In letzter Zeit ist Taiwan in das Zentrum der geopolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und der Volksrepublik China gerückt. Zwischen den Parteien Taiwans sowie im Verhältnis zur Volksrepublik China spielen Konflikte um Identität und die Interpretation der Geschichte eine wichtige Rolle. In Taiwan ist besonders der Umgang mit dem Erbe der Diktatur durch die Guomindang (19451991) hochumstritten. Lange präsentierte die Guomindang Taiwan als das bessere China, in dem chinesische traditionelle Hochkultur und Sprache weiter gepflegt werden würden im Gegensatz zum kommunistischen Festland. Das Umfeld der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei propagiert heute hingegen das Geschichtsbild eines selbstständigen Taiwans, in dem China in eine historische Reihe mit anderen temporären ausländischen Invasoren gestellt wird. Der Ursprung Taiwans wird bei den UreinwohnerInnen gesucht, die zum Ausgangspunkt eines multikulturellen Selbstbildes gemacht werden. Während die japanische Kolonialherrschaft (18951945) eher wohlwollend behandelt
wird, ließ die Regierung viele Museen errichten, um den "weißen Terror" und die Menschenrechtsverletzungen der Guomindang-Diktatur zu dokumentieren. Zugleich gibt es noch historische Monumente aus dieser Zeit, wie die Gedächtnishallen für den Diktator Chiang Kai-shek und den Staatsgründer der Chinesischen Republik Sun Yat-Sen. Selbst an diesen Orten werden Ausstellungen für die Opfer der Diktatur integriert.
Felix Wemheuer analysiert kritisch, u.a. anhand seiner Recherchen in Museen und Universitäten, die kontroverse Erinnerungslandschaft auf Taiwan und den Konflikt mit China.
Felix Wemheuer ist Professor für Moderne China-Studien an
der Universität Köln. Zu seinen Veröffentlichungen gehören „Social
History of Maoist China“, „Marx und der globale Süden“, „Chinas große Umwälzung“ sowie eine Biografie von Mao Zedong. Er studierte „Geschichte
der KPCh“ an der Volksuniversität in Beijing (2000-2002), war
Gastwissenschaftler an der Harvard Universität (2008-2010), Fudan
Universität in Shanghai (2018, 2023) und an der Academia Sinica in
Taibei (2023). Seine neusten Veröffentlichungen sind „Die Zukunft mit
China denken“ (herausgeben mit Daniel Fuchs u.a.).
Moderation: Dr. Frank Engster
Helle Panke e.V. Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin
Kosten: 2,00 Euro
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