Bill McKibben

Und was kann die Klimagerechtigkeitsbewegung tun, um das zu unterstützen?

  • « Wir können uns überall organisieren. Ich bin zum Beispiel einfach zu der Exxon-Tankstelle in meiner Nähe gegangen und habe versucht, dort auf die Verbrechen aufmerksam zu machen. Exxon-Tankstellen und Esso-Tankstellen gibt es überall auf der Welt. Und es gibt noch viele andere Orte, wo man seine Meinung kundtun kann. »

Viele Leute wollen etwas tun, wissen aber nicht, was sie machen können - außer zu einem großen Event wie diesem zu kommen. Was kann der Durchschnittsmensch gegen so einen großen Konzern wie Exxon ausrichten?

  • « Die gute Nachricht ist doch, dass Exxon überall ist. Ich wurde nicht gleich dafür verhaftet, dass ich meinen Unmut an einer Exxon-Tankstelle in Burlington-Vermont demonstriert habe. Ich habe auf die Probleme aufmerksam gemacht, mich vor die Zapfsäulen gesetzt, so dass sie eine Weile nicht benutzt werden konnten. Das ist etwas, was alle tun können - überall auf der Welt. »

Und was erhoffen Sie sich von einer juristischen Verfolgung von Exxon? Könnte der Konzern irgendwann belangt werden?

  • « Ich glaube schon. Der Generalstaatsanwalt in New York hat schon die Untersuchungen eingeleitet. Andere werden dieses Vorhaben hoffentlich unterstützen. Wir glauben, dass sie durch die Untersuchungen an die Dokumente herankommen, die Informationen über die Geschichte der Verbrechen von Exxon enthalten. »

Brauchen wir neue Formen von Gerichtsverhandlungen und Tribunalen - wie zum Beispiel für Kriegsverbrechen?

  • « Das weiß ich nicht, ich bin kein Rechtsexperte. Aber genau wie bei der Tabakwirtschaft hoffe ich, dass unsere Behörden kompetent genug sind, um so ein Verbrechen zu ahnden. Es ist natürlich schwierig, weil es hier um eine riesige Menge Geld geht. Es gibt überhaupt nicht genug Geld auf dieser Welt, um den Schaden, den Exxon und die anderen angerichtet haben, zu bezahlen. Das ist ein neues Feld für unser Justizsystem, aber lassen Sie uns hoffen, dass eine Lösung gefunden wird.»

Würden Sie sich mit dem CEO von ExxonMobil an einen Tisch setzten?

  • « Wir versuchen schon seit Jahren, mit denen ins Gespräch zu kommen. Bisher waren sie nicht darauf erpicht, uns zu treffen, wahrscheinlich weil wir ihnen schon recht lange sehr kritisch gegenüber stehen. »

Glauben Sie, die haben Angst?

  • « Ich weiß nicht, ob sie Angst haben. Ich meine, die haben alles Geld der Welt. Aber ich denke, sie fangen an zu verstehen, dass ihre Arroganz auf sie zurückfällt. Ob es auch juristisch auf sie zurückfällt, weiß man nicht. Die beste Verteidigung für sie war bisher, dass sie nur moralisch verwerflich gehandelt haben, jedoch nicht juristisch kriminell. Wenn das ihre beste Verteidigung ist, dann ist das doch traurig für sie. »

Es sieht alles danach aus, als ob wir ein extrem schwaches Ergebnis hier in Paris bekommen werden. Meinen Sie, dass die Leute genauso enttäuscht sein könnten wie nach dem Klimagipel 2009 in Kopenhagen?

  • « Ich weiß, dass die Klimabewegung stark ist. Wir werden weitermachen. Wir wissen, dass wir nicht bekommen, was wir brauchen, aber wir wissen, wo wir es uns holen müssen. Einer der ersten Orte, wo wir sind, ist ExxonMobil. »

Was sagen Sie zu den Anti-Kohle-Protesten im Sommer in Deutschland, die "Ende Gelände"-Aktion?

  • «Ich finde, das ist eines der inspirierendsten Beispiele des letzten Jahres... wenn man die Leute gesehen hat, wie sie das gemacht haben. Wir können die fossile Industrie physisch stoppen. Das ist zwar erst einmal nur für einen Tag, aber wir sind dabei, sie langfristig aufzuhalten - zum Beispiel durch die Divestment-Bewegung und andere Aktionen. Das trifft sie hart, ihre Projekte bringen keinen Profit mehr und es wird künftig noch härter für sie werden. »

Heißt das, dass die Klimabewegung ein echtes Risiko für die Konzerne darstellt?

  • « Jeder, der jetzt noch in Fossile investiert, handelt nicht nur moralisch falsch, sondern geht auch große finanzielle Risiken ein. »

Bill McKibben - USA

350.org

« Ich weiß, dass die Klimabewegung jetzt stark und robust ist. Wir werden weitermachen. Wir wissen, dass wir hier nicht bekommen, was wir eigentlich brauchen, aber wir wissen, wo wir es uns holen müssen. »

6. Dezember 2015 , nach einem nachgestellten "Prozess" gegen ExxonMobil | Bill McKibben über die Verantwortung von ExxonMobil, die Rolle juristischer Auseinandersetzungen und die Stärke der Klimabewegung.


Hallo Bill, worum ging es hier bei dem "Prozess" gegen ExxonMobil?

  • « Was wir gesehen haben, war eine Zeugenaussage von Leuten zu den Auswirkungen der Taten eines der weltgrößten Konzerne, zu den Auswirkungen auf das Leben und das Lebensumfeld von Menschen. Anlass sind die neuen Enthüllungen zu Exxon's Betrug mit dem Klimawandel. Wie das "Gericht" hier gerade gesagt hat, handelt es sich um das vielleicht größte Verbrechen eines Konzerns in der Geschichte der Menschheit. »

Was müsste passieren, damit wir solch einen Prozess, wie er hier zur Schau gestellt wurde, in Wirklichkeit bekommen?

« Vor allem muss der Fall und das Verhalten von Exxon jetzt erst einmal genau untersucht werden. Die Staatsanwaltschaft in New York sichtet bereits die Unterlagen des Konzerns. Das müssen auch noch andere öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel das Justizministerium tun, und auch Behörden in anderen betroffenen Ländern. »