Dokumentation Rechts und die Sprache

Wie 'Rechte' die Sprache instrumentalisieren – Marlene Streeruwitz über den Zusammenhang von Rassismus, Antisemitismus und Frauenverachtung. Eine Dokumentation aus der Reihe: »Luxemburg Lecture«

Information

Veranstaltungsort

Prater der Volksbühne
Kastanienallee 7-9
10435 Berlin

Zeit

15.06.2009

Veranstalter

Uta Tackenberg,

Mit

Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin und Feministin, Wien/Berlin; Moderation: Merle Hilbk, Journalistin

Themenbereiche

Rassismus / Neonazismus, Staat / Demokratie

»Rechts, das ist eine Männlichkeitskonstruktion, die ihre Überlegenheit aus einem wahnhaften, meist territorialen Gründungsmythos herleitet. Es ist die Abstammung, die Herkunft, die die Grundlage der so hergestellten Männlichkeit ist. Das Abstammen legt die Grundlage für die Organisation des Rechten in Form von Familienstrukturen.«

So begann der Vortrag der Autorin Feministin Marlene Streeruwitz, der in den folgenden zwei Stunden die etwa 70 interessierten Zuhörerinnen fesselte und begeisterte. Die provokanten, streckenweise schwer zugänglichen, aber gleichsam erhellenden Thesen wie etwa folgende: »Blut und Ehre, das kann nur Männer von da, von diesem Ort da, beschreiben, deshalb sind diese Männer von da im Besitz des Anspruchs auf Macht. Macht haben dann diese Männer, weil sie Männer von da sind. Männer von da sind also Männer von da. Männer sind nur Männer, wenn sie Männer von da sind.« regten das Publikum zu Fragen an und beförderten eine rege und inhaltlich den hohen Anspruch des Vortrags beibehaltende Diskussion.

Ein Abend, der auf jeden Fall neue Gedanken mit auf den Weg gab und Lust machte auf mehr. Diese Lust an geistiger Auseinandersetzung kann erneut beflügelt werden am 6. Juli 2009 um 20.00 Uhr mit Eva Illouz und ihrem Thema interner Link folgt»Capitalism with feelings«. Erneut im Prater der Volksbühne.

 Laut Umfrage haben bei den jüngst abgehaltenen Regionalwahlen in Kärnten 55 Prozent der unter 25-jährigen Männer eine der beiden rechtsextremen Parteien gewählt, die vor allem mit rassistischen und antisemitischen Stereotypen werben. Eine relative Mehrheit dieser Parteien im österreichischen Parlament scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein.

Marlene Streeruwitz: "Bei tiefstem Nachdenken und Recherchieren finde ich in Österreich keine identitätsstiftende Sinneinheit, die über alle Zeiten erhalten geblieben ist – außer dem Antisemitismus. Es gab keine Bürgerlichkeit, die nachhaltig den Ersten Weltkrieg überleben hätte können, und alles andere danach war Nostalgie. Geblieben ist der Antisemitismus – und mit ihm eine Männerkonstruktion, die auch die Linke ausdifferenzieren konnte".

Videodokumentation

Mehr Informationen:

Link für Dateidownload folgt»Ja, was erzählt denn der Opa beim Kaffee?«, Marlene Streeruwitz im Gespräch mit Klaus Nüchtern (morgen, 02/09 - externer Link in neuem Fenster folgthttp://www.morgen.at)

externer Link in neuem Fenster folgthttp://www.marlenestreeruwitz.at/

externer Link in neuem Fenster folgthttp://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Streeruwitz

»Luxemburg Lecture«


„Die Humanität in unserer Gesellschaft wird sich auch danach bemessen, inwieweit wir das Erbe Rosa Luxemburgs in Ehren halten.“ (Walter Jens)

Die internationale »Luxemburg Lecture« ist ein neues Format des Instituts für Gesellschaftsanalyse und des Kulturforums der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Mit diesen Vorlesungen soll in der Tradition der Wissenschaftlerin, Politikerin und Persönlichkeit Rosa Luxemburg eingegriffen werden in die geistigen Auseinandersetzungen der Gegenwart. Die aktuellen Krisen der heutigen Zivilisation und des Kapitalismus sind der Ausgangspunkt, um Fragen nach Möglichkeiten zukünftiger Entwicklung und konkreter Alternativen zu stellen.

Die »Luxemburg Lecture« gibt international ausgewiesenen Persönlichkeiten der Linken aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Kunst sowie der Zivilgesellschaft die Möglichkeit, ihre Positionen zu Grundfragen der Zeit zu äußern. Die »Luxemburg Lecture« wird vier bis sechs Mal in Berlin gehalten werden. Nach dem Auftakt im historisch bedeutungsvollen Festsaal des Abgeordnetenhauses von Berlin, an dem am 1. Januar 1919 die KPD gegründet wurde, werden die nächsten Lectures im Berliner Prater stattfinden. Im Wintersemester wandert die »Luxemburg Lecture« in die Hochschule.