Hannah Arendt ist eine der bedeutendsten politischen Theoretiker:innen des 20. Jahrhunderts. 1933 musste sie aus Deutschland fliehen. Ihr Weg führte über acht Jahre durch zahlreiche Staaten, Fluchthilfeorganisationen und Lager schließlich in die USA. In Verarbeitung der Erfahrungen Ihrer Flucht veröffentlichte sie 1943 den Artikel »We refugees«, der erst 1986 als »Wir Flüchtlinge« auf Deutsch erschien. Ausgehend von ihrem eigenen Schicksal entwickelte sie hier erstmals ihre These, wonach Menschsein das Recht bedeute, Rechte zu haben.
An anderer Stelle fasst sie dies so zusammen: »Dass es so etwas gibt wie ein Recht, Rechte zu haben - und dies ist gleichbedeutend damit, in einem Beziehungssystem zu leben, in dem man aufgrund von Handlungen und Meinungen beurteilt wird -, wissen wir erst, seitdem Millionen von Menschen aufgetaucht sind, die dieses Recht verloren haben und zufolge der neuen globalen Organisation der Welt nicht imstande sind, es wiederzugewinnen.
Unser Referent, Prof. Dr. Thomas Meyer, der gerade eine große sehr lesenswerte Biografie Hannah Arendts veröffentlicht hat, bezeichnet diese These als »auf eine knappe Formel gebrachte Revolution des Menschenrechtdiskurses.« In »We refugees« sieht er »eines der wenigen politischen Programme einer Philosophin, das im täglichen Kampf um Menschenrechte tatsächlich wirksam geworden ist.«
Meyer wird uns Arendts Haltung in der Flüchtlingsfrage, die heute nichts an Aktualität verloren hat, näherbringen und Grenzen und Möglichkeiten ihrer Überlegungen kritisch beleuchten.
Der Philosoph und Judaist Thomas Meyer ist Professor am Lehrstuhl für Philosophie an der Ludwig-Maximilian-Universität München mit dem Schwerpunkt Ideengeschichte 19. und 20. Jahrhunderts, Jüdische Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Kulturphilosophie. Er gibt im Piper-Verlag die neue auf sieben Bände angelegte Studienausgabe der wichtigsten Werke Hannah Arendts heraus. Die Teilnahme ist kostenlos, einen Link zur Teilnahme erhalten Sie auf Anfrage unter info@rlc-vogelsberg.de.
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