Die Welt ist reich. Laut «Global Wealth Report» der Schweizer Bank UBS summiert sich das globale Privatvermögen auf über 454 Billionen US-Dollar, das sind 454.000 Milliarden. Davon gehören 208 Billionen den Millionär*innen und Milliardär*innen dieser Welt. Das bedeutet: Fast die Hälfte des Weltvermögens gehört rund einem Prozent der Weltbevölkerung. Nicht nur global ist der Reichtum extrem ungleich verteilt. Auch in Deutschland, wo den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung etwa zwei Drittel des Gesamtvermögens gehören – und der ärmeren Hälfte der deutschen Haushalte ein kleiner Rest.
Wer reich ist, kann sich nicht nur viele schöne Dinge kaufen. Reiche gewinnen auch Zeit. Sie müssen nicht arbeiten gehen, sie leben nachweislich länger als Arme und sie haben über ihr Vermögen Zugriff auf die Lebenszeit anderer Menschen, die für sie arbeiten. Reichtum ist Freiheit, und er beschert seinen Eigentümer*innen auch politischen Einfluss.
All das ist bekannt – der Reichtum, seine ungleiche Verteilung und die Geldnot der Vielen. Regelmäßig wird Kritik an der Ungleichheit laut und die Forderung nach einer stärkeren Besteuerung großer Vermögen oder Erbschaften erhoben. Ebenso regelmäßig aber verstummen diese Proteste wieder. Insgesamt scheinen sich alle mit der Situation abgefunden zu haben. Warum ist das so?
Ein Grund dafür sind wirkmächtige Mythen und Behauptungen, die die Ungleichheit rechtfertigen und die Kritiker*innen beruhigen sollen. So wird gesagt, eigentlich lebten «wir Deutschen» ja alle in einem reichen Land und seien gegenüber vielen armen Regionen der Welt privilegiert. Kritiker*innen der Ungleichheit wird vorgeworfen, sie schürten nur Neiddebatten und übersähen, dass die Reichen ihre Vermögen ja erarbeitet hätten. Der Reichtum wird dafür gelobt, dass er Arbeitsplätze schaffe und damit Einkommen, weswegen man ihn schonen müsse, zum Wohle aller. Höhere Steuern würden die Vermögenden nur ins Ausland treiben. Und überhaupt nehme die Ungleichheit ja seit Jahren gar nicht mehr zu. Diese und andere Behauptungen sollen in der vorliegenden Broschüre geprüft werden.
Inhalt
- Deutschland ist ein reiches Land
- Wer über Ungleichheit spricht, will eigentlich nur eine Neiddebatte
- Reichtum macht doch gar nicht glücklich
- Wer als reich gilt, gehört oft eigentlich nur zur Mittelschicht
- Die Ungleichheit wächst doch gar nicht mehr
- Wenn wir die Leistungsträger fördern, investieren sie mehr und alle haben etwas davon
- Reiche haben ihren Reichtum auch verdient – durch ihre Leistung und ihre besondere Verantwortung
- Deutschland ist ein Hochsteuerland
- Höhere Steuern treiben die Leistungsträger ins Ausland
- In unserer Gesellschaft kann jeder den sozialen Aufstieg schaffen
Illustrationen: Navid Thürauf