Dokumentation Mandelas Erbe

Südafrika 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid. Diskussion und Film. Eröffnung von Gregor Gysi, Vorsitzender Fraktion DIE LINKE im Bundestag.

Information

Zeit

24.03.2014

Mit

Gregor Gysi, Shirley Gunn, Vladimir Shubin, Ilona Schleicher und Birgit Morgenrath

Themenbereiche

Afrika, International / Transnational, Ungleichheit / Soziale Kämpfe, Rassismus / Neonazismus, Staat / Demokratie

Zwanzig Jahre nach der demokratischen Wende stehen in Südafrika die fünften Parlamentswahlen bevor. Das war für die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE Anlass, im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung nach dem Erbe Nelson Mandelas und den derzeitigen politischen und sozialen Herausforderungen des Landes zu fragen. Die mit circa 100 Teilnehmenden gut besuchte Veranstaltung wurde am 24. März im Karl-Liebknecht-Haus vom Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi eröffnet. Dieser würdigte Mandela als außergewöhnliche Persönlichkeit und betonte insbesondere auf seine weltweit beispiellose Politik der Versöhnung.

Den Gastvortrag hielt Shirley Gunn aus Kapstadt. Die Menschenrechtsaktivistin war im Kampf gegen das Apartheid-Regime Kommandeur im Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation), dem bewaffneten Arm des ANC. Ausgehend von einigen Wegmarken des Befreiungskampfes verwies sie unter anderem auf die Rolle deutscher Konzerne wie Rheinmetall und Daimler-Chrysler, die auf der Suche nach Extraprofiten mit der rassistischen südafrikanischen Regierung kooperierten. Professor Vladimir G. Shubin vom Afrikainstitut der Russischen Akademie der Wissenschaften ging in seinem Vortrag auf die Unterstützung des ANC durch die Sowjetunion und ihre Verbündeten ein. An der anschließenden Diskussion nahmen neben den ReferentInnen auch die Journalistin Birgit Morgenrath, die sich seit den 1970er Jahren in der westdeutschen Anti-Apartheid-Bewegung engagierte, sowie Ilona Schleicher teil, die sich als Historikerin mit dem südlichen Afrika befasste und in der Solidaritätsbewegung der DDR engagierte. Beide berichteten über persönliche Beweggründe und Erlebnisse, wie Boykottaufrufe gegen südafrikanische Produkte oder die Ausbildung südafrikanischer StudentInnen in der DDR. Shirley Gunn würdigte ausdrücklich den Beitrag der internationalen Solidarität bei der Überwindung der Apartheid und hob vor allem ihre Rolle bei der internationalen Isolierung der Regimes hervor.

Zahlreiche Fragen und Kommentare aus dem Publikum bereicherten die Diskussion, die sich auf die aktuelle Situation Südafrikas fokussierte. Kritik wurde dabei an der Politik des regierenden ANC geübt, die immer mehr Menschen daran zweifeln lässt, dass die versprochenen Verbesserungen der sozialen Verhältnisse tatsächlich erreicht werden. Die Unzufriedenheit mit dem ANC wächst. Zudem belastet die Zeit der Apartheid auch 20 Jahre nach deren Ende die Gegenwart Südafrikas. Rassistische Diskriminierungen, die sich in segregierten Wohnvierteln, Lohnunterschieden oder Gewaltexzessen gegenüber MigrantInnen ausdrücken, durchziehen weiterhin die Gesellschaft. Darüber hinaus wurden die um sich greifende Korruption unter der politischen Elite und die wachsende soziale und ökonomische Spaltung als drängende Probleme und Herausforderungen angesprochen. In ihrem Ausblick auf die bevorstehenden Wahlen am 7. Mai waren sich die TeilnehmerInnen auf dem Podium weitgehend einig, dass der ANC zwar voraussichtlich massive Verluste erleiden, allerdings auch weiterhin mit einer klaren Mehrheit weiterregieren wird. Ernstzunehmende Linke Alternativen zum ANC sind bisher kaum in Sicht. Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Vorführung des Spielfilms „Mandela – der lange Weg zur Freiheit“. MdB Wolfgang Gehrcke, stellvertretender Vorsitzender der Partei DIE LINKE, würdigte vor der Vorstellung die politischen Verdienste und die menschliche Größe Mandelas.


Diskussion:

  • 14:30 Uhr: Eröffnung
    Dr. Gregor Gysi, Vorsitzender Fraktion DIE LINKE im Bundestag
  • 14:45 Uhr: Vortrag
    Shirley Gunn, Südafrika, Anti-Apartheidskämpferin und ehem. Mitglied des Umkhonto we Sizwe:
    From the struggle to government – South Africa 20 years after the democratic turn-around
  • 15:30 Uhr: Pause
  • 16 Uhr: Vortrag
    Prof. Dr. Vladimir Shubin, Russische Föderation, Afrika-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften:
    The ANC in the Struggle and in Government – a view from Moscow

Beide Vorträge werden simultan ins Deutsche übersetzt.

  • 16:45 Uhr: Diskussion
    Shirley Gunn; Prof. Dr. Vladimir Shubin; Ilona Schleicher, SODI; Birgit Morgenrath, ehem. Anti-Apartheid-Bewegung
  • 18:30 Uhr: Ende der Diskussionsveranstaltung

Film (Kino Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin):

  • 20 - 23 Uhr: «Mandela – der lange Weg zur Freiheit (OmU)»
  • Einführung:
    Wolfgang Gehrcke, Stellv. Vorsitzender Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Leiter des AK Außenpolitik/Internationale Beziehungen