Flüchtlinge und MigrantInnen sind die ZeugInnen unserer Zeit. Die Bewegungen der Flucht und Migration innerhalb des afrikanischen Kontinents und entlang der südlichen Grenzregionen der Europäischen Union sind der menschliche Preis einer Globalisierung, die an den Ressourcen und Märkten des afrikanischen Kontinents, nicht aber an seiner Bevölkerung interessiert ist. Wenn in den südlichen Meeren ein marodes Boot mit hunderten Flüchtlingen kentert, erfährt die Öffentlichkeit nichts über die Toten. Anders als bei jedem Flugzeugabsturz mit EuropäerInnen an Bord werden die «stranded people» entpersonalisiert: Die Opfer haben kein Gesicht, tragen keine Namen, sind ohne Geschichte. Der Tod im eigenen Meer verlangt dennoch politische Abhilfe – schließlich ist Europa nach der Formulierung Bernard-Henri Lévys «kein Ort, sondern eine Idee der Humanität.» Doch sind jenseits solch’ tröstlicher Versicherung die Ertrunkenen im Mittelmeer nur die dunkle Konsequenz des europäischen Zusammenschlusses und eines Globalisierungsversprechens, das auf der radikalen Freiheit des Waren- und Güterverkehrs beruht.
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Martin Glasenapp arbeitet für die sozialmedizinische Hilfsorganisation medico international.
Dank für Hilfe an Judith Kopp.