Der in der DDR geprägte Spruch »Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen« war dummes Zeug. Gemünzt auf deutsche Patrioten, die mit der Niederlage von 1945 haderten und die sich wenigstens gedanklich auf die Seite des Siegers schlagen können sollten. Faktisch war der Sieg des Sozialismus in Russland, der zur Gründung der UdSSR führte, das Ergebnis einer historischen Ausnahmesituation, die sich seither nur in China ansatzweise wiederholt hat, in Europa aber nirgends: der Kombination von sozialistischer Revolutionsbereitschaft eines zahlenmäßig kleinen Proletariats mit dem Streben einer bäuerlichen Bevölkerungsmehrheit nach Eigentum an ihren Feldern.
Lenin hat 1917 die Brisanz dieser Situation erkannt und die hieraus entstandene zeitweilige Schwäche des noch nicht voll ausgebildeten bürgerlichen Staates ausgenutzt, um ihn gleich wieder abzuschaffen. Das war taktisch genial. Aber strategisch - was hat er erreicht? Was unter dem Banner des Sozialismus geschafft wurde, war eine nachholende Modernisierung Russlands. Soviel, aber auch nicht mehr. Lenin hat in seinen letzten Schriften mehr als einmal darauf hingewiesen, dass der Versuch auch genauso gut scheitern könne. Genau das ist geschehen, nach unendlichen Bemühungen und unter riesigen Opfern zur Verteidigung gegen den Imperialismus in faschistischer und demokratischer Gestalt.
»Bei allem Respekt: das beweist nur das Scheitern des russischen Sonderwegs. Sonst nichts.« sagt der Historiker und Journalist Reinhard Lauterbach, mit dem wir über den »Realpolitiker Lenin« diskutieren wollen.
EINTRITT FREI
Standort
Kontakt
Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen
E-Mail: hessen@rosalux.de
Telefon: 069 27135977