Publikation Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Rassismus / Neonazismus - Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Geschlechterverhältnisse Frauen im Widerstand von Florence Hervé und Mareen Heying

Ein Artikel aus der aktuellen Märzausgabe der fiftyfifty zum Thema der neu erschienenen Broschüre „Frauen im Widerstand 1933-1945. Düsseldorf“.

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Reihe

Online-Publ.

Erschienen

März 2012

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Unrecht nicht akzeptieren, „Nein“  sagen, sich nicht fügen: Widerstandskämpferinnen zeigten, dass dies sogar unter den menschenfeindlichen Bedingungen des Nationalsozialismus möglich war.
Auch wenn die Mehrheit der Frauen, wie übrigens der Männer, passiv bis zustimmend dem NS-Regime gegenüber stand: Manche ließen sich nicht unterkriegen und leisteten Widerstand. Sie beteiligten sich an allen Aktionen: an dem Widerstand der Organisationen der Arbeiterbewegung (KPD, SPD und Gewerkschaften), am christlichen Widerstand, an widerständigen Aktionen im Alltag, wie das Verweigern des Hitlergrußes, die Flüsterpropaganda oder die Ablehnung des Mutterkreuzes, und am Widerstand in der Emigration. Außerdem, so die 1999 verstorbene Düsseldorfer kommunistische Widerstandskämpferin Klara Schabrod, stand hinter jedem Kämpfer „eine Frau, eine Mutter, eine Schwester, eine Braut“. Ohne deren Unterstützung wäre es „nicht möglich gewesen, so viele Quartiere und Verstecke für Verfolgte zu errichten“.
Die Aktionsformen reichten vom Abhören von Auslandssendern, Herstellen, Verschicken von illegalen Flugblättern und Schriften, Abhalten illegaler Versammlungen, Kurier- und Verbindungsdienste, Sammeln von Geld für in Not geratene Familien, bis zu Sabotage in Betrieben und Arbeitsverweigerungen. Selbst in den Konzentrationslagern unterstützten Frauen einander, sammelten Informationen, organisierten Lebensmittel und Kleidung, und gedachten des Internationalen Frauentags.
Dies taten sie aus religiösen, humanitären, weltanschaulichen oder politischen Gründen. Die Erzieherin Elisabeth Heidkamp lehnte es z.B. aus christlichen Gründen ab, einer NS-Berufsorganisation beizutreten und arbeitete in einem illegal operierenden Caritas-Notdienst in Düsseldorf, der sich u.a. um verfolgte „Nichtarier“ kümmerte. Nach mehrmonatiger Schutzhaft 1943 gab sie noch illegale Sprechstundenhilfe für in Not Ratsuchende. Die katholische Pazifistin Christa Thomas half kinderreichen Familien in der Elendssiedlung am Düsseldorfer Heinefeld und forderte ein „Schutzgesetz für die Ärmsten der Armen“.
Es gab viele Polizeirepressionen, die von Hausdurchsuchungen, Verhören, Berufsverboten bis zu Konzentrationslagern reichten. Nichtarier und Andersdenkende, ob jüdische, christliche, sozialdemokratische oder kommunistische Bürger und Bürgerinnen wurden systematisch verfolgt. Nach Ravensbrück verschleppt wurden mehr als 200 Frauen mit Düsseldorfer Bezug. Unter ihnen Kommunistinnen wie Änne Kassing, Doris Maase, Tilde Klose und Aenne Saefkow, Jüdinnen wie Paula Frankenberg und Anja Lundholm, Christinnen und Bibelforscherinnen sowie 25 Sinti- und Roma-Frauen.
Wie sie durchhielten? Ängste, Isolierung, Verfolgung und Folter in Kauf nahmen? Klara Schabrod, die mehrere Monate in Schutzhaft war und als erste Frau im SS-Keller in der Kö geschlagen wurde, sagte: „Die Zusammenarbeit der Frauen hat uns immer neue Kraft gegeben“. Und die Düsseldorfer Ärztin Doris Maase, die bereits 1935 verhaftet und nach Ravensbrück deportiert wurde, wo sie noch Mitgefangene mit gestohlenen Medikamenten versorgte und Krankenbescheinigungen fälschte, schrieb nach ihrer Rückkehr: „Es gibt zwei Dinge, die einen aufrecht erhalten: Die Gruppe und das Bewusstsein, dass man die richtige Überzeugung hat.“

Zum Internationalen Frauentag 2012 erschien die Broschüre "Frauen im Widerstand, 1933-1945. Düsseldorf", herausgegeben von Wir Frauen e.V., Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW e.V., DGB Region Düsseldorf – Bergisch Land, ver.di Bezirk Düsseldorf und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Düsseldorf. In der Broschüre porträtieren die Autorinnen Mareen Heying und Florence Hervé Frauen, die in Düsseldorf gegen den Faschismus aktiv waren, und Frauen, die in der Emigration gegen die Nazis agierten.

Die Broschüre kann über den Papyrossa-Verlag bestellt werden: www.papyrossa.de/sites_buchtitel/herve_frauen.htm