Am 13. Februar 2015 jährt sich der Bombenangriff auf Dresden zum 70. Mal. Bundespräsident Gauck wird bei den Gedenkfeierlichkeiten die Hauptrede in der Frauenkirche halten. Fraglich ist, ob sich Gauck kritisch mit dem vorherrschenden Geschichtsbild in Dresden auseinandersetzen wird. Interessant wird es sein, ob der ehemalige Pfarrer bei dieser Gelegenheit die Rolle der Kirche im NS thematisieren wird.
Sachsen war früh ein Hauptverbreitungsgebiet antisemitischer Agitation, die NSDAP erzielte überdurchschnittliche Wahlergebnisse. Die evangelische Landeskirche Sachsens zählte unter Führung von Landesbischof Friedrich Coch (1887-1945) und, ab 1937, ihres Präsidenten Johannes Klotsche (1895-1965) zu den radikalsten im Deutschen Reich. 1939 beteiligte sich die Landeskirche an der Gründung des kirchlichen Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche religöse/klerikale/geistliche Leben in Eisenach. 1941 wurden Christen jüdischer Herkunft aus der Landeskirche ausgeschlossen. Mit dem Beginn der Deportationen forderten die Vertreter von sieben Landeskirchen, darunter Klotsche, am 17. Dezember 1941 unter Bezugnahme auf Martin Luther «schärfste Maßnahmen gegen die Juden zu ergreifen und sie aus deutschen Landen auszuweisen.» Am Beispiel der sächsischen Landeskirche erinnert der Vortrag an bedeutende Wegmarken des kirchlichen Antisemitismus während des Nationalsozialismus und ordnet diese in ihre gesellschaftlichen Kontexte ein.
Der Historiker Dr. Hansjörg Buss beschäftigt sich seit Jahren mit der kirchlichen Beteiligung an der Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden bzw. der Christen jüdischer Herkunft in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur.