Antonio Gramsci war in den achtziger Jahren ein wichtiger Stichwortgeber für emanzipatorisch engagierte Gruppen und Bewegungen in Europa und weltweit. Doch auch Vordenker der politischen Rechten haben sich seither auf ihn berufen. Der Erfolg der letzten Jahre scheint ihnen recht zu geben. Soeben haben sie bei den Wahlen doppelt so viele Stimmen wie die Linke erhalten. Die Rechte reklamiert daher für sich, im Kampf um kulturelle Hegemonie viel Terrain gewonnen zu haben.
Was macht Gramscis Konzept der «kulturelle Hegemonie» aus? Und welche Bedeutung hat darin der Faktor Religion? Was lässt sich von seinen Überlegungen lernen? In unserer Gesellschaft ist das Feld der Religionen sehr viel pluraler geworden, politisch brisant und umkämpft. In der politischen Linken wie bei den Rechten sind religionskritisch bis -feindliche Haltungen zu beobachten, aber auch dezidierte Anknüpfungen an religiöse Überlieferungen. Die Rechte scheint auch hierin erfolgreicher im Schmieden von Allianzen.
Was also muss heute in Sachen Religion neu gedacht werden? Wo entfalten religiöse Akteure und Überzeugungen eher herrschaftskonforme, wo eher widerständige und emanzipatorische Wirkung? Wie lassen sich lähmende Klischees überwinden zugunsten kooperativer Ansätze?
Diesen Fragen nähern sich unsere Referentinnen und Referenten aus mehreren Ländern. Sie bringen viel Gramsci- und Marxismus-Expertise mit – aber eben auch Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Relevanz religiöser Akteure und Perspektiven.Wir halten es für dringlich, dass in der Linken zu einer zeit- und wirklichkeitsgerechten, kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Religion gefunden wird!
Zoom-Zugang:
https://us02web.zoom.us/j/7310180570
Meeting-ID: 731 018 0570
03.12.2021, 17.00-19.00 Uhr
Öffentlicher Vortrag: Gramsci und die Religion
Jan Rehmann, Dr.,Gastprofessor für Kritische Theorie und Gesellschaftsanalyse am UnionTheological Seminary, New York und Privatdozent für Philosophie an der FU Berlin
anschließend erste Reflektionen zum Vortrag von Jan Rehmann
anschl. Umtrunk und Salongespräche …
04.12.2021, 10-17 Uhr
Gegen den dualistischen Blick auf Religion und Gesellschaft
Antonio Gramscis Impulse für den Kampf um kulturelle Hegemonie heute
10.00-10.15 Uhr
Begrüßung und Einführung in das Thema
10.15-11.15 Uhr
Anne Steckner, Autorin, Bildungsreferentin, Trainerin, Berlin
Bizarrer Alltagsverstand in bizarren Zeiten: Herausforderungen an die gesellschaftliche Linke
PAUSE
11.30-12.30 Uhr
Sabine Kebir, Dr. habil.,Autorin, Essayistin, Literaturwissenschaftlerin, Berlin
Zivilgesellschaft, Kultur und Hegemonie bei Gramsci und die Rezeption in Algerien
PAUSE
13.15-14.15 Uhr
Michael Löwy, PhD, Soziologe und Philosoph, Paris
Marx und Gramsci im linken Katholizismus in Brasilien
14.30-15.30 Uhr
Dolores Zoé Bertschinger, M.A., Religionswissenschaftlerin, München
Zur Relevanz von kulturellen und religiösen Faktoren in Alltag und politischem Verhalten
PAUSE
15.45-17.00 Uhr
Panel-Diskussion: Religion, Kooperation und kulturelle Hegemonie hier und heute!?
es diskutieren:
- Christine Buchholz, bis Oktober Religionspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag
- Meron Mendel, Dr. phil., Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt (online)
- N.N. zum antimuslimischen Rassismus
- Gerdi Nützel, Dr. theol., Pfarrerin d. ESG, Koordinierungskreis Berliner Forum Religionen
- Petra Pau, Bundestagsvizepräsidentin, angefragt
Lesetipp: Die Linke und die Religion. Geschichte, Konflikte und Konturen. Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, erschienen beim VSA:Verlag.
Die Veranstaltung findet unter 2G-Regeln statt. Dies bedeutet, es können nur geimpfte oder genesene Personen teilnehmen. Als Veranstalter*in sind wir verpflichtet, dies zu überprüfen und führen dazu ein Einlassmanagement durch. Mit Hilfe der CovPassCheck-App scannen wir den QR-Code auf dem Impf- bzw. Genesenen-Nachweis. Bitte halten Sie dafür das entsprechende Dokument und Ihren Lichtbildausweis bereit. Um einen pünktlichen Start der Veranstaltung zu gewährleisten bzw. Traubenbildungen von Personen beim Einlass zu vermeiden, bitten wir um rechtzeitiges Erscheinen vor Veranstaltungsbeginn. Menschen ohne Nachweis haben keinen Zutritt. Im Haus gilt die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (FFP2 oder Medizinische Maske) und die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelung. Diese Notwendigkeit entfällt im Veranstaltungsraum.
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit und Ihr Verständnis!
Kontakt
Cornelia Hildebrandt
Entsendung Wien, Co-Präsidentin von Transform!Europe; Referentin für weltanschaulichen Dialog , Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: cornelia.hildebrandt@rosalux.org