Die Wahlen im Senegal 2012 waren von heftigen Protesten begleitet. Wichtigste Akteure der Proteste waren das Bündnis M23, das sich aus Organisationen der Zivilgesellschaft und den oppositionellen Präsidentschaftskandidaten zusammensetzt und die Bewegung Y’en marre» – in etwa «Wir haben‘s satt». Je nach Blickwinkel wurde Y’en a marre entweder zu
einer «revolutionären Bewegung» einer «Massenbewegung der Jugend» oder einen kulturellen Phänomen als «Hiphop Bewegung».
Die Entscheidung des Verfassungsgerichts den amtierenden Präsidenten Abdoulaye Wade zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat zuzulassen, obwohl die Verfassung eine Begrenzung auf zwei Amtszeiten vorsieht, hat landesweite Empörung ausgelöst. Während der zwei Wochen vor dem ersten Wahlgang am 26. Februar kam es fast täglich zu Demonstrationen in der Hauptstadt Dakar, häufig begleitet von heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die internationalen Medien haben ausführlich über die Proteste berichtet und viele Journalisten stellten in ihrer Berichterstattung Vergleiche
mir den Aufständen in Nordafrika an. Mehrmals wurde der «senegalesische Frühling» von der Presse herbei geschrieben. Im Mittelpunkt dieser Berichterstattung stand oft die Bewegung Y’en a marre. Die Aktivisten dieser Bewegung wurden vermehrt mit den radikaleren Formen der Proteste assoziiert, den brennenden Straßenblockaden und den Straßenschlachten mit den Polizisten. Die westlichen Medien beschworen in diesem Kontext entweder die Gefahr eines neuen «afrikanischen Konflikts» oder das Bild einer sozialen
Bewegung, die nach dem Vorbild des arabischen Frühlings nach Demokratie und Freiheit strebt. Je nach Blickwinkel wurde Y’en a marre so entweder zu einer «revolutionären Bewegung» einer «Massenbewegung der Jugend» oder einen kulturellen Phänomen als «Hiphop Bewegung».
Was verbirgt sich hinter den Labels mit denen die Bewegung betitelt wird? Wie ist die Bewegung entstanden und was will sie eigentlich? Welche Faktoren haben zu ihrem Erfolg beigetragen und schließlich ist politischer Aktivismus ein neues Phänomen im Senegal oder hören wir nur zum ersten Mal davon aus den Medien?
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Louisa Prause ist Studentin der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie forscht zu sozialen Bewegungen im Senegal. Anfang 2012 arbeitete sie zu Forschungszwecken drei Monate im Regionalbüro Westafrika der Rosa Luxemburg Stiftung in Dakar.