Vom 24. März 1999 bis zum 19. Juni 1999 bombardierten Flugzeuge & Marschflugkörper der Nato Ziele in der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien. Insgesamt warfen die im Rahmen dieser Nato-Operation eingesetzten 1.000 Flugzeuge 28.018 Sprengkörper ab. Bis heute sind die Kriegsschäden an Gebäuden und in der Natur in Serbien und den Nachbarländern zu sehen. Der Nato-Krieg war auch die erste deutsche Kriegsbeteiligung nach dem 2. Weltkrieg. Die Nato führte diesen Luftkrieg ohne ein UN-Mandat gegen einen souveränen Staat. Am 13. Mai 1999 beschloss ein Sonderparteitag von „Bündnis 90/Die Grünen“, diesen Krieg als Teil der damals regierenden rot-grünen Bundesregierungen mitzutragen. Auf diesem Parteitag wurde der damalige Grüne Außenminister Joschka Fischer wegen seines Engagements für diesen Nato-Krieg mit einem Farbbeutel beworfen.
Der Krieg war in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur: Deutschland beteiligte sich zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg aktiv mit der Bundeswehr an einem Kriegseinsatz. Es traf ein Land, in dem die Wehrmacht während des zweiten Weltkriegs gewütet hatte. Der Nato-Luftkrieg beendete fast ein Jahrzehnt blutige nationalistische Auseinandersetzung auf dem Gebiet des zerfallenden Jugoslawien. Für Präsident Slobodan Milošević führte diese verlorene militärische Auseinandersetzung zwei Jahre später auch zum Ende seiner Herrschaft. Unter Berufung auf eine „humanitäre Intervention“ wurde ohne UN-Mandat militärisch in eine Auseinandersetzung auf dem Gebiet eines souveränen Staates zu Gunsten einer Partei eingegriffen. Die aus Teilen der Friedensbewegung entstandene Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ hatte diesen Kriegseinsatz politisch mitgetragen und erlitt einen Bruch mit einem kleinen Teil ihrer Basis und Sympathisanten.
Während der Bombardierung gab es verschiedene Formen der Anti-Krieg-Intervention. Eine kam vom Bundestagspolitiker Gregor Gysi (damals PDS/heute Die Linke), der in den Kriegstagen zu Slododan Milošević reiste, um mit diesem über eine friedliche Lösung zu verhandeln. Eine andere Intervention kam von der anarchistischen Aktivistin Samira Fansa, die auf dem Grünen Parteitags 1999 in Bielefeld am Beginn der Rede von Joschka Fischer einen roten Farbbeutel auf den Außenminister warf, um ihn als Kriegstreiber zu markieren.
Zwanzig Jahre ist all das mittlerweile her: Anlass für den Bildungsverein „Helle Panke e. V. Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin“ zurückzugucken, Bilanz zu ziehen und zu fragen, welches Anti-Kriegsengagement damals möglich war und wie der Krieg in Jugoslawien Deutschland und die Linke verändert hat.
Es diskutieren Gregor Gysi und Samira Fansa. In die Geschichte der Staatszerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien leitet die Historikerin und Aktivistin der Kampagne SolidarOST Mara Puškarević ein.
Moderation: Fabian Kunow
Presseberichterstattung im Nachgang der Veranstaltung
Der Journalist Peter Nowak hat in zweit Beiträgen für "Der Freitag" und im Internetmagazin "Telepolis" die Veranstaltung erwähnt.
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Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
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