Mit dem täglichen Sterben im Nahen Osten und in der Ukraine ist der Krieg in unsere Wahrnehmung zurückgekehrt. Auf unseren Bildschirmen und Displays rollen Panzer und explodieren Granaten. Bilder zeigen getötete, verwundete und verzweifelte Menschen – das ganze Grauen. Insgesamt wird die Welt kriegerischer. Das aktuelle Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung kündet von einer bitteren Realität: Mit 21 Kriegen gibt es aktuell dreieinhalb Mal so viele wie vor 15 Jahren. Seit Jahrzehnten steigt die Zahl der Kriege, Konflikte und Krisen, bei denen Gewalt angewendet wird, kontinuierlich an, 2022 waren es weltweit 216. In globaler Perspektive ist organisierte Waffengewalt keine Ausnahme – sie ist allgegenwärtig. Auch eine andere Entwicklung verdeutlicht, dass die Zeichen auf Konfrontation stehen: Die weltweiten Militärausgaben sind acht Jahre in Folge gestiegen. Ein globales Wettrüsten ist in Gang.
Was tun? Dieser Band ist ein Beitrag gegen die Ohnmacht. Er nimmt sich elf Mythen über Krieg und Frieden vor und argumentiert gegen die Notwendigkeit von Aufrüstung, Abschreckung und Konfrontation. Er zeigt, dass es politische Entscheidungen sind, die dem Militärischen den Weg ebnen. So wird rekonstruiert, wie Konzepte kooperativer Sicherheit ausgehebelt und wie der gemeinsamen Sicherheit verpflichtete Institutionen geschwächt worden sind. Dabei wird deutlich, dass auch die jüngsten Bundesregierungen im Namen nationaler Sicherheit immer stärker auf Gewaltandrohung und -anwendung setzen. Mehrere Kapitel erinnern an die Verantwortung Deutschlands als einer führenden Rüstungsexportnation und als Staat, der durch seine Wirtschafts- und Handelspolitik andernorts Krisen verursacht, Spannungen verschärft und Gewalt mit auslöst.
Im Band geht es aber auch um Alternativen: Wie können Krisen vermieden, lokale Konflikte gewaltfrei bearbeitet und geopolitische Konkurrenzen anders als durch Konfrontation ausgetragen werden? Wie geht kooperative Sicherheit im 21. Jahrhundert? Und welche Veränderungen sind für eine dauerhafte friedliche Entwicklung nötig? Damit weitet sich der Blick. Denn Kriege und Gewalt fallen nicht vom Himmel. Sie entzünden sich vor allem dort, wo Lebensgrundlagen zerstört und staatliche Strukturen ruiniert werden. Das gilt es so ernst zu nehmen, wie es ist: Wer über die Hoffnung auf Frieden in der Welt spricht, kann über einen globalisierten Kapitalismus und eine zutiefst ungerechte Weltwirtschaftsordnung nicht schweigen. Dieser Band liefert dafür Argumente.
Mythen
- «Nur mit Abschreckung sind wir sicher»
- «Die NATO sichert den Frieden»
- «Die Außenpolitik der Bundesregierung ist wertegeleitet»
- «Deutschland liefert keine Waffen in Kriegs- und Krisengebiete»
- «Deutschland tut für den Frieden auf der Welt mehr als genug»
- «Die EU ist durch und durch friedlich»
- «Zivile Krisenprävention ist ein zahnloser Tiger»
- «Sanktionen: Eine Wunderwaffe. Oder doch nicht?»
- «Frieden lässt sich nicht herbeiverhandeln»
- «Bei der Friedenssicherung hat sich die UNO als nutzlos erwiesen»
- «Als Einzelne kann man ja ohnehin nichts tun»