Publikation Geschlechterverhältnisse - Krieg / Frieden - Geschichte - Europa - Erinnerungspolitik / Antifaschismus Jüdische Partisaninnen. Der verschwiegene Widerstand in der Sowjetunion

Reihe: Texte der RLS Bd. 37 von Anika Walke

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Reihe

Texte (Archiv)

Erschienen

Oktober 2007

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Nur online verfügbar

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Texte 37 der Rosa-Luxemburg-Stiftung

190 Seiten, 17 Abbildungen, Broschur

ISBN 978-3-320-02114-6


Warum, hatte Anika Walke, eine junge Historikerin aus Deutschland, Jelena Drapkina gefragt, warum darf Mascha nicht Mascha sein? »Weil sie Jüdin ist, das ist doch klar. Das war so nach dem Krieg.« In dieser Deutlichkeit war den acht Gesprächspartnerinnen nur selten über die Lippen gekommen, dass die Erinnerung an ihren Überlebenskampf, an die Lebenssituation von Jüdinnen und Juden unter der deutschen Besatzung, in der Sowjetunion nicht erwünscht war.

Im April des Jahres 2001 hatte die Autorin in St. Petersburg die 76-jährige Jelena Askarewna Drapkina besucht. Eine Fotografie von ihr, auf der sie als Partisanin zu erkennen ist, hatte Neugier geweckt: Bewaffnet und uniformiert posiert sie vor der Kamera, blickt etwas unsicher, ohne Lächeln, aber doch gerade dem Betrachtenden entgegen. Welche Person verbirgt sich hinter diesem Ab-Bild? Wie hatte Jelena Drapkina als junge jüdische Frau die deutsche Besatzung erlebt, wie hatte sie überlebt, und wie lebte sie nach dem Ende des Krieges in der Sowjetunion?

Noch ehe sie sich gesetzt hatten, um das Interview zu beginnen, zeigte Jelena Drapkina Fotos: »...als meine Freundin gehenkt worden ist.« Ehe die Interviewerin sie richtig anschauen konnte, hatte sie die Bilder aber wieder weggelegt.

»Jüdische Fratze, lebst Du immer noch?!«, lautete eine der Demütigungen, mit denen nicht wenige Juden, die den deutschen Vernichtungsterror überlebt hatten, von ihren Landsleuten nach der Befreiung verhöhnt wurden.

Dieses Buch erzählt die Geschichten von acht Jüdinnen, die in Weißrussland und in der Ukraine gegen die deutschen Besatzer gekämpft hatten, deren Erlebnisse und Taten nach dem Krieg aber niemand hatte gelten lassen wollen.

 

Inhalt

Prolog: »Man hätte da mehr tun müssen«

Einleitung

»Wenn Sie noch ein bisschen besser Russisch lernen, können wir uns das nächste Mal auch besser unterhalten.«
Alewtina Semjenowna Kuprichina

»Ich will leben.«
Frida Iosifowna Pedko

»Nun sagen Sie doch, Sie sind doch Deutsche, wie konnte das alles geschehen?«
Lidija Gerschowna Dosowitzkaja

»Antisemitismus ist der Schatten des jüdischen Volkes.«
Nina Gennadjewna Romanowa-Farber

»Ich möchte in meinem Leben wenigstens einen Deutschen in Gefangenschaft sehen.«
Jelena Askarewna Drapkina

»Ich war ja praktisch noch ein Kind.«
Rita Abramowna Kaschdan

»Den einen Tag haben wir gefeiert, und am nächsten Tag war ein Pogrom und man musste helfen, das war einfach so.«
Rosa Jefimowna Selenko

»Wir haben jeden Tag unser Leben riskiert.«
Jekaterina Israiljewna Zirlina

Der jüdische Überlebenskampf in der (post)sowjetischen Kriegserinnerung:
ein Epilog

Danksagung