Publikation Staat / Demokratie - International / Transnational - Migration / Flucht Gekommen um zu bleiben!? Roma aus dem Kosovo

Interviews mit älteren Roma aus Niedersachsen auf Albanisch, Serbisch, Romanes (mit dt. Untertitel) und Deutsch. Ein Film von Franziska Wenzel und Sevdije und Djevdet Berisa.

Information

Reihe

Online-Publ.

Erschienen

September 2014

Bestellhinweis

Nur online verfügbar

Die gesellschaftliche Situation der Roma in Hannover und Niedersachsen ist die einer marginalisierten Gruppe mit oft unsicherem Aufenthaltsstatus. In dem Dokumentarfilm kommen Roma aus dem Kosovo zu Wort, die teilweise schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Manche arbeiteten schon in den 1970er Jahren als sogenannte Gastarbeiter in Deutschland, einige kamen in Folge des staatlichen Zerfalls Jugoslawiens in den 1990er Jahren, andere flüchteten wegen des Kosovokriegs.

Neben Kriegs- und Gewalterfahrungen bilden die Abschiebungen einen Schwerpunkt der Interviews. Angefangen vom Zweiten Weltkrieg über den Jugoslawischen Bürgerkrieg bis hin zu Flucht und Vertreibung werden Stationen der Interviewpartner_innen nachgezeichnet. Dabei stehen persönliche Eindrücke und die Familiengeschichte im Vordergrund.

Der Film wurde gefördert duch die Landeshauptstadt Hannover und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und unterstützt durch h1 - Fernsehen aus Hannover und Romane Aglonipe - Roma in Niedersachsen e.V. 

Merem Usejini, geboren 1933 in Pristina/Kosovo, lebt seit 2001 in Hannover/Deutschland. Sie erzählt über ihre Flucht aus dem Kosovo, den Tod ihrer Tochter auf der Flucht, über die deutsche Besatzung Pristinas während des Zweiten Weltkriegs und über die kontinuierlich schlechte soziale Situation der Roma im Kosovo und in Europa. "Egal, wo wir hingehen, überall werden wir geschlagen, verprügelt und vertrieben."

Rustem Gashe, geboren 1945 in Ceskova/Kosovo, lebt seit 1991 in Deutschland und wohnt in Mommerland. Trotzdem er seit 23 Jahern in Deutschland lebt, hat er immernoch keine Aufenthaltserlaubnis sondern lebt mit dem Status der Duldung in Deutschland. Er spricht über die Verschlechterungen, die es in Jugoslawien für Roma nach dem Tod Titos gab, über seine Angst um das Wohl seiner Kinder und seinen Beschluss, mit disen nach Deutschland zu fliehen, wo er in den 70er Jahren schon einmal als sogenannter Gastarbeiter war. Trotz seiner schlechten Gesundheit und trotz der Unterstützung durch die lokale Ausländerbehörde, will das Land Niedersachsen Rustem Gashe in ein Land abschieben, in dem er keinesozialen Bezüge und keine Perspektive hat.

Halrije Berisha, geboren 1928 in Djakovica/Kosovo, lebte seit 2007 in Deutschland und wohnte in Osterode. Sie ist im Mai 2014 gestorben. Sie erzählt über die ihre Verfolgung während des Zweiten Weltkriegs und darüber, was ihr während des Kosovo-Kriegs durch NATO und UCK widerfahren ist. Sie berichtet über ihre Sorge, dass Familienangehörige von ihr abgeschoben werden könnten, zurück in den Kosovo, wo soziale Unterstützung und medizinische Versorgung nicht gewährleistet sind.

Hamed Sadria, geboren 1945 im Kosovo, lebt seit 1992 in Deutschland und wohntim Landkreis Stadthagen. Er erzählt über seine Jugend, die er arm im Kosovo verbrachte und den Zwang zur Arbeitsmigration aus finanziellen Gründen. Nach gewalttätigen Übergriffen auf ihn und seine Familie in Bosnien floh Hamed Sadria nach Deutschland. Mittlerweile wurden die Häuser der Roma aus dem Kosovo enteignet, ein Zurückgehen ist für die nicht möglich.

Sadria Hanifa, geboren 1950, lebt seit 20 Jahren in Deutschland und wohnt in Stadthagen. Sie erzählt von den Gründen ihrer Flucht aus Bosnien nach Deutschland und über die Situation von Roma, die heute von Deutschland in den Kosovo abgeschoben werden.

Hut Zenelai, geboren 1947 in Decan im Kosovo, lebt seit 2007 in Deutschland und wohnt in Hannover. Trotz einer relativ privilegierten Stellung unter den Roma seiner Heimatsatdt, ist er mit Diskriminierungserfahrungen hinsichtlich seiner schulischen Ausbildung aufgewachsen. Erst als er an einen neuen Ort zog, wo niemand seine Herkunft kannte, konnte er sich freier entfalten. Nun, da die Zeiten sich geändert hätten, müssten die Roma sich gemeinsam Gehör verschaffen.