990): Iran’s Export of the Revolution: Politics, Ends, and Means. In: The Iranian Revolution: Its Global Impact. Hrsg. John L. Esposito. Gainesville: Florida International University Press.

[3] Nasr, Seyyed Vali Reza (2016): The Shia Revival: How Conflicts Within Islam Will Shape the Future. Aktualisierte Fassung. New York, N.Y.: W.W. Norton & Company.

[4] Salloukh, Bassel F. (2017): The Sectarianization of Geopolitics in the Middle East. In: Sectarianization: Mapping the New Politics of the Middle East. Hrsg. Nader Hashemi und Danny Postel. London: Hurst; Abdo, Geneive (2017): The New Sectarianism: The Arab Uprisings and the Rebirth of the Shi'a-Sunni Divide. New York: Oxford University Press. Für theoretische Erklärungsansätze zur Situation im Nahen Osten siehe Valbjørn, Morten/Hinnebusch, Raymond (2019): Exploring the Nexus Between Sectarianism and Regime Formation in a New Middle East: Theoretical Points of Departure. In: «Studies in Ethnicity and Nationalism», 19:1, S. 2-22.

[5] Ghamari-Tabrizi, Behrooz (2019): The Iranian Revolution Turns Forty: Dare to Know, Have the Courage to Act! Abgerufen am 16. August 2019 unter https://www.counterpunch.org/2019/02/12/the-iranian-revolution-turns-forty-dare-to-know-have-the-courage-to-act/.

[6] Norton, Augustus R. (1987): Amal and the Shiʿa. Struggle for the soul of Lebanon. Austin: University of Texas Press; Chehabi, H. E. (2006): Iran and Lebanon in the Revolutionary Decade. In: Distant Relations: Iran and Lebanon in the Last 500 Years. Hrsg. H. E. Chehabi und Rula J. Abisaab. Oxford: I.B. Tauris; Shaery-Eisenlohr, Roschanack (2008): Shiʿite Lebanon. Transnational Religion and the Making of National Identities. New York: Columbia University Press; Alagha, Joseph Elie (2011): Hizbullah’s Identity Construction. Amsterdam: Amsterdam University Press.

[7] Die Tudeh-Partei wurde 1941 im Iran von marxistisch-leninistischen Aktivist*innen gegründet, die im Rahmen einer Generalamnestie gerade aus der Haft entlassen worden waren. Die Partei, die enge Beziehungen zur Sowjetunion unterhielt, expandierte in den 1940er Jahren, wurde allerdings 1949 nach einem misslungenen Attentat auf den Schah zum ersten Mal verboten und später erneut nach dem Sturz der nationalistischen Regierung unter Premierminister Mohammed Mosaddegh im Jahr 1955. Die Führungsriege der Tudeh-Partei verbrachte die 1960er und 70er Jahre größtenteils im Exil, konnte iranische Studierende im Ausland aber nicht für sich gewinnen, da diese konkurrierenden linken Gruppen näherstanden. Kurz vor dem Sturz des Schahs sicherte die Tudeh-Führung bei einem Kongress in Leipzig der Revolution und Khomeini ihre volle Unterstützung zu. Im Frühling 1979 kehrten die Parteiältesten in den Iran zurück und kommunistische Gefangene wurden freigelassen. Die Partei konnte wieder offen agieren und gewann viele ihrer früheren Unterstützer*innen schnell wieder für sich zurück. Siehe Abrahamian, Ervand (1982): Iran Between Two Revolutions. Princeton: Princeton University Press.

[8]  Abrahamian, Ervand (1999): Tortured Confessions: Prisons and Public Recantations in Modern Iran. Berkeley: University of California Press, S. 177-208. Die Tudeh-Partei war natürlich keinesfalls die einzige linke Bewegung im Iran. Für eine Zusammenfassung siehe Moghadam, Val (1987): Socialism or Anti-Imperialism? The Left and Revolution in Iran. In: «New Left Review», 166, S. 5-28. Zu linkem Revolutionsdenken im Libanon seit den 1960er Jahren siehe auch Bardawil, Fadi (2016): Theorising Revolution, Apprehending Civil War: Leftist Political Practice and Analysis in Lebanon (1969–79). In: «LSE Middle East Centre Paper Series», 16.

[9] Zu al-Masri siehe: www.ikhwanweb.com/article.php. Zur al-Jamaʿa al-Islamiyya siehe ʿItani, Fatima/Saʿada, Rana/Iʿtani, Amal/Salih, Muhsin Muhammad (2017): al-Jamaʿa al-Islamiyya fi Lubnan. Beirut: Markaz az-Zaytuna li-l-Dirasat wa-l-Istisharat, S. 77-88.

[10] al-Masri, Ibrahim (1979): Harakat al-Imam al-Khumayni judhuriha al-islamiyya wa-afaqiha al-siyasiyya. In: «al-Aman», 1, 2. Februar 1979, S. 17.

[11] Ebd., S. 16. Vgl. Husayn, Hasan (1979): al-Judhur al-tarikhiyya li-l-thawra al-iraniyya. In: «al-Aman», 6, 9. März 1979, S. 42-43.

[12] Zu al-Mawlawi siehe auch www.aljazeera.net/encyclopedia/icons/2014/11/6/%D9%81%D9%8A%D8%B5%D9%84-%D9%85%D9%88%D9%84%D9%88%D9%8A

[13] al-Mawlawi, Faysal (1979): al-Qadaya al-islamiyya fi marhala ma baʿd al-Khumayni. In: «al-Aman», 4, 23. Februar 1979, S. 7.

[14] Ebd., S. 8. Siehe auch ʿAbd Rabbihi, Nabih (1979): al-Muntalaqat al-asasiyya li-l-thawra al-iraniyya. In: «al-Aman», 5, 1. März 1979, S. 12-14.

[15] Der 1978 verschwundene Musa al-Sadr, ein bekannter Schiitenführer, gründete bereits 1974 die Bewegung der Entrechteten (Harakat al-Mahrumin). Sein erklärtes Ziel mit dieser Organisation war es, sich «unablässig für die Schutzbedürfnisse der Entrechteten – sprich der Schiiten – und gegen die von ihnen erlittenen sozialen Probleme» einzusetzen, und zwar «so lange, bis sich die Regierung dieser Probleme annimmt». Indem al-Sadr solche linken Anliegen aufgriff, versuchte er, dem Zuspruch für den Kommunismus seitens libanesischer Schiiten etwas entgegenzusetzen. Infolge des Ausbruchs des libanesischen Bürgerkriegs kam es jedoch dazu, dass der militärische Flügel der Bewegung, die den Namen Amal angenommen hatte, langfristig wesentlich bekannter (und wirkungsvoller) wurde. Siehe Norton, Amal and the Shiʿa, S. 47-48.

[16] al-Masri, Ibrahim (1979): al-Islamiyyun wa-l-masʾala al-ijtimaʿiyya. In: «al-Aman», 4, 23. Februar 1979, S. 24-26.

[17] Muhammad, Abd al-Hadi (1979): Adwaʾ ʿala al-islamiyyun wa-l-masʾala al-ijtimaʿiyya. In: «al-Aman», 6, 9. März 1979, S. 36.

[18] Für zwei äußerst aufschlussreiche Zusammenfassungen zur Anziehungskraft der iranischen Revolution auf palästinensische Maoisten siehe Sing, Manfred (2011): Brothers in Arms: How Palestinian Maoists Turned Jihadists. In: «Die Welt des Islams», 51; Dot-Pouillard, Nicolas (2008): De Pékin à Téhéran, en regardant vers Jérusalem: la singulière conversion à l’islamisme des «Maos du Fatah». In: «Cahiers de l’Institut Religioscope», 2.

[19] Cobban, Helena (1988): The Palestinian Liberation Organisation: People, Power and Politics. Cambridge: Cambridge University Press.

[20] Siehe dazu etwa Jawad, Saʿid (1979): ʿAla hamish al-intikhabat al-iraniyya: al-taqaddum, wa-l-marawiha wa-l-akhtar. In: «al-Hurriya», 927, 12. August 1979, S. 26-27. Für eine ausführliche Darstellung dieses entscheidenden Abschnitts der Geschichte des Irans siehe Amanat, Abbas (2017): Iran. A Modern History. New Haven: Yale University Press, 2017, S. 773-819.

[21] Al-Taleghani mithal al-Imam al-thawri al-taqaddumi. In: «al-Hurriya», 932, 17. September 1979, S. 29.

[22] Jawad, Saʿid (1979): al-Hulul al-dimuqratiyya li-l-mushkilat al-dakhiliyya tuwallid siyasat kharijiyya thawriyya. In: «al-Hurriya», 943, 1. Oktober 1979, S. 42-43.

[23] Milani, Mohsen M. (1993): Harvest of Shame: Tudeh and the Bazargan Government. In: «Middle Eastern Studies», 29:2, S. 307-320.

[24] Zaydan, Waʿil (1979): Maʿrakat Iran hiya maʿrakat al-ʿarab aydan. In: «al-Hurriya», 942, 3. December 1979, S. 6-7; Jawad, Saʿid Jawad (1979): Al-Thawra al-Iraniyya wa-l-ʿarab... wa-idarat al-siraʿ didd al-imbiriyaliyya. In: «al-Hurriya», 943, 10. Dezember 1979, S. 35-36.

[25] Fawwaz Traboulsi (geb. 1941) ist Mitgründer der Kommunistischen Aktionsorganisation im Libanon. Er hat im Bürgerkrieg gekämpft und war als Redakteur bei al-Hurriya tätig, bevor er seine Promotion an der Universität Paris VIII absolvierte und zum Professor für Geschichte und Politik an der Libanesisch-Amerikanischen Universität in Beirut wurde. Vgl. Baradawil: Theorising Revolution, S. 9.

[26] Traboulsi, Fawwaz (1979): Iran wa-l-Saʿudiyya wa-l-namudhaj al-sa‘udi. In: «al-Hurriya», 942, 3. Dezember 1979, S. 4-5.

[27] Nouri, Farid (1987): Interview with Fred Halliday: The Iranian Revolution and Its Implications. In: «New Left Review», 166.

[28] Talhamy, Yvette (2009): The Syrian Muslim Brothers and the Syrian-Iranian Relationship. In: «The Middle East Journal», 63:4, S. 569-572; Abd-Allah, Umar F./Algar, Hamid (1983): The Islamic Struggle in Syria. Berkeley: Mizan Press.