Die Krise in Venezuela hat alle Lebensbereiche erfasst. Der Auslöser, aber nicht eigentliche Grund der Krise, war der Ölpreisverfall. Während der Durchschnittspreis für venezolanisches Öl 2013 noch 100 US-Dollar betrug, lag er im Februar 2016 nur mehr bei 24,25 US-Dollar. Die Regierung von Präsident Chávez hat das auf den Öleinnahmen beruhende Gesellschaftsmodell nicht infrage gestellt, sondern enorm vertieft. In den 17 Jahren des bolivarianischen Prozesses ist die Abhängigkeit der venezolanischen Wirtschaft von den Öleinnahmen weiter gestiegen. Ohne sie könnten die Waren, die zur Befriedigung der Grundbedürfnisse notwendig sind, nicht importiert werden. Darunter sind auch viele Güter, die früher im Land selbst hergestellt wurden. Eine klassische Wohlfahrtspolitik hatte den Vorrang gegenüber einer Transformation des ökonomischen Modells. Auf diese Weise ist die Einkommensarmut verringert worden, ohne dass man die strukturellen Bedingungen sozialer Exklusion beseitigt hätte.
Die ungekürzte spanische Originalfassung des Textes findet sich hier.