Mit der Ankunft der weltweiten Corona-Pandemie in Europa und Deutschland haben bei vielen Menschen Verunsicherung, Angst und Verwirrung zugenommen. Viele sehen sich nicht so sehr durch das SARS-Cov-2-Virus bedroht, den sie trotz hoher Sterberaten für harmlos halten, sondern durch die drastische Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche durch die eigene Regierung.
In dieser Situation massiver Verunsicherung und Unklarheit auch wegen sich widersprechender staatlicher Regelungen und angesichts einer dritten Infektionswelle mit noch höheren Infektionszahlen gedeihen auch Verschwörungsideen, religiöse und politische Endzeitvorstellungen und drastische unmenschliche Lösungsvorschläge auf Kosten großer Bevölkerungsgruppen.
Die Idee, hinter der Pandemie stecke ein «großer Plan» und die Seuche würde von interessierten Kreisen genutzt, um die eigene Bevölkerung zu entrechten und zu unterdrücken, passt sehr gut zu den Wahnideen einer neonazistischen Rechten und etwa der «Alternative für Deutschland», dass das «deutsche Volk» durch nicht-weiße Einwanderer*innen ersetzt werden solle, der sogenannte «Bevölkerungsaustausch». In diesem Zusammenhang tauchen auch immer massiver alte und alt bekannte judenfeindliche Bilder auf und der Antisemitismus steht in absurder Weise neben der Berufung auf den antinazistischen und jüdischen Widerstand gegen das NS-Regime und seine Vernichtungspolitik. Demonstrierende berufen sich allen Ernstes auf Sophie Scholl und Anne Frank bei ihren Protesten gegen eine angebliche «Merkeldiktatur» oder auf die «friedliche Revolution» 1989 in der DDR gegen den «Merkel-Sozialismus».
Über das Internet und entsprechende abgeschlossene Informationsverteiler verbreiten sich derartige Verschwörungserzählungen und rechte Hetze bis in das eigene Nahumfeld. Auf einmal wiederholen Kolleg*innen, Freund*innen und Menschen, denen man im Alltag begegnet, diese haltlosen Gerüchte, rassistischen Vorstellungen und auch die rechte Hetze zum Beispiel gegen Microsoft-Gründer Bill Gates und Milliardär George Soros. Oft ist die geäußerte Kritik nicht völlig falsch. Umso schwerer ist es dagegenzuhalten und die eigene Kritik von Vorurteilen, Rassismus und rechtem Verschwörungsdenken abzugrenzen. Und trotzdem auf der Kritik zu bestehen.
Das Online-Spiel #lassreden führt uns in solche unangenehmen Alltagssituationen und bietet alternative Möglichkeiten z.B. mit Anti-Impf-Propaganda, rechter Hetze und Verschwörungsdenken umzugehen, darauf zu reagieren und dergleichen zurückzuweisen. Auch wie man sich in aufgeladenen, vielleicht gewaltvollen Situationen verhält, wird in dem Online-Format durchgespielt. Den Spielenden werden zahlreiche, leicht zugängliche und verständliche Hintergrundinformationen angeboten und Hilfe, verbürgte Information von «Fake News» zu unterscheiden. Außer klugem Verhalten und schlagfertigem Umgang mit unmenschlichen Aussagen im Alltag kann man mit #lassreden auch seine Medienkompetenz prüfen und schulen.
Die Arbeitsgruppe Autoritarismus.Nationalismus.Antifeminismus der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat das aufwendig gestaltete Online-Material gemeinsam mit dem Büro monströös erarbeitet und freut sich, es hier zu präsentieren.