Nguy Thi Khanh

Nguy Thi Khanh - Vietnam

Executive Director Green Innovation and Development Centre (GreenID)

« Wir mobilisieren die Menschen vor Ort, sich an Diskussionen zu beteiligen, Pläne zu entwickeln und diese umzusetzen. »

8. Dezember 2015, Nguy Thi Khanh in der «Climate Action Zone» im Le104, einem der Alternativgipfel der Klimabewegung in Paris, über die Bedeutung lokaler Projekte für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz.


     

RLS: Hallo Khanh, schön, dass du hier bist. Warum bist du hier in Paris?

  • « Ich bin hier, weil ich mich für den Klimaschutz einsetze ich mit meiner Organisationen im Energiesektor aktiv bin, um die Entwicklung von erneuerbaren Energien zu fördern. Wir glauben, dass ein Engagement in diesem Bereich einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Wir arbeiten mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen, um vor Ort etwas im Energiesektor zu bewegen. Hier zu sein, bietet uns die Chance , mit Menschen aus aller Welt zusammenzutreffen -  um uns auszutauschen, um voneinander zu lernen und um unsere Arbeit vor Ort - auf der Graswurzel-Ebene - zu stärken. »

Welche Lösungen sind das genau, die ihr vor Ort umsetzt?

  • « Wir haben einen neuen Ansatz entwickelt, um Menschen vor Ort zu mobilisieren, sich an Diskussionen zu beteiligen, Pläne zu entwickeln und diese umzusetzen. All das zielt darauf ab, den Energieverbrauch effizienter zu machen und die Lebensbedingungen in Privathaushalten und in den Kommunen zu verbessern - durch den Einsatz verschiedener erneuerbarer Energien.

    Was wir tun ist Folgendes: Wir bieten den Leuten jeweils ein Lösungspaket an, das ihrer Situation und ihren Bedürfnissen, das heißt Haushalten mit unterschiedlichem Einkommen, gerecht wird. Haushalten mit geringem Einkommen raten wir, auf effiziente mit Biogas betriebene Kocher umzusteigen. Das verbessert auch gleichzeitig die Luftqualität. Haushalten mit mittleren Einkommen, die selber Vieh halten, empfehlen wir, die Gülle zur Produktion von Biogas zu verwenden. Damit können sie dann kostenlos und sauber kochen. Das senkt nicht nur die Ausgaben, sondern kann sogar zusätzliches Einkommen generieren. Den wohlhabenden Haushalten schließlich empfehlen wir, sich solarbetriebene Wasserkocher und Solarleuchten anzuschaffen. Beides lässt sich problemlos einsetzen. Außerdem empfehlen wir die Umstellung auf LED-Glühbirnen, weil das Energie spart.

    Auch auf kommunaler Ebene und in Schulen fördern wir den Einsatz von nachhaltigen Technologien. Zum Beispiel unterstützen wir die Einführung von solarbetriebenen Anlagen zur Wasseraufbereitung, damit die Leute sauberes Trinkwasser haben. Außerdem empfehlen wir ländlichen Regionen mit großen Landwirtschaftsbetrieben, mit ihrer Gülle Biogas zu produzieren und damit über ein Leitungssystem die benachbarten Kommunen zu versorgen. Dort kann dann damit gekocht werden. Wichtig ist hierbei, dass die Menschen vor Ort selbst diese Dinge umsetzen.

    Wir kümmern uns aber auch um die politische Ebene und analysieren, wo die bestehende Politik verbessert werden muss beziehungsweise wo eine andere Politik her muss. Wir wollen, dass das bestehende Energiesystem umgebaut wird. Wir müssen den Einsatz von Kohle verringern und die die Energieeffizienz verbessern. Nur so können wir den Energiebedarf decken und den Import von Kohle verringern. Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Energieallianz fordern wir, die Kohlekraftwerkskapazität in Vietnam in den kommenden 15 Jahren um 30.000 Megawatt zu reduzieren. Und wir wollen, dass Vietnam bis 2030 aus der Atomenergie aussteigt. »

Du bist als Beobachterin für den UN-Klimagipfel akkreditiert und warst gestern dort unterwegs. Was passiert auf dem Gipfelgeände und was nimmst du als Eindruck von dort mit?

  • « Mich interessiert vor allem, verschiedene Experten zu hören, zum Beispiel zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa, zur Gebäudesanierung, zu den Auswirkungen von Subventionen für fossile Energieträger oder zu den Konsequenzen des Klimawandels für die Gesundheit von Menschen. Die gemeinsame Botschaft aller Workshops war, dass wir die Subventionierung von fossilen Energie beenden müssen, da es andere Möglichkeiten gibt, arme Haushalte zu unterstützen und dass Steuern auf Kohle dazu genutzt werden könnten, Gesundheitssysteme zu verbessern oder einen gerechten Wettbewerb zwischen erneuerbaren Energien und fossiler Energie herzustellen.

    Erneuerbare Energien sind der Weg in die Zukunft - und nicht die subventionierten fossilen Energien. Und auch auf die Verbesserung der Energieeffizienz müssen wir setzen; das ist nicht teuer und muss Teil der globalen Antwort auf den Klimawandel sein. »