Amaru Ruiz Alemán – Nicaragua

Amaru Ruiz Alemán

 

Vorsitzender der Organisation Fundación del Rio


Über die Fundación del Rio

Die Fundación del Rio wurde 1990 nach der Nicaraguanischen Revolution gegründet mit dem Ziel, die tropischen Regenwälder zu schützen. Seit 25 Jahren setzt sich die Organisation vor vor allem im Südosten Nicaraguas für den Schutz der natürlichen Ressourcen ein. Die Organisation ist Partnerorganisation der Rosa-Luxemburg-Stiftung Büro Mexiko.

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Amaru Ruiz Alemán im Interview

Amaru Ruiz Alemán, wo liegen die Hauptursachen des Klimawandels?

  • «Meiner Ansicht nach ist die Klimakrise und andere Umwelt- und auch Wirtschaftskrisen auf das Produktions- und Konsummodell der Industriestaaten zurückzuführen. Die wahren Verursacher des Klimawandels sind die Länder, die ihre Wirtschaftsentwicklung auf die vollkommen unvernünftige Ausbeutung der natürlichen Ressourcen aufbauen. Sie emittieren riesige Mengen an Treibhausgasen, die unser Klimasystem aus dem Gleichgewicht bringen.»

Der Waldschutz, für den sich die Fundación del Rio einsetzt, spielt eine zentrale Rolle für den Klimaschutz...

  • «Ja, die Bewahrung der Wälder ist zentral, um das Klima in der Balance zu halten. Darauf beschränken sich unsere Aktivitäten aber nicht. Denn Waldschutz hat auch mit der Verteidigung von Land zu tun. Unsere Organisation setzt sich dafür ein, Land gegen das extraktivistische Wirtschaftsmodell zu verteidigen, das Menschen für Minen, neue Monokulturen oder - wie aktuell geplant - für den Bau eines gigantischen Kanals quer durch Nicaragua von ihrem Land vertreibt. Außerdem kooperieren wir beim Schutz der natürlichen Ressourcen mit verschiedenen Gemeinden und bekannten Organisationen im Land. Zum Beispiel arbeiten wir beim Waldschutz und der Entwicklung nachhaltiger Alternativen eng mit Menschen aus dem Indigenen-Gebiet der Rama und der Kriol zusammen. Wir unterstützen Kakao-Kooperationen und nachhaltigen Tourismus und setzen uns für den Schutz ihrer Gebiete ein.

    Wichtig ist es, die Verletzbarkeit der Gemeinden vor Ort zu erkennen, traditionelles Wissen zur Bewahrung der Umwelt zu nutzen und lokal Lösungen zu finden. Wir sind vor Ort aktiv, haben uns aber auch national sowie weltweit vernetzt, um Einfluss auf die Umweltgesetzgebung zu nehmen.»

Was hat euer Kampf mit den UN-Klimaverhandlungen zu tun?

  • «Das gegenwärtige globale Wirtschaftsmodell wurde von den UN-Klimakonferenzen niemals in Frage gestellt. Die Botschaft ist doch, dass sich alle Staaten an den Klimawandel anpassen müssen, während die Industriestaaten einfach ihr Konsumniveau beibehalten und die Umwelt verschmutzen wie zuvor. Wir fordern, dass die Hauptumweltverschmutzer ihre Produktions- und Konsummuster grundlegend umstellen. Sie müssen anerkennen, dass sie ihre Emissionen drastisch senken und ihre Ökonomie wandeln müssen.»

Welche Forderungen ergeben sich daraus konkret für die UN-Klimaverhandlungen?

  • «Wir sind besorgt, wie sehr die Verhandlungen falsche Lösungen vorantreiben - angefangen beim Waldschutzprogramm REDD, über die Beförderung der "Green Economy" bis hin zum Einsatz von Agrosprit. All das kritisieren wir: Wir sind gegen den massenhaften Einsatz von Agrosprit als Alternative zu fossilen Treibstoffen, denn Agrosprit führt dazu, dass Menschen ihr Land verlassen müssen und die Umwelt massiv geschädigt wird. Außerdem sollten Wälder nicht dazu missbraucht werden, den hohen Treibhausgasausstoß der Industriestaaten zu kompensieren. Wir widersetzen uns der Finanzialisierung der Wälder. Die Verhandlungen müssen endlich die historische Rolle der indigenen Völker für den Waldschutz anerkennen und es ihnen möglich machen, sich auch weiterhin um den Schutz der Wälder zu kümmern.»