10. September 2020 Diskussion/Vortrag Das Theater und die Pädagogik der Unterdrückten

Zu den Werkzeugen emanzipatorischer Bildung einer auf sozialer Gleichheit beruhenden Gesellschaft

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Münzenbergsaal
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin

Zeit

10.09.2020, 18:30 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Bildungspolitik, Kunst / Performance

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Das Theater und die Pädagogik der Unterdrückten

Augusto Boal (1931–2009), der Gründer des »Theater der Unterdrückten« hat in Anlehnung der Theorie von Paulo Freires «Pädagogik der Unterdrückten» seine Theatermethoden entwickelt. Im Zentrum des Ansatzes steht der Dialog und das Primat, Menschen immer in ihren sozialen Bezügen und Machtverhältnissen zu sehen. Es gibt keine unpolitische Pädagogik! Augusto Boal hat mit seiner vielfältigen Arbeit als Regisseur, Autor und Pädagoge den Raum für politisches Theater geschaffen. Ein Theater in dem nicht nur für eine kleine bildungsbürgerliche Elite und ihren Themen ein Forum gegeben wird, sondern ein Theater aus der Perspektive von «Unten», in dem Themen artikuliert werden, die sonst kein Gehör finden. Das Besondere an dem Ansatz ist die Partizipation und Inklusion der Theaterbesucher*innen. Im Forumtheater können die Menschen auf die Bühne und Spielfiguren auswechseln. Die Zuschauer*innen werden so zu Zuschauspieler*innen. Die vierte Wand ist aufgehoben.

Angesichts von «Hasspredigern» im Netz und in den Parlamenten stellt sich die Frage, inwieweit mit Mitteln der Kunst und einer auf Teilhabe beruhenden Pädagogik dem Rechtsruck der Gesellschaft entgegen gewirkt werden kann?

Wie schaffen wir auch soziale Inklusion in progressiven linken Zusammenhängen? Im Mittelpunkt von Boals und Freires problemformulierender Bildung stehen die FRAGEN und nicht die Antworten. Also fragend schreiten wir an dem Abend im Salon*Bildung voran.

Darüber hinaus werden wir exemplarisch anhand schulischer Bildungsarbeit verschiedenen Theorie-Praxis-Konflikten nachgehen, die vermeintlich wohlwollende pädagogische Interventionen konterkarieren.

Im Fokus dabei steht das Phänomen der Internalisierung eines negativen Selbstbildes der Unterdrückten, das wiederum zur Reproduktion unterdrückerischer Verhältnisse führt. Wie können Bildungssettings gestaltet werden, in denen Raum geschaffen wird, um die eigene Situation reflektieren und dadurch verändern zu können?

Harald Hahn ist Diplom-und Theaterpädagoge, Systemischer Berater, Mitbegrün-der des Legislativen Theater Berlin und hat u.a. einen Empowerment-Workshop für Arbeiter*innenkinder, die studieren, entwickelt. Er ist der Herausgeber der Schriftenreihen: «Berliner Schriften zum Theater der Unterdrückten» und von «Von Antidiskriminierung zu Diversity und Inklusion – Wissenschaft und Praxis im Dialog» im Ibidem Verlag, www.harald-hahn.de / www.theatrale-Supervision.de / www.heimliche-begleiter.de

Marco Hahn ist Schulleiter der Berufsfachschule Paulo Freire im Zentrum ÜBERLEBEN. Vor seinem Studium der Medizinpädagogik arbeitete er als Gesundheits- und Krankenpfleger im psychiatrischen Bereich. Im Rahmen von diversen Auslandsaufenthalten u.a. in Lateinamerika bildete er pflegerische Assistenzkräfte zur Unterstützung marginalisierter Bevölkerungsteile aus. Die Berufsfachschule Paulo Freire arbeitet in einem transkulturellen Setting mit heterogenen Lerngruppen. Die Schule sieht sich in der Tradition ihres Namensgebers und verfolgt das Ziel bildungsbenachteiligten Menschen eine Perspektive in einem gefragten und gesellschaftlich sinnvollen Berufsfeld zu ermöglichen.

Anmeldung

Eine Anmeldung ist dringend erforderlich, da wir die Teilnehmer*innenzahl auf 20 begrenzen wollen. Es wird einige theaterpädagogische Übungen geben, bei denen aber die Sicherheitsbestimmungen eigehalten werden.
Anmeldung an: Stefan.kalmring@rosalux.org
Eine Bestätigung der Teilnahme senden wir spätestens am 8. September.

Mit dem SALON BILDUNG betreibt die Rosa-Luxemburg-Stiftung ein öffentliches Format, das in der Tradition politischer Salons steht. Auf den Veranstaltungen diskutieren wir zu aktuellen Themen der emanzipatorischen Bildung. Wir laden Menschen ein, die etwas Spannendes zu sagen haben, und diskutieren anschließend gemeinsam ihre Positionen. In angenehmer und geselliger Atmosphäre lassen wir den Abend ausklingen.

Standort

Kontakt

Dr. Marcus Hawel

Stellv. Bereichsleiter Studienwerk, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310457