Mit der Neugruppierung linker Kräfte in der Bundesrepublik geraten auch programmatische Vorstellungen linker Bewegungen, linker Politik und linker Theorie neu in die Diskussion. Dies ist eine Chance, die auch unter Linken nicht immer adäquat abgebildeten Geschlechterverhältnisse auf der Höhe der Zeit zu diskutieren und programmatisch einzubinden. Programme allein bedeuten nichts. Programmatische Diskussionen aber sind ein Weg, den Alltagsblick zu weiten: Woher kommen wir? Was bestimmt die Gesellschaft, in der wir leben? Wie sieht eine machbare geschlechtergerechte Zukunftsvision aus? Welche geschlechterpolitischen Positionen, welche Geschlechterphilosophie bringen Linke – wirkmächtig – in den gesellschaftlichen Diskurs ein? Diese Fragen und folgende Schwerpunkte werden auf der Tagung diskutiert:
1. Geschlechterkritische Gesellschaftsanalyse
Gesellschaftsverhältnisse sind immer auch Geschlechterverhältnisse. Die neoliberale Verfasstheit heutiger westlicher Gesellschaften hat die Geschlechterverhältnisse auf eine neue Basis gestellt. Welche Anforderungen sind an eine linke Gesellschaftsanalyse zu stellen, wenn die Geschlechterproblematik sichtbar werden soll? Was wären unter diesen Vorzeichen die Eckpunkte eines linken geschlechtergerechten Gesellschaftsvertrages?
2. Historische Ausgangspositionen
Heutige linke feministische Ansätze speisen sich aus vielfältigen historischen Quellen. Hierzu gehören die staatliche Gleichberechtigungspolitik und deren Rhetorik mit gleichwohl beachtlichen realen Effekten in der DDR. Hierzu gehört eine feministische Bewegungstradition westdeutscher Frauenbewegung. Hierzu gehört auch eine theoretisch und empirisch sehr gut ausgebaute Frauen- und Geschlechterforschung. Diese Wurzeln gilt es in die programmatische Diskussion einzubeziehen.
3. Begriffe – Werte – Leitbilder – Programmatische Standards
Geschlechtergerechtigkeit und/oder Geschlechterdemokratie, Geschlechtergleichstellung und/oder Feminismus, Gender/queer und/oder: Geschlechterverhältnisse. Welche Begriffe machen eine Geschlechterpolitik als linke in der Öffentlichkeit erkennbar? An welchen Geschlechter-Leitbildern orientiert sich linke Politik? Unter welche inhaltlichen und strukturellen Standards sollte sie keinesfalls gehen?
Referentinnen:
Eröffnung:
Dr. Evelin Wittich, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Dr. Sünne Andresen, Soziologin Berlin, Gender-Beauftragte an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin
Dr. Uta Schlegel, Soziologin Halle/Leipzig
Dr. Julia Müller, Diplom-Politologin Berlin, Mitglied der Gemeinsamen Programmgruppe von WASG und L.PDS.
Dr. Helga Adler, Leiterin “Paula Panke“ e.V. Berlin