Auschwitz ist das Sinnbild eines präzedenzlosen Verbrechens und eines Zivilisationsbruchs: dem Holocaust. Millionen von Menschen – allen voran Jüdinnen und Juden – sind in Auschwitz, einem der größten deutschen Vernichtungslager, systematisch ermordet worden. Nach dem Sieg über Nazi-Deutschland begannen in Polen, Deutschland und Österreich Gerichtsverfahren, die als Auschwitzprozesse bezeichnet wurden. Das waren erste Versuche, die NS-Verbrechen im Lagerkomplex Auschwitz aufzuarbeiten. Auschwitzprozess in der Bundesrepublik Deutschland war der Frankfurter Auschwitzprozess, der im Dezember 1963 im Frankfurter Römer begann (1963–1965). Dank Fritz Bauers Beharrlichkeit fand der Prozess vor diesem Schwurgericht statt.
Der Prozess prägte die Debatte um die deutsche Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit nachhaltig. Auf dieser Konferenz soll der Frage nach der strafrechtlichen Aufarbeitung des Holocaust nachgegangen werden. Hierfür soll das gesellschaftliche Klima der Nachkriegszeit in der jungen BRD und DDR betrachtet sowie die in Polen geführten Auschwitzprozesse hinzugezogen werden. Weitere Fragen werden darüber hinaus aufgeworfen, wie verhält es sich mit dem Mythos der «Entnazifizierung» in Ost- und Westdeutschland?
PROGRAMM
- 11 Uhr Begrüßung und Einführung
Die Bedeutung und Rolle von Fritz Bauer
im gesellschaftshistorischen Kontext
Jan Korte, MdB, Kulturpolitischer Sprecher
Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Stellv. Vorstandsvorsitzender
Rosa-Luxemburg-Stiftung
NS-Strafverfahren als politische Bühne:
Friedrich Karl Kauls Auftritt im ersten Frankfurter
Auschwitz-Prozess
Dr. Katharina Rauschenberger, Fritz Bauer Institut,
Frankfurt/Main
Diskussion
Der polnische Untersuchungsrichter
Jan Sehn - treibende Kraft bei der juristischen
Ahndung der deutschen Verbrechen in Polen
Dr. Filip Ganczak, Historiker, Institut für Nationales
Gedenken (IPN), Warschau
Beweis- oder Anschauungsmaterial?
Der Prozess und die Bedeutung fotografischer
Beweismittel heute
Dr. Christoph Kreutzmüller, Historiker,
Freie Universität Berlin
Diskussion - 13 - 13.45 Uhr Mittagspause und Imbiss
Welche Entwicklungen führten zur
Radikalisierung breiter Bevölkerungsgruppen
- insbesondere des Öffentlichen Dienstes –
bei den Kollektivverbrechen im NS-Staat?
Prof. Dr. Michael Wildt, Historiker,
Institut für Geschichtswissenschaften, HU Berlin
«Mord verjährt nicht» –
Warum auch heute Verfahren und Urteile gegen
NS-Verbrecher wichtig sind
OStA Thomas Will, Leiter Zentrale Stelle Ludwigsburg
zur Aufklärung von NS-Verbrechen - Die Einordnung des «neuen Historikerstreits»
Dr. Anna Corsten, Neueste Geschichte/Zeitgeschichte,
Friedrich-Schiller Universität Jena
Welcher Handlungsbedarf ergibt sich aus
den Erkenntnissen der Konferenz für die
parlamentarische Arbeit?
Petra Pau, MdB,
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Diskussion - 15.45 – 16 Uhr Kaffeepause
«Auschwitzprozeß. Impressionen einer
Hauptverhandlung» von Friedrich Karl Kaul.
Mediale Rezeption der Auschwitzprozesse in
Ost und West und Vorführung von 2 Filmen der
thematischen Miniserie des DDR-Fernsehfunks
aus dem Jahr 1964
Dr. Detlef Kannapin, Film-Historiker, Berlin
Dirk Külow, Dipl. Hist., Fraktion DIE LINKE - 17 Uhr Verabschiedung
Gesamtmoderation: Anika Taschke, Politikwissenschaftlerin, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Anmeldung
Eine Anmeldung mit Name, Vorname und Geburtsdatum ist bis zum 3. November 2023 per E-Mail
an veranstaltung@linksfraktion.de mit dem Betreff 60 Jahre «Auschwitz-Prozesse» erwünscht.
Standort
Kontakt
Alrun Kaune-Nüßlein
Pressesprecherin, Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: alrun.kaune-nuesslein@rosalux.org
Telefon: +49 30 44310 448