29. Mai 2024 Diskussion/Vortrag Wie gefährlich ist der religiöse Fundamentalismus?

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Veranstaltungsort

Wir AG
Martin-Luther-Straße 21
01099 Dresden

Zeit

29.05.2024, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Gesellschaftstheorie

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Mit Prof. Dr. Horst Junginger (Professor für Religionswissenschaft und Religionskritik an der Universität Leipzig, Co-Vorsitzender der RLS Sachsen)

 

Der Vortrag thematisiert den Begriff und die verschiedenen Ausprägungen des religiösen Fundamentalismus. Wie ein Verhalten zu bewerten ist, das sich zur Gefahr für die Demokratie auswachsen kann, soll im Anschluss daran diskutiert werden.

Der allgemeine Trend der Religionsentwicklung läuft nicht nur in Deutschland, sondern in allen westlichen Industrienationen darauf hinaus, dass die Mehrheit der Bevölkerung der religiösen Indifferenz zuneigt. In einem säkularer werdenden Umfeld kommt man deshalb vor allem über die Medien mit Religion in Berührung. Doch selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk charakterisiert sich in seiner Berichterstattung oft durch sachliche Defizite und den Mangel an Objektivität.

Fehlt einem der positive Kontakt zu religiösen Menschen, kann das leicht zu einer verzerrten Wahrnehmung führen, die das Negative der Religion überzeichnet. Auf der anderen Seite hat die Minderheit der stark Religiösen ein ausgeprägtes Interesse daran, die Gesellschaft mit ihrem Glaubensverständnis umzugestalten.

Wo auch immer religiöse Fundamentalist*innen hinschauen, überall sehen sie einen Verfall der Werte am Werk, dem begegnet werden muss, soll die Welt nicht untergehen. Abgesehen vom allgemeinen Niedergang der Moral findet sich im breit gefächerten Spektrum fundamentalistischer Feindbilder der religiöse und weltanschauliche Relativismus, ein gemeinschaftsschädigender Egoismus, hedonistische Genusssucht, der Mangel an Tradition und Autorität, eine Freiheit, die keine Grenzen mehr kennt, Materialismus statt Transzendenz und so fort.

Auf besonderen Widerstand stößt alles, was aus dem Rahmen einer idealisierten Kernfamilie herausfällt und sich nicht in das Schema einer „natürlichen“, d.h. hierarchisch gegliederten, Ordnung in Staat und Gesellschaft einfügen lässt. Der gemeinsame Nenner aller religiösen Fundamentalist*innen besteht in ihrem Einsatz für ein konservatives Familienbild. Sie geben vor, das Leben schützen zu wollen und ziehen gegen die zu Felde, die es gefährden. Nicht umsonst steht der Kampf gegen Abtreibung und Homosexualität an oberster Stelle ihrer politischen Agenda.

Drängen fundamentalistische Ideen vom Rand in die Mitte der Gesellschaft, ist eine Politisierung des religiösen Feldes unausweichlich. Wie man das dabei entstehende Gefahrenpotenzial zu beurteilen hat, soll die übergeordnete Leitfrage der an den Vortrag anschließenden Diskussion sein. Dürfen Religionen überhaupt aus dem Bereich des Privaten heraustreten und über das Individuelle hinaus gesellschaftliche Wirksamkeit entfalten? Wer bestimmt darüber, wo das Recht auf freie und gemeinschaftliche Religionsausübung endet? Auf solche Fragen eine zureichende Antwort zu geben, fällt auch vielen Linken schwer.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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