Buchvorstellung mit dem Autor Michael Brie. Moderation: Uwe Michel
Was tun in Zeiten der Ohnmacht? Michael Brie analysiert Lenins strategischen Suchprozess zwischen 1914 und 1917 in Vorbereitung des Kampfes um die Macht, ein Suchprozess, der auch heute noch von Bedeutung ist. Er reicht von der Dialektik revolutionärer Praxis über Gesellschaftsanalyse bis hin zu einem neuen Verständnis von Sozialismus und Einstiegsprojekten in Zeiten des Bruchs.
Dies führt hin zur Frage, welche konzeptionellen Vorstellungen von Revolution und sozialistischer Staatsmacht hinter Lenins Entscheidung stand, im Januar 1918 die Verfassungsgebende Versammlung aufzulösen.
1921 beginnt Lenin einen neuen strategischen Suchprozess. Es ging ihm darum, Wege zu finden, die Verkehrung von Zielen der Revolution und ihren Resultaten aufzulösen. Dieser Suchprozess bleibt unvollendet.
Michael Brie zeigt: Wer vom Stalinismus redet, darf nicht vom Leninismus schweigen. Leninismus ist der Versuch, in unmenschlichen Zeiten mit ahumanen Mitteln humane, zutiefst sozialistische Ziele zu verfolgen. Dies ist ein Erbe, das die Linke weder uneingeschränkt annehmen, noch einfach ablehnen kann, sondern aus dem sie lernen muss.
Michael Brie ist Referent für Theorie und Geschichte des Sozialismus am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung