Nach einem Jahr Krise ist die Politik, so scheint es jedenfalls, zur Tagesordnung übergegangen. Business as usual also? Längst reden und schreiben weniger Kommentatoren vom Ende des neoliberalen Kapitalismus, Alternativen verblassen und Präsident Obama kämpft, mit Brecht gesprochen, mit den Mühen der Ebenen.
Die Hoffnungen auf ein Ende des Hyperkonsumismus, jener Transformation des Bürgers zum Konsumenten, wie sie Benjamin Barber beschreibt, scheinen mit jedem Punkt, den Börsenindizes steigen, kleiner zu werden, der alte Glanz traditioneller Marken verblasst, während jener moderner Kommunikationsmedien und individualisierter Freizeitangebote heller scheint. Aber sind das Folgen einer Mode, vorübergehende Hochphasen oder generelle Trends?
Und die Parteien? Weniger denn je scheinen die Bürgerinnen und Bürger im Superwahljahr 2009 Politik auf ihren Gebrauchswert und auf ihre Passfähigkeit zu bestimmten Lebensstilen hin zu befragen. Wohl den Parteien, die in einer solchen Situation noch funktionierende Marken aufweisen können. Und seien es auch nur noch einzelne Personen: Die Marke Platzeck in Brandenburg, die Marke Tillich in Sachsen, Bundeskanzlerin Merkel sowieso.
Auch DIE LINKE hat die Herausforderung angenommen, ihre Marke zu verteidigen und weiter durchzusetzen. Aber wie halten wir es heute mit Naomi Kleins Forderung »No Logo!«?
Dokumentation der Beiträge:
11.00 Uhr: Propaganda und Ästhetik linker Parteien in der Entwicklung
Thomas Kliche (UKE Hamburg):
Hat die SPD (noch) eine Seele? Markenparteien von Weimar über Bonn nach Berlin im Blick der politischen Psychologie
Michaela Klingberg (Berlin):
Der Wandel der Wahlkampfästhetik der Wahlen zum Deutschen Bundestag 1949-2009
- PD Dr. Torsten Oppelland (FSU Jena):
Historische Narrative als Identitätskerne von Parteien und Parteienfamilien
13.30 Uhr: Markenkommunikation heute – Praxis, Apologetik und Kulturkritik
- Dr. Christoph B. Melchers, Patricia Schulte-Moser (UMC Potsdam):
Parteien als Marke. Psychologische Hintergründe erfolgreichen politischen Markenmanagements
StS. Dr. Richard Meng (Sprecher des Senats von Berlin):
Arm, aber sexy - Berlin als Marke
- Dr. Harald Pätzolt (Berlin):
No Logo? Eigenarten und Begrenzungen politischer Marken im Lichte linker Markenkritik
16.00 Uhr: Parteienwettbewerb als Kampf von Marken und DIE LINKE
- Dr. Bettina Fackelmann (Berlin):
Integrierte Markenführung: Identität, Organisation und Entscheidung
Dr. André Brie (Wooster-Teerofen, angefragt):
Ein abgeschlossenes Kapitel? Zur politischen Ästhetik der PDS
- Dr. Christian Buder (Berlin): Politik als Ware – »DIE LINKE« als Marke
- Reiner Strutz (DIG/Trialon): Die Entwicklung der Marke »DIE LINKE«
Dr. Dietmar Bartsch (MdB, Berlin) im Gespräch:
Kampf der Marken im Bundestagswahlkampf 2009