Wachsende Müllberge, steigender Meeresspiegel, vergiftete Böden, Kriege um Ressourcen, tote ArbeiterInnen in Fabriken und Bergwerken: Produktion, Transport, Bewerbung, Vertrieb und Entsorgung unserer täglich konsumierten Güter und Dienstleistungen haben schwerwiegende Folgen. Gegenwehr scheint aussichtslos. Denn die Welt wirkt unendlich komplex und die Möglichkeit, politisch Einfluss auszuüben, frustrierend begrenzt. Da erscheint «ethischer Konsum» eine naheliegende Option.
Initiativen wie «Karmakonsum. New Spirit in Business» oder «Utopia: Die Verbrauchermacht – Unser Konsum verändert die Welt» sind Ausdruck einer weitverbreiteten Annahme: KonsumentInnen haben die Macht, die Welt zu verändern. Beim Einkaufen könnten die KonsumentInnen darüber abstimmen, was wie und wo produziert wird. Ungesunde Produkte lassen VerbraucherInnen ebenso im Regal stehen wie Güter, deren Produktion auf Umweltzerstörung und Ausbeutung basiert. Stattdessen wählen sie gesunde, nachhaltig produzierte Waren. Damit senden sie Signale an die Unternehmen: Wer die Umwelt über
Gebühr belastet, wer seine ArbeiterInnen ausbeutet oder gesundheitsgefährdende Ware herstellt, der muss umdenken – oder er fliegt aus dem Markt. Alles, was die VerbraucherInnen dafür benötigen, sind Informationen über die Produkte – und das richtige Bewusstsein, die Verantwortung fürs Ganze.
Aber stimmt das wirklich? Ein Teil der kapitalismuskritischen Linken meint, nachhaltiges Einkaufen bringe überhaupt nichts, und wettert gegen die «GutkäuferInnen» – frei nach dem alten Motto
«es gibt kein richtiges Leben im falschen». Jegliches Bemühen um einen «ethisch orientierten» Konsum sei naiv. Das Plädoyer dafür zeige lediglich, dass das Kapital nun auch noch unsere Werte zu Geld machen kann.
Vieles deutet darauf hin, dass die Idee der «Konsumentenmacht» gescheitert ist, schließlich ist der Kapitalismus in den letzten Jahren kaum nachhaltiger und gerechter geworden. Woran liegt’s?
Nur am falschen Bewusstsein? Worin besteht die Macht von «König Kunde» und wie weit reicht sie tatsächlich? Was können Einzelne mit ihrem verantwortungsvollen Einkauf beitragen – und was braucht es, um die Welt nicht nur zu verändern, sondern doch noch zu retten? Diese Fragen sollen im Folgenden anhand einiger beliebter Behauptungen beleuchtet werden.