Alle ahnen es, niemand spricht es aus: Vollbeschäftigung wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, ist angesichts des Auseinanderdriftens von Wachstums- und Produktivitätssteigerung in unserem gesellschaftlichen Rahmen kein realistisches Ziel mehr. Dies zu erkennen bedeutet die Frage zu beantworten, wo die Menschen bleiben, die im Produktionsprozess aussortiert werden, weil man sie angeblich nicht mehr benötigt.
Die einfachste Antwort darauf stößt jedoch auf den höchsten gesellschaftspolitischen und mentalen Widerstand: Jeder Mensch in diesem Land soll durch ein bedingungsloses Grundeinkommen an der gesellschaftlichen Wertschöpfung Anteil und ein menschenwürdiges Auskommen haben. Was würde dann eigentlich passieren, wenn jeder Mensch im Lande - ohne jede Bedingung - genügend Geld erhielte, um leben zu können? Die Antwort auf diese Frage provoziert in den unterschiedlichen politischen Lagern oft heftigen Widerspruch.
Und doch steht die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen auf der politischen Agenda - mit zum Teil unterschiedlichen Begründungen und von den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen vertreten. Mit Verweis auf die anhaltende Massenarbeitslosigkeit einerseits und den zunehmend ungleich verteilten gesellschaftlichen Reichtum andererseits, sehen politische Organisationen, Arbeitsloseninitiativen, soziale Bewegungen, WissenschaftlerInnen, ja sogar einige UnternehmerInnen in einem bedingungslosen Grundeinkommenden den Königsweg aus der sozialen und ökonomischen Misere.
Natürlich sind eine ganze Reihe wichtiger Fragen weiterhin offen. Sie sollen auf der Tagung zur Diskussion gestellt werden:
Klärungsbedarf besteht z.B. beim Verhältnis der Forderung nach bedingungslosem Grundeinkommen zu anderen Forderungen der Linken (Reduzierung der Arbeitszeit, öffentlicher Beschäftigungssektor, etc.). Auch der Bezug zu den traditionellen Systemen sozialer Sicherungen muss diskutiert werden. Die Frage, ob die Forderung nach Abschaffung des Arbeitszwangs das Problem, wie die nach wie vor notwendige gesellschaftliche Arbeit getan werden soll, lösen kann, ist ein weiterer Diskussionspunkt. Schließlich muss auf die Frage, wo AkteurInnen und Allianzen für die Durchsetzung der ‚konkreten Vision’ des Grundeinkommens zu finden sind, beantwortet werden.
Für die Diskussion dieser Fragen werden auf der Tagung Foren eingerichtet, auf denen alle Interessierten mit diskutieren und eigene Vorstellungen vorbringen können, so dass wir am Ende der Tagung sagen können: Wir sind ein Stück weitergekommen.
Programm:
Freitag 21. April
19:30 Uhr Podiumsdiskussion:
Katja Kipping,
[Mitglied des Bundestages, Die Linke]
Werner Rätz,
[attac-Koordinierungskreis, Genug für alle - AG]
Sascha Liebermann,
[Initiative Freiheit statt Vollbeschäftigung]
Michael Schlecht,
[ver.di Hauptvorstand]
Moderation: Edwin Schudlich, Sozialwissenschaftler, Arbeit & Leben, Ffm.
Samstag 22. April 10:30- 17:00 Uhr
10:30- 12:30 Plenum mit Impulsreferaten:
Bedingungslosigkeit des Grundeinkommens
• BGE im Verhältnis zu den konventionellen Systemen sozialer Sicherungen.
• Verhältnis Grundeinkommen, Arbeitszeitverkürzung und „Recht auf Arbeit“
• Grundeinkommen oder Grundsicherung. Eine linke Kontroverse
12:30 – 13:30 Mittagspause
13:30 – 15:00 Zwei parallele Foren, Themenschwerpunkte:
1. Alle reden von Vollbeschäftigung oder geht uns die Arbeit aus?
• Strukturelle Veränderungen der Arbeitswelt und Wirkungen auf die Beschäftigung, Risiken und Chancen
• Globale Perspektive der Beschäftigung und Menschenrecht
• Emanzipative Wirkungen des BGE auf die Arbeit
• Grundeinkommen und Freiheit
2. Bündnisse und Mobilisierungspotentiale
• Prekarität und Erwerbslose
• ArbeitnehmerInnen aus „Normalarbeitsverhältnissen“
• Gesellschaftliche AkteurInnen
15:30 - 17:00 Plenum: Perspektiven für die weitere Arbeit
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Samstags stehen Essen & Getränke (allerdings nicht kostenlos) zur Verfügung.
Weitere Informationen:
Für die Teilnahme lediglich an der Podiumsdiskussion (Freitagabend) ist keine Anmeldung erforderlich. Bei Teilnahme an der gesamten Tagung ist (auch im Interesse der gastronomischen Vorausplanung) eine Anmeldung wünschenswert:
info@rlf-hessen.de, oder kontakt-BGE@freenet.de
Tel.: Marina Mohr 0160 22 57 448 oder: Rosa Luxemburg Forum 069 – 68 60 86 24
Bei der Besorgung von Unterkünften sind wir gerne behilflich.