Seit seinem Amtsantritt im Dezember 2023 versucht der argentinische Präsident Javier Milei in rasender Geschwindigkeit, Argentinien in einen Staat umzubauen, der einzig den Gesetzen des Kapitalmarktes folgt. In wenigen Monaten hat er tausende Staatsbeamte entlassen, Gelder für öffentliche Bildungseinrichtungen wie Universitäten reduziert, die Preisdeckelung bei der Medikamentenversorgung für Rentner*innen und die staatlichen Lebensmittellieferungen an Suppenküchen gestrichen oder gekürzt. Er hat den öffentlichen Rundfunk geschlossen und das öffentliche Fernsehen unter Aufsicht gestellt.
Auf seiner Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar dieses Jahres diffamierte Milei den Sozialismus als den größten Feind von Wohlstand und Gerechtigkeit. Als Gegenentwurf propagiert er einen entfesselten Kapitalismus, der auf Antiegalitarismus und Leistungsideologie setzt. Sein extrem libertäres Wirtschaftsmodell verbindet Milei mit einer aggressiven Rhetorik sowie einer reaktionären Kultur-, Bildungs- und Familienpolitik. Systematisch knüpft er Kontakte zu Rechtsaußen-Regierungen und Parteien, vor allem in Europa, aber auch zu wirtschaftsliberalen und rechtskonservativen Eliten.
Marktradikale auf der ganzen Welt feiern ihn für seinen «Anarchokapitalismus». So auch in Hamburg: Die Hayek-Gesellschaft, eine neoliberale Vereinigung zur Förderung von marktradikalen Ideen mit Anbindung an die AfD, verleiht ihm am 22. Juni die «Hayek-Medaille». Milei hat angekündigt, diese Medaille in Hamburg persönlich entgegenzunehmen.
Javier Milei und die Hayek-Gesellschaft
Gemeinsam mit unseren Gästen wollen wir aufzeigen, welche fatalen Folgen der von Milei propagierte «Anarchokapitalismus» für die argentinische Gesellschaft hat. Welche alternativen Modelle gibt es, um Argentiniens Wirtschaft anzukurbeln und das Land aus der immensen Verschuldung beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zu lösen? Wir beleuchten außerdem die ideologische Ausrichtung der Hayek-Gesellschaft und sprechen über die gefährliche Nähe von neoliberalen Ökonomen und Politikern sowie rechtsextremen Parteien und Netzwerken in Europa.
Moderiert wird die Veranstaltung von Caroline Kim, Lateinamerika-Referat der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin.
Unsere Gäste:
- Prof. Dr. Ralf Ptak, Universität zu Köln
- Lucí Cavallero, feministische Soziologin, Universität Buenos Aires (zugeschaltet, via zoom)
- Lucio Piccoli, Asamblea en Solidaridad con Argentina
- Dr. Quinn Slobodian, Associate Professor am Department of History des Wellesley College (zugeschaltet, via zoom)
Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt. Auf eine spanische Dolmetschung kann online im Zoom zugegriffen werden.
Die Veranstaltung wird ebenfalls online als Livestream angeboten. Unter folgendem Link (Kenncode: 951353) könnt ihr hybrid teilnehmen.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg, des Lateinamerika-Referats der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Arbeitskreises Plurale Ökonomik an der Universität Hamburg.
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
Standort
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg
E-Mail: info@rls-hamburg.de
Telefon: 040 28003705