Das Meinungsbild in Polen zum »Ukraine-Krieg« deckt sich mit der öffentlichen Stimmung, die entschieden die territoriale Integrität des Nachbarlandes verteidigt und dessen staatliche Unabhängigkeit für einen unentbehrlichen Faktor der heutigen politischen Ordnung in Europa hält.
Russlands militärischer Überfall auf die Ukraine hat ganz Europa wie durch einen Donnerschlag tief erschüttert – die politischen und sozialen Folgen sind bis heute kaum zu ermessen. Für die deutsche Ostpolitik war bislang das Verhältnis zu Moskau – so oder so – eine richtungsweisende Wegmarke, die ganz nebenbei auch dem großen geografischen Raum, der nun einmal zwischen Berlin und Moskau liegt, ein entsprechend zurückgesetztes Maß verlieh.
Daran hatten die Beitritte dieser Länder zur Europäischen Union und zur NATO zwar vieles geändert, aber das entscheidende Gewicht deutscher Ostpolitik blieb unverrückbar gesetzt. Erst Putins verzweifelte Entscheidung, in das Nachbarland einzumarschieren und es anzugreifen, rückt diesen Zwischenraum – der jetzt von Finnland bis Rumänien reicht und die Ukraine künftig einschließen wird – in einer ganz ungewollten Weise in den Vordergrund.
Der Autor Holger Politt sucht zur Lage nach dem militärischen Einmarsch Russlands – auch aus der Sicht Polens, des unmittelbaren Nachbarns der Ukraine und des russischen Kaliningrad – nach geeigneten Perspektiven, die sich aus dieser dramatischen Zuspitzung der Verhältnisse im Osten Europas ergeben. Dabei sparen sie die vielfach verquickten historischen Linien nicht aus, die oft genug wie ein böser Fluch über diesem Raum zu liegen scheinen.
Referent: Holger Politt ist Leiter des Regionalbüros Ostmitteleuropa der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Warschau sowie Übersetzer und Herausgeber des polnischen Werks von Rosa Luxemburg. 2016 veröffentlichten sie im VSA: Verlag das Buch »Polens Rolle rückwärts. Der Aufstieg der Nationalkonservativen und die Perspektiven der Linken«.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Lüneburg.
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