Publikation Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Arbeit / Gewerkschaften - Globalisierung - Kämpfe um Arbeit Amazon in Leipzig

Von den Gründen, (nicht) zu streiken. Studie von Sabrina Apicella

Information

Reihe

Studien

Autorin

Sabrina Apicella,

Erschienen

Mai 2016

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Amazon zählt zu den bekanntesten Akteuren der Umgestaltung der Arbeit im Dienstleistungsbereich. Einzelhandel wird durch Onlineversandhandel ersetzt und die Wege zwischen Waren und KundInnen werden neu organisiert. Diese «Disruption» ist durchaus typisch für die Reorganisation von Dienstleistungsarbeit mittels digitaler Technologien. Traditionelle Arbeiten (wie Beratung und Verkauf) und ihre Organisationsformen (Laden, Kaufhaus) werden entwertet und durch «neue» Arbeiten (wie «Picken» oder Transportieren) ersetzt. Vielfach wird ehemalige Facharbeit zu «einfacher» Dienstleistungsarbeit.

Mit dem Wachstum von Unternehmen wie Amazon wächst zugleich ein modernes «Dienstleistungsproletariat». Die Belegschaften setzen sich überwiegend aus Beschäftigten zusammen, deren Qualifikationen durch die Veränderungen der Arbeitswelt zuvor entwertet worden waren. Sie können auf keine langen Traditionen zurückblicken.

Umso bemerkenswerter sind die Streiks, mit denen die Gewerkschaft ver.di und ein Teil der Belegschaft hartnäckig versuchen, die Tarifbedingungen des Einzelhandels bei Amazon durchzusetzen. Sabrina Apicella hat sich mit der Frage beschäftigt, warum die einen streiken und die anderen nicht, oder anders ausgedrückt: wie sich unterschiedliche Milieus, Einstellungen zu Arbeit und Unternehmen, in der Belegschaft wiederfinden und in der Einstellung zum Streik reproduzieren.

Die Studie wurde im Gesprächskreis «Klassen und Sozialstruktur» der Rosa-Luxemburg-Stiftung vorgestellt und diskutiert. Mit der Publikation hoffen wir, die notwendige linke Debatte zur Herausbildung spezifischer «Gesellschaftsbilder» – Sichten auf die Gesellschaft und den eigenen Platz darin – im modernen Dienstleistungsproletariat zu fördern.

Horst Kahrs, Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung


Sabrina Apicella hat in Berlin Sozial- und Kulturanthropologie, Politikwissenschaft, Lateinamerikastudien und Europäische Ethnologie studiert. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Arbeit, Digitalisierung, Migration, Einzelhandel und Logistik.