Mobilität ist ein Grundbestandteil der heutigen Gesellschaft. Die öffentliche Daseinsvorsorge muss sicherstellen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft mobil sein können – ob reich oder arm, ob jung oder alt, ob auf dem Land oder in den großen Ballungszentren und zwischen den Regionen. Das stellt die Verkehrsplanung und Verkehrspolitik in Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen. NRW ist das Stauland Nummer Eins in der Bundesrepublik, weil der individuelle Personen- und vor allem auch der Güterverkehr rasant zugenommen haben. An jedem Arbeitstag pendeln etwa 4,4 Millionen Erwerbstätige zur Arbeit, dabei nutzen mehr als zwei Drittel von ihnen den Pkw. Aber auch der innerstädtische Verkehr ist mit vielen Problemen konfrontiert – der Platzverbrauch durch den fließenden und den ruhenden Verkehr sowie eine häufig noch immer auf den motorisierten Verkehr ausgerichtete Verkehrsplanung führen zu einer großen Schadstoffbelastung der Luft. Der Instandhaltungsbedarf für Autobahnen, Bundesstraßen, aber auch für das kommunale Straßennetz ist groß, es besteht ein erheblicher Sanierungsstau. Eine ähnliche Situation erlebt der öffentliche Personennahverkehr, hier sind Investitionen in Milliardenhöhe notwendig, weil Instandhaltungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren oftmals den Kürzungen in den kommunalen Haushalten zum Opfer gefallen sind.
Die Studie schlägt drei grundlegende Strategien für die Entwicklung einer sozial-ökologisch nachhaltigen Verkehrsstruktur vor: Verkehr vermeiden, Verkehr verlagern, Verkehr verbessern. Dafür stellt sie anhand von 16 Maßnahmen vor, wie diese Verbesserungen erreicht werden können, damit Mobilität in NRW sozial gerecht, ökologisch verträglich und ökonomisch tragfähig wird. Erläutert werden die vorgeschlagenen Maßnahmen anhand von konkreten, in der Praxis bereits
erprobten Beispielen. Das Land Nordrhein-Westfalen braucht dringend ein landesweites Mobilitätskonzept, das mit dem Zeithorizont 2030 den Anteil des öffentlichen Verkehrs, des Fuß- und Radverkehrs auf 75 Prozent der zurückgelegten Wege anstrebt.
Ulrike Detjen
Die AutorInnen:
ULRICH JANSEN ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. Er hat Geografie, Städtebau und Bodenkunde (Dipl.) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn studiert. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung des ÖPNV in städtischen und ländlichen Räumen sowie in den Mobilitätsaspekten kommunaler und regionaler Klimaschutzkonzepte.
THORSTEN KOSKA ist Projektleiter in der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. Er hat Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie (M. A.) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der University of California in Davis studiert und arbeitet über die Wirkung von Politikinstrumenten für eine nachhaltige Mobilität. Aktuelle Schwerpunkte seiner Forschungsprojekte sind Radverkehr und Elektromobilität.
MIRIAM MÜLLER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. Sie studierte Angewandte Humangeografie (Dipl.) und Kunstgeschichte (M. A.) an der Universität Trier. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in Strategien und Maßnahmen für nachhaltige Mobilität, Wirkungsevaluation von Politikinstrumenten und Indikatoren für nachhaltige Entwicklung.
CAROLIN SCHÄFER-SPARENBERG ist Projektleiterin in der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut. Sie hat Raumplanung (Dipl.-Ing.) an der Universität Dortmund studiert. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Instrumente nachhaltiger Verkehrspolitik, ÖPNV und alternative öffentliche Mobilitätsangebote und -dienstleistungen im nachfrageschwachen Raum,
Kommunikationskonzepte und -instrumente im Mobilitätsbereich, Fuß- und Radverkehr sowie Evaluation von Politikinstrumenten.