12. September 2023 Film 50 Jahre Putsch in Chile

Filmwoche im Kino Toni, Berlin

Information

Veranstaltungsort

Kino Toni
Antonplatz 1
13086 Berlin

Zeit

12.09.2023, 18:00 - 14.09.2023, 20:00 Uhr

Themenbereiche

Kunst / Performance, Chile 1973

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50 Jahre Putsch in Chile
Eingang vor dem Museum der Erinnerung und Menschenrechte in Santiago/Chile Foto: ZZTV

Am 11. September 1973 griffen chilenische Militärs unter Führung von General Augusto Pinochet mit Bombern den Präsidentenpalast Moneda in Santiago de Chile an. Der 1970 frei und demokratisch gewählte Präsident Salvador Allende wendet sich per Rundfunkansprache noch einmal an sein Volk und nimmt sich anschließend das Leben. Eine Militärjunta unter der Führung Augusto Pinochets übernimmt nun die Macht und setzt die Verfassung außer Kraft. Der Versuch eines demokratischen Sozialismus, der weltweit Beachtung fand, wird blutig beendet.

Mit dem Umsturz begann eine blutige Repression, die Tausende Demokraten das Leben kostete. Abertausende Menschen müssen, um ihr Leben zu retten, mit ihren Familien flüchten. In der DDR finden viele eine neue Heimat.

Programm:

Dienstag, 12. September: Blonder Tango (DEFA 1985, fa, 120 min)
Buch und Regie: Lothar Warneke, Regieassistenz: Doris Borkmann, Kamera: Thomas Plenert
Schnitt: Erika Lehmphul, Musik: Gerhard Rosenfeld, Roberto Rivera, Darsteller: Alejandro Quintana Contreras, Gerhard Meyer, Karin Düwel, Johanna Schall, Steffie Spira, Trude Brentina
Rogelio, den das faschistische Pinochet-Regime aus Chile vertrieben hat, hat in der DDR Asyl und einen Arbeitsplatz als Beleuchter in einem kleinen Theater gefunden. Obwohl er herzlich aufgenommen wurde und angstfrei leben kann, fühlt er sich als Außenstehender. In bester Absicht beschwindelt er die in der Heimat verbliebenen Angehörigen, seine privaten Verhältnisse verdrehend. Die von ihm (ohne Hoffnung auf Erfolg) verehrte Soubrette Cornelia erklärt er kurzerhand zu seiner Verlobten, die ein Kind von ihm erwarte.  Die Verwandten wollen ein Hochzeitsfoto sehen: Also überredet er die Inspizientin Luise, deren Zuneigung er nicht erwidert, mit einem Kissen unterm Rock als schwangere Braut zu posieren. Als von daheim die Nachricht kommt, dass sich die Mutter die Hand gebrochen habe und der Bruch nicht heile, sieht Rogelio sich außerstand, seine Lügengeschichten aufrechtzuerhalten, erst recht, als er erfährt, dass auch die Seinen in Chile aus ähnlichen Motiven wie er die Wahrheit verbogen haben.
Ein außerordentlich sensibler Film, dem es gelingt, die Gefühle eines politischen Emigranten genau zu erfassen, zu beschreiben und in ihren Widersprüchlichkeiten auf die Leinwand zu bringen. (Detlev Clausen)
Gesprächspartner: Alejandro Quintana und Johanna Schall

Mittwoch, 13. September: Der Übergang (DEFA 1978, fa, 78 min)
Regie: Orlando Lübbert, Regieassistenz: Evelyn Schmidt, Drehbuch: Orlando Lübbert, Dramaturgie: Tamara Trampe, Kamera: Jürgen Brauer, Musik: Ivan Pequeno, Darsteller: Adelaida Arias, Oscar Castro, Hugo Medina, Anibal Reyna, Enrique Herman Garate, Siegfried Bartschat, Ende 1973, wenige Wochen nach dem Putsch der faschistischen Junta in Chile, sind drei Männer auf der Flucht. Der Arbeiter Carlos, der Student Juan und der Beamte Lorenzo wollen über die Anden nach Argentinien. Auf ihrem beschwerlichen Weg erleben sie, wie ein Viehzüchter von chilenischen Polizisten erschossen wird. Kurz darauf suchen sie Unterschlupf bei einer Bäuerin, da Juan Hilfe braucht. Seine Wunden, die ihm bei der Folter im Gefängnis beigebracht wurden, sind aufgebrochen. In der Bäuerin erkennen sie die Frau des ermordeten Viehzüchters. Sie ist hochschwanger, und die drei bleiben, um ihr bei der Entbindung zu helfen. Als sie endlich die Grenze passiert haben, wird ihr Asylantrag abgelehnt. Juan flieht, die beiden anderen werden gefesselt zurückgebracht. Ein Befreiungsversuch Juans misslingt zwar, aber die Gefangenen können einen Posten töten und seine Maschinenpistole in ihren Besitz bringen. Sie sind entschlossen, sich zu verteidigen.
Für das Lexikon des internationalen Films war es ein thematisch wichtiger, inszenatorisch überzeugender Film eines jungen chilenischen Regisseurs im Exil."
Gesprächspartnerin: Evelyn Schmidt

Donnerstag, 14. September: Isabel auf der Treppe (DEFA 1984, fa, 71 min)
Regie: Hannelore Unterberg, Szenarium: Waltraud Lewin und Anne Pfeuffer, Drehbuch: Hannelore Unterberg, Kamera: Eberhard Geick, Musik: Karl-Ernst Sasse, Darsteller: Inna Gallardo, Mario Krüger, Teresa Polle, Jenny Gröllmann, Jaecki Schwarz, Horst Hiemer, Ruth Kommerell, Barbara Dittus, Ilse Voigt Die 12-jährige Isabel musste mit ihrer Mutter aus Chile flüchten, denn ihr Vater war Aktivist im Widerstand gegen Pinochet. Nun wohnt sie in einer Ostberliner Neubauwohnung. Dort sitzt sie oft im Treppenhaus und wartet auf ihren Vater, von dem sie seit ihrer Flucht, die schon sechs Jahre zurückliegt, nichts gehört hat. Die Nachbarn meiden das Mädchen und ihre Mutter. Als sich der gleichaltrige Philipp mit Isabel anfreundet, sind seine Eltern zunächst gegen diese Freundschaft. Erst nach einem dramatischen Vorfall nehmen sie sich des Mädchens an. „Isabel auf der Treppe” stellt die Solidarität der Deutschen gegenüber den ausländischen Flüchtlingen in der DDR auf die Zerreißprobe.
«Die Vorzüge dieses Films liegen in seiner Ehrlichkeit, da er Probleme anspricht, Situationen vor Augen führt, die jeder kennt. Und gerade dadurch wird man angeregt, über solche Alltäglichkeiten nachzudenken. Der Appell an unsere wirkliche Solidarität, die mehr bedeutet als Geld zu spenden, nämlich Solidarität im täglichen Leben, in den zwischenmenschlichen Beziehungen – dieser Appell wird durch Szenen erreicht, die das Gefühl des Zuschauers ansprechen.» («Freiheit» Halle)
Gesprächspartnerin: Hannelore Unterberg

Eine Filmreihe von Kino Toni, nd.DerTag/nd.DieWoche, Im Kino Berlin e.V. und Berliner Film- und Fernsehverband mit freundlicher Unterstützung von Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung und DEFA-Stiftung.

Eintritt: 10 €, ermäßigt: 8 €
Tickets können direkt im Kino oder online unter www.kino-toni.de erworben werden.

Standort

Kontakt

Michaela Klingberg

Kulturforum, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 160