Die Selbstbezeichnung „Asiatische Deutsche“ ist eine neue Kategorie, um postmigrantische Identifikationsprozesse und komplexe kulturelle Verortungen von Subjekten zu analysieren, die in Deutschland als asiatisch markiert werden. Indem der Begriff „Asiatische Deutsche“ kulturelle Positionierungen und Zugehörigkeiten zusammendenkt, die normalerweise als unvereinbar gelten, reflektiert er Fragen der Rassifizierung und kulturellen Essentialisierung. Dieser Prozess ist mit unterschiedlichen Selbst- und Fremdzuschreibungen verbunden, die sich wechselseitig beeinflussen und in einem nicht determinierten Machtverhältnis zueinan-derstehen. Der Abschied von binären Kultur- und Identitätsmodellen geht dabei notwendi-gerweise mit der Anerkennung hybrider Mehrfach-Zugehörigkeiten einher. Dieser Ansatz versucht eine politisch-analytische Perspektive zu entwickeln, die nicht nur die fortschrei-tende Pluralisierung von Deutsch-Sein zur Sprache bringt, sondern ebenso nach den Kontu-ren, Strukturen und Geschichten asiatischer Diasporen in Deutschland fragt. Wie die politi-sche Selbstbezeichnung „People of Color“ ruft auch der Begriff „Asiatische Deutsche“ dabei unvermeidlich Irritationen hervor, die einen weiteren Diskussions- und Klärungsbedarf signalisieren.