Bis zum heutigen Tag sind nur drei Männer bekannt, denen die Flucht aus der Mordstätte Bełżec gelang und die das Kriegsende erlebten: Chaim Hirszman, Israel Spira und Rudolf Reder.
Bereits 1946 veröffentlichte die Zentrale Jüdische Historische Kommission in Krakau den Bericht «Bełżec» von Rudolf Reder über die Monate, die er dort verbringen musste. Es gibt viele Beschreibungen über das Todeslager aus der Sicht der deutschen Täter, der Trawniki-Wachmänner und natürlich von Anwohner*innen aus Bełżec. Der Bericht von Rudolf Reder ist die einzige ausführliche Information eines Juden, der die Mordstätte Bełżec überlebt hatte.
Rudolf (Rubin Hermanowicz) Reder wurde am 4. April 1881 geboren. Er war von Beruf Chemiker und zum Zeitpunkt der deutschen Besatzung von Lemberg betrieb er die größte Seifenfabrik der Stadt. Reder wurde Mitte August 1942 von Lemberg nach Bełżec verschleppt. Bei seiner Ankunft bestimmten ihn die deutschen Täter zur Arbeit in der Mordstätte. Im November 1942 gelang Reder die Flucht, als er mit vier SS-Männern und einem Trawniki-Wachmann zum Einkauf von Metallblech nach Lemberg mitgeschickt wurde. Er versteckte sich bei Joanna Borkowska, einer ihm bekannten Polin. 1945 lassen sich Rudolf Reder und Joanna Borkowska in Krakau nieder. Am 8. November 1949 heirateten sie. Schließlich wurde sein Betrieb verstaatlicht. Im Februar 1951 emigrierten Rudolf und Joanna Reder nach Israel und von dort im Juni 1952 nach Kanada. Rudolf Reder verstarb im Alter von 96 Jahren am 8. Oktober 1977 in Toronto.
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Anika Taschke
Stellv. Bereichsleiterin Zentrum Gesellschaftsanalyse und politische Bildung / Referentin Neonazismus, Rosa-Luxemburg-Stiftung
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