Zum Thema
Immer deutlicher stellt sich heraus, dass die international vereinbarten Ziele zur Eindämmung der existenzbedrohenden Klimaerwärmung mit einem dramatischen Verlust der Biodiversität und drastischen Folgen für die menschliche Existenz verfehlt werden. Die Folgen für die Natur und die Gesellschaften sind überall spürbar. Dürren und Überflutungen auch in Europa, Migration aus dem globalen Süden, weil die Folgen der Klimaerwärmung dort noch drastischer zu spüren sind. In den westlichen Gesellschaften nimmt die sozioökonomische, aber auch die politische Polarisierung zu. Das herrschende politische System ist offensichtlich nicht in der Lage, die als notwendig erkannten Maßnahmen umzusetzen, um den selbst gemachten Bedrohungen von Natur und Gesellschaft wirksam zu begegnen.
Eine Bewältigung der planetaren Probleme innerhalb des herrschenden Systems ist nicht zu erwarten. Die Frage nach Alternativen drängt wie kaum jemals zuvor. Aber ein Sozialismus für das 21. Jahrhundert ist kein leichtes Unterfangen. Es genügt nicht mehr, „nur“ die Klassenherrschaft zu überwinden. Vielmehr muss er die vielfältigen Krisentendenzen des Kapitalismus „entinstitutionalisieren“, im Bereich der Ökonomie, der Ökologie, der sozialen Reproduktion und in der Politik. (Nancy Fraser)
Aber auch wenn die Dringlichkeit eines Systemwechsels erkannt ist: Das, was notwendig ist, bedarf der Konkretisierung. „Die Auffassung, das bloße ‚Aufzeigen des Falschen sei bereits Index des Richtigen‘, ist nicht mehr zu halten. Heutzutage gehören die Karten auf den Tisch. Zumindest die Umrisse einer nachhaltig sozialistischen Gesellschaft müssen so klar wie möglich gezeichnet werden, damit alle wissen, worauf sie sich einlassen, wenn vom Sozialismus die Rede ist.“ (Klaus Dörre)
Und schließlich: Wie ist ein solcher regime change zu gestalten, und (wie) ist er in der gegenwärtigen Situation des globalen Kapitalismus mit den sich zuspitzenden Kämpfen um strategische Vorherrschaft zu erreichen?
Die 16. Braunschweiger Gramsci-Tage haben sich vorgenommen zu analysieren, wo sich der Kapitalismus in seiner Dauerkrise (Ingar Solty) befindet, und Perspektiven und deren Umsetzungschancen für eine sozialistische Alternative zu diskutieren. Ist ein nachhaltiger Sozialismus eine reale Utopie oder sind solche Entwürfe eine „Flaschenpost“ für bessere Zeiten, die vielleicht nicht mehr kommen?
Zeit
Freitag, 6. Oktober 2023, 16:00 - 20:30 Uhr
Samstag, 7. Oktober 2023, 09:30 - 17:00 Uhr
Programm
Freitag, 06. Oktober:
16:00 Uhr - Eröffnung und Begrüßung
Andreas Klepp, Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen
Michael Kleber, Regionsgeschäftsführer DGB Region SON
16:30 Uhr - Vortrag und Diskussion
Kompass für einen nachhaltigen Sozialismus mit Klaus Dörre, Friedrich-Schiller Universität Jena, Institut für Soziologie
19:00 Uhr - Konzert
„O Himmel, strahlender Azur!“
Die Umschiffung der Kipppunkte von Gesellschaft und Natur mit geblähten Segeln. Ein theatralisch-konzertanter Versuch.
Brecht zum 125. Geburtstag und den Freunden Gramscis zur Anregung.
mit Isabel Neuenfeldt, Künstlerin, Berlin
20:30 Uhr - Ausklang bei Imbiss und Gesprächen
Samstag, 07. Oktober:
09:30 Uhr - Eröffnung und Begrüßung
10:00 Uhr - Vortrag und Diskussion
Der globale Kapitalismus in der Dauerkrise mit Ingar Solty, Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung
anschließend Inputs und Podiumsdiskussion: Wege aus der Dauerkrise
- Ines Schwerdtner, Publizistin (Jacobin)
- Ingar Solty, Rosa-Luxemburg-Stiftung
- Michael Brie, Wissenschaftlicher Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Moderation: Maren Kaminski
12:30 - 13:30 - Mittagspause
13:30 - 15:00 Uhr - Workshops
- Einführung in die Theorie Antonio Gramscis mit Orhan Sat
- Zusammenbruch der US-Hegemonie und Übergang zu einer multipolaren Weltordnung - Neue Blockkonfrontation oder friedliche Koexistenz mit Derya Rust und Timo Reuter
- Texte zur Diskussion über einem nachhaltigen Sozialismus mit Norbert Kueß und Jürgen Reuter
- Ideologieproduktion und ziviler Ungehorsam in Zeiten von autoritärem Neoliberalismus mit Marvin Rühling
- Rechtsextremistische Entwicklungen, Staat und Eliteninteressen in den 1930er Jahren und heute –
Sollbruchstellen für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mit Gerhard Wysocki
15:30 - 17:00 Uhr - Abschlussdiskussion
Eine lebenswerte Zukunft gestalten - Wie geht das? mit Vertreter*innen der Ver.di Jugend, SDS, die Falken und Fridays for Future
Moderation: Andreas Klepp
Für mehr Informationen:
gramsci-tage.de
Anmeldung
Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten: post@gramsci-tage.de
oder postalisch:
Braunschweiger Gramsci-Tage
c/o Norbert Kueß
Roonstraße 17
38102 Braunschweig
Die 16. Braunschweiger Gramsci-Tage werden in einem Kooperationsbündnis des Deutschen Gewerkschaftsbundes Region SüdOstNiedersachsen, des Bezirksverbands Braunschweig der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. durchgeführt.
Standort
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen
E-Mail: kontakt@rls-nds.de
Telefon: +49 511 2790934