Publikation Parteien- / Bewegungsgeschichte - Migration / Flucht - Einbürgerung Gelingende und misslingende Solidarisierungen

Spontane Streiks in Westdeutschland um 1973

Information

Reihe

luxemburg beiträge

Herausgeber*innen

Nuria Cafaro, Bernd Hüttner, Caner Tekin,

Der Arbeitskampf in Neuss ist einer von mehr als 300 Streiks, die die Bundesrepublik 1973 erleben durfte. Arbeitsmigrant*innen spielten bei diesen Arbeitskämpfen oft eine entscheidende Rolle.

Gün Tank

Im August 2023 jähren sich zum 50. Mal die Streiks beim Autozulieferer Pierburg in Neuss und bei Ford in Köln. Diese Streiks erregten schon damals große Aufmerksamkeit, in den folgenden Jahrzehnten erlangten sie, insbesondere im Kontext des (post-)migrantischen Aktivismus, eine geradezu ikonische Bedeutung. Ausschlaggebend dafür war sowohl ihr «inoffizieller» Charakter als auch die Tatsache, dass der Anteil der Migrant*innen an den Streikenden und Initiator*innen überproportional groß und zudem maßgeblich war.

Was macht die Faszination der vielen Streiks von 1973 aus? Wie sind sie heute aus geschichtswissenschaftlicher und aktivistischer Perspektive einzuschätzen? Welche Potenziale und Bedeutungen dieser Streiks blieben bisher unterbelichtet oder lassen sich noch freilegen? Inwieweit lässt sich produktiv daran anknüpfen?

Mit dem vorliegenden Sammelband möchten wir zum einen in knapper Form die damaligen Entwicklungen, ihre späteren Deutungen und vor allem ihre Protagonist* innen darstellen und diese Streiks auch für Menschen zugänglich machen, die sich bisher noch nicht eingehender mit ihnen befasst haben.

Zu den Herausgeber*innen

Nuria Cafaro hat Philosophie, Geschichte und Bildungswissenschaften studiert und promoviert an der Universität zu Köln über Arbeitskämpfe in Italien, Frankreich und Westdeutschland um 1968. Sie arbeitet beim Kölner Frauengeschichtsverein zur Selbstorganisation von Migrantinnen, veranstaltet Stadtrundgänge zur Geschichte der Migration von Frauen und ist in der Bildungsarbeit zur Gewerkschafts- und Migrationsgeschichte tätig. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen auf der Geschichte der italienischen Arbeiter*innenbewegung und der des migrantischen Protests in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere der des Kölner FordStreiks von 1973.

Bernd Hüttner, geboren 1966, ist Politikwissenschaftler und lebt in Bremen. Er ist Referent für Zeitgeschichte und Geschichtspolitik sowie Koordinator des Gesprächskreises Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Darüber hinaus ist er unter anderem Mitglied des Vorstands der German Labour History Association und der Redaktion von «Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien». Zu seinen Interessensgebieten gehören emanzipatorische historische Bildung, Intersektionalität, Kunstgeschichte und neue soziale Bewegungen. Website mit Publikationsverzeichnis und weiteren Informationen: www.bernd-huettner.de.

Caner Tekin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum (RUB), wo er mit Stefan Berger das von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Projekt «Geschichte der türkischen Migrantenorganisationen im Vergleich» leitet. Zuvor arbeitete er als Postdoktorand am Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung in Braunschweig und als Lehrbeauftragter am Zentrum für Mittelmeerstudien der RUB. Er ist Autor des Buchs «Debating Turkey in Europe. Identities and Concepts», Berlin 2020, Herausgeber von Migration Letters 1/2023 und Moving the Social 65/2021 sowie (zusammen mit Stefan Berger) Mitherausgeber des Bands «History and Belonging, Representations of the Past in Contemporary European Politics», New York 2018.