Dokumentation Speakers Tour Arabische Revolution

Aktivistinnen und Aktivisten berichten über die Situation in Ägypten und Tunesien. Videodokumentation der Auftaktveranstaltung der Tour durch elf Städte.

Information

Veranstaltungsort

Festsaal Kreuzberg
Am Flutgraben 2
12435 Berlin

Zeit

12.03.2012

Veranstalter

Malte Daniljuk,

Mit

Ziyad Farag (People Socialist Alliance Party) und Massoud Romdhani (Tunisian League for Human Rights)

Themenbereiche

International / Transnational, Afrika, Soziale Bewegungen / Organisierung

Im Dezember 2010 probte die tunesische Stadt Sidi Bouzid den Aufstand gegen sozialen Ausschluss und politische Unterdrückung. Damals ahnte niemand, was die Proteste auslösen würden. Inspiriert von der Revolte in Tunesien entwickelte sich in Ägypten eine starke Protestbewegung. Sie gipfelte in dem Sturz des seit 30 Jahren herrschenden Machthabers Mubarak. Die Besetzung des Kairoer Tahrir-Platzes war der Auftakt einer Protestwelle, die viele Länder der arabischen Welt erfasst. Gut ein Jahr nach dem Beginn der «Arabellion» berichten Aktivistinnen und Aktivisten aus Ägypten und Tunesien über die Umwälzungen in ihren Ländern.

«Die Ägypter und Ägypterinnen wollen, dass sich ihre Situation verbessert. Nach dem Zusammenbruch des Tourismus ist die Arbeitslosigkeit nochmal stark angestiegen. Die Militärregierung führt die Politik des Mubarak-Regimes unablässig weiter: Privatisierungen, Korruption, Repression. Die Versprechungen der karitativ tätigen und moralisch integer erscheinenden islamistischen Organisationen fallen auf fruchtbaren Boden. Aber nach und nach merken die Menschen, dass neben dem Beschwören auf religiöse Werte keine Lösungen für gesellschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, fehlende Bildung für alle, bezahlbare Lebensmittel, Tourismus etc. angeboten werden. Die politische Linke hat Konzepte und Lösungsvorschläge, aber sie benötigt mehr Zeit, die Leute davon zu überzeugen.»
Ziyad Mohamed Farag (27) ist ägyptischer Aktivist und Journalist beim Tahrir Newspaper. Er engagierte sich in der Bewegung 25. Januar, die zum Sturz von Präsident Mubarak führte. Zihad Farag ist Gründungsmitglied der People Socialist Alliance Party und Mitglied im Komitee für den Aufbau der Partei. Er war Gründungsmitglied der Union of Egyptian Socialist Youth und arbeitete im Wahlkampfteam der Koalition Revolution Continues bei den Parlamentswahlen im Jahr 2011.


«Die islamistischen Parteien haben eine lange Tradition von Unterdrückung in Tunesien. Sie lösen keine sozialen Probleme sondern wirken nur karitativ in der Gesellschaft. Sollten wieder Unruhen unterdrückt werden müssen, weil eine weitere Forderung des IWF und der Weltbank zu höheren Lebenshaltungskosten und Entlassungen führt, hat es die islamistisch dominierte Regierung in Tunesien allerdings sehr schwer: Die Menschen haben nach dem Sturz von Ben Ali keine Angst mehr vor staatlicher Repression.»
Messaoud Romdhani (56) ist Vize-Präsident der Tunesischen Menschenrechtsliga und Mitglied im Tunesischen Forum für wirtschaftliche und soziale Rechte. Im Jahr 2008 war er Sprecher des Komitees für die Rechte der Bewohner in der Bergbau-Region, die sich in diesem Jahr erhoben um für Arbeit und politische Rechte zu kämpfen. Außerdem koordinierte er die Unterstützung für verhaftete Studierende. Er ist als Student selber politisch aktiv gewesen und leitete zwei Jahrzehnte die Lehrergewerkschaft im Bundesstaat Kairouan.