Von «Drogenkriegen» und «Bandenkriegen» über Feminizide und Morde an Journalist*innen und Aktivist*innen bis zur martialischen Rhetorik Bolsonaros: In Teilen Lateinamerikas hat die Gewalt eine scheinbar unaufhaltsame Eigendynamik entwickelt. Die Grenzen zwischen dem Legalen und Illegalen, zwischen Staat und organisierter Kriminalität, verrechtlichtem und rechtlosem Leben verschwimmen, gleichzeitig werden demokratische Institutionen ab- und Militär- und Polizeiapparate ausgebaut.
Im Gegensatz zur politischen Gewalt des vergangenen Jahrhunderts hat diese neue Gewalt jedoch keine klar erkennbaren Schaltzentren und oft kein erkennbares Ziel. Sie ist zugleich expliziter und undurchschaubarer, lokaler und globaler: scheinbar jede*r kann ihr Akteur oder Opfer sein, scheinbar überall. Und niemand – kein Unternehmen, keine Organisation, kein Staat – ist verantwortlich für sie.
Zugänge und Fragestellungen
Feministische Praxis und Theorie bieten oft die fruchtbarsten Ansätze für eine emanzipatorische internationalistische Politik und zum Verständnis der derzeitigen sozialen Konflikte. Sie sind für die Analyse der Geographien der Gewalt zentral, weil sie die existierenden Beziehungen zwischen unterschiedlichen Ebenen der sozialen und politischen Realität – vom Körper bis zum Globalen – kritisch hinterfragen und gleichzeitig neue, andere Beziehungen imaginieren und hier und jetzt hervorbringen. Feministische Perspektiven auf die Gewalt bestimmen deshalb den Kongress und die dazugehörigen Publikationen.
Wie, wo und von wem werden Macht und Gegenmacht heute organisiert und ausgeübt? Welche Rolle spielt dabei die Gewalt? Welche Verbindungen bestehen zwischen ihren historisch und geographisch oft sehr unterschiedlichen Äußerungen? Wer sind die Subjekte, was die Objekte dieser Gewalt? Wie können wir über sie sprechen, wie sie darstellen? Und: was dagegen tun?
An wen sich der Kongress richtet
Der Kongress Geographien der Gewalt bietet Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen u.a.m. aus dem Globalen Süden und Norden sowie all jene, die sich erstmals mit den hier besprochenen Themen und der lateinamerikanischen Region annähern wollen, einen Raum für einen kritischen Dialog über die gegenwärtigen Tendenzen und Strategien der Abgrenzung, Ausbeutung und Herrschaft und neue, kreative Formen des Widerstands. Uns interessieren insbesondere die weltweiten Zusammenhänge der Gewalt, wie auch ihre räumliche Differenzierung.
Organisatorisches
Für eine bessere Planung bitten wir um vorherige Anmeldung.
Mehr zum Programm und zur Anmeldung auf der Konferenzseite: geographien-der-gewalt.com
In Kooperation mit Goethe Universität Frankfurt und Haus am Dom.
Blog
Auf einem Blog werden im Vorfeld des Kongresses regelmäßig weiterführende Artikel und Reportagen zu «Geographien der Gewalt» veröffentlicht. Darunter auch viele Texte von Referent*innen, die einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder geben: geographien-der-gewalt.com/category/blog
Standort
Kontakt
Dr. Börries Nehe
Referent «Globaler Wissenschaftsdialog», Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: boerries.nehe@rosalux.org
Telefon: +49 30 44310247